Psychoonkologie bei Brustkrebs
Gemeint ist nicht ein Gewinn, wie der Begriff assoziativ nahe legt, sondern die Minimierung von Verlust. Dem entspricht das Ziel der therapeutischen Arbeit mit Krebspatientinnen aus onkologischer und psychoonkologischer Sicht, Verlust, d. h. leiden zu verringern. Das Leiden hat viele Ursachen, unvermeidliche und vermeidbare. Auch die onkologische Behandlung, die kaum schädigungsfrei verläuft, kann eine Quelle von Belastungen sein. Vor allem dann, wenn das Behandlungsziel nicht mehr primär auf eine Lebensverlängerung ausgerichtet sein kann, sondern die Linderung von Symptomen anstrebt, müssen therapiebedingte Einschränkungen und Beschwerden vermieden werden.
"Lebensqualität" in diesem Sinne beschränkt sich auf gesundheitliche Aspekte und definiert sich nach den Beschwerden, die durch die jeweilige Erkrankung und unter der Behandlung zu erwarten sind. Die Zahl und Intensität der Beschwerden gelten als Maß für die Lebensqualität, welches dazu dient, Behandlungsalternativen unter dem Gesichtspunkt der Schadenminimierung einzuschätzen.
Bei den Messinstrumenten zur Quantifizierung von Lebensqualität handelt es sich dementsprechend hauptsächlich um Beschwerdenlisten, die systematisch abgefragt werden und die neben körperlichen Beschwerden auch psychische und soziale Beeinträchtigung umfassen. Die verschiedene Messskalen sind im Prinzip nur zur Anwendung in Therapievergleichsstudien gedacht - ob sich beispielsweise zwei oder mehrere Behandlungsarme hinsichtlich der Beschwerdenmuster unterscheiden. Lebensqualität im klinisch-wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist somit nicht als Merkmal eines einzelnen Patienten zu verstehen, sondern als durchschnittlich mit einem bestimmten Medikament oder Behandlungsregime verbundenes Beschwerdeprofil.
Einige Autoren versuchen, die Einschätzung von Lebensqualität an die biologischen Response-Kritrien anzugleichen und sprechen dann von "Clinical Benefit Response." Diese Versuche können allerdings bisher noch nicht als gelungen betrachtet werden. Patienten haben oft Erwartungen, die sich von der Sicht der Behandler unterscheiden, Erwartungen, die aber das persönliche Erleben von Lebensqualität prägen. Damit solche Differenzen nicht zu einer Belastung werden, gehört zu einer professionellen onkologischen Therapie eine tragfähige Arzt-Patienten-Beziehung und eine hohe kommunikative Kompetenz der Ärzte und Pflegenden.
Hilfe der Psychosozialen Onkologie gelten somit nicht nur den Patienten, sondern auch den Behandlern und Forschern, einerseits zum Erwerb der nötigen kommunikativen Kenntnisse und Fertigkeiten und anderseits zum Einsatz geeigneter Messinstrumente und zur Interpretation der Resultate.
Patienten (und Angehörige) erfahren u. a. Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung, zur Linderung der psycho-vegetativen Nebenwirkungen, von Schmerzen und der meist unterschätzen psychischen Komorbidität.