Morbus Crohn (Ileitis terminalis, Enteritis regionalis)

Morbus Crohn (Ileitis terminalis, Enteritis regionalis)

Beim Morbus Crohn handelt es sich um eine chronisch entzündliche Darmerkrankung unbekannter Ursache (Ätiologie) und Entstehungsweise (Pathogenese). Die Erkrankung verläuft meist schubweise. Sie betrifft  - im Gegensatz zur Colitis ulcerosa - alle Schichten der Darmwand und kann alle Abschnitte des Magen-Darm-Traktes befallen, einschließlich der Speiseröhre. Bevorzugt betroffen werden: Der untere Dünndarmabschnitt (terminales Ileum) in ca. einem Drittel der Fälle, der Übergang zum Dickdarm (Ileokolon) in ca. 40%, Dickdarm und Analkanal in ca. 25%, andere Abschnitte eher selten (<5%). Es können gleichzeitig mehrere Darmabschnitte erkrankt sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander getrennt sind (segmentaler, diskontinuierlicher Befall).

 

Jährlich treten 2 bis 4 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern auf. Beide Geschlechter erkranken mit gleicher Häufigkeit. Die Erkrankung befällt Personen jeden Alters, tritt jedoch gehäuft zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr sowie um das 60. Lebensjahr auf. Es wurde sowohl eine familiäre Häufung beobachtet, als auch eine ethnische. Weiße erkranken etwa doppelt so oft wie Farbige. In den letzten 20 Jahren hat die Zahl der Neuerkrankungen insgesamt zugenommen.

 

Die Ursachen sind nach wie vor unbekannt. Man nimmt an, dass mehrere Faktoren zusammen wirken müssen (multifaktorielle Genese). Dies begründet sich in der Beobachtung einer familiären Häufung (erbliche Veranlagung), dem Einfluß von Ernährungsfaktoren und Nahrungsbestandteilen (z. B. erhöhter Gebrauch von raffinierten Kohlenhydraten, z. B. weißer Zucker), einer möglichen Störung des Immunsystems, psychosomatischen Ursachen (Konfliktsituationen, Stress) sowie einem möglichen Einfluss von Bakterien und Viren.

 

Das wichtigste Symptom (Leitsymptom) ist ein flüssiger bis wässriger Stuhl (bei ca. 70% der Erkrankten), der häufig von krampfartigen Schmerzen, besonders im rechten Unterbauch, begleitet wird. Blut- oder Schleimbeimengungen im Stuhl sind  - im Gegensatz zur Colitis ulcerosa - eher selten. Viele Patienten zeigen einen Gewichtsverlust als Folge von Eiweißverlusten über den Darm, fühlen sich müde, abgeschlagen und haben keinen Appetit. Die Erkrankung verläuft meist schubweise mit Fieber, einem Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) und einer Anämie (Verminderung des roten Blutfarbstoffes).

 

Erste Hinweise auf das Vorliegen eines M. Crohn ergeben sich aus der Befragung des Patienten (Anamnese), die körperliche Untersuchung kann die Lokalisation der Erkrankung oft schon eingrenzen und bereits vorhandene Komplikationen wie Konglomerattumore oder Fistelbildungen aufdecken. Zur Sicherung der Diagnose und Abgrenzung gegenüber anderen entzündlichen Darmerkrankungen, insbesondere der Colitis ulcerosa, bedarf es weiterer bildgebender und laborchemischer Untersuchungsverfahren wie z. B. die Röntgenkontrast-Darstellung des Magen-Darm-Traktes, die Darmspiegelung (Endoskopie) mit Entnahme von Gewebeproben (Biopsie) und deren feingewebliche Untersuchung (Histologie), Ultraschall (Sonographie) und ergänzende Laboruntersuchungen. Bei ca. 10% der Patienten mit einem Morbus Crohn des Dickdarmes gelingt die Abgrenzung zur Colitis ulcerosa trotz umfangreicher diagnostischer Maßnahmen nicht. In diesen Fällen ergibt sich die endgültige Diagnose erst aus dem Krankheitsverlauf.

 

Komplikationen betreffen in erster Linie den Darm. Dazu gehören bei ca. 30 - 50% der Patienten Fisteln (spontan entstandene Verbindungen) zwischen einem Hohlorgan und der Körperoberfläche (äußere Fistel) oder einem anderen Hohlorganen (innere Fistel). Sie haben eine schlechte Heilungstendenz und können immer wieder auftreten (rezidivieren). Bei ca. 20% der Patienten finden sich Abszesse, insbesondere im Analbereich. Häufig sind auch Konglomerattumore, ein Darmverschluss kann sowohl Folge einer Narbenbildung, als auch durch eine entzündliche Schwellung bedingt sein.

 

Komplikationen des Morbus Crohn können - selten - auch außerhalb des Darmes auftreten, wie z. B. Gelenkentzündungen, Entzündungen am Auge oder Hautveränderungen (Erythema nodosum).

 

Die Therapie besteht im akuten Schub in einer Cortison-Stoßtherapie. Bei Cortisonrefraktärität stehen andere Immunsupressiva wie Azathioprin oder Methotrexat zur Verfügung. Kann die entzündliche Aktivität auch damit nicht durchbrochen werden, stehen neue Medikamente wie z. B. Infliximab (TNF-alpha-Antikörper) therapeutisch zur Verfügung. Bei Crohn-Komplikationen wie hochgradigen Stenosen oder Konglomeratumoren erfolgt die Therapie chirurgisch. Zur Remissionserhaltung werden vor allem Aminosalizylate eingesetzt. Eine spezifische Diät für Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen gibt es nicht. Allerdings können sowohl der Verlauf als auch der Allgemeinzustand mit diätetischen Maßnahmen positiv beeinflusst werden. Menschen, die an Morbus Crohn leiden, finden oft selbst heraus, welche Nahrungsmittel sie gut vertragen und was ihnen nicht bekommt.

 

Der Verlauf der Erkrankung ist nicht vorhersehbar. Wenngleich die Erkrankung derzeit nicht heilbar ist, werden mit Hilfe therapeutischer Maßnahmen ca. 60 - 70 % der Patienten auf Dauer symptomfrei.