Was tun bei Glutenunverträglichkeit
Bei den Betroffenen ruft diese Erkrankung Symptome wie Durchfall, Völlegefühl, Übelkeit, Gewichtsverlust, Blutarmut, Vitamin- und Eiweißmangel hervor. Im Kindesalter kann es durch eine aus der Zoeliakie resultierender gestörter Dünndarmfunktion zu Mangelernährung und damit Wachstums- und Entwicklungsstörungen kommen.
Die Zoeliakie ist weltweit verbreitet, kommt aber gehäuft in Europa und europäischstämmiger Bevölkerung in Nordamerika und Australien vor. Die Inzidenz (Häufigkeit) beträgt zwischen 1:300 (z. B. Westirland) und 1:6.500 (Schweden) und betrifft mehr Frauen als Männer. In Deutschland liegt die Häufigkeit etwa bei 1:1.000. Die Erkrankung manifestiert sich gewöhnlich im Säuglingsalter mit einem ersten Altersgipfel zwischen 9 Monaten und 3 Jahren sowie einem zweiten im 4. Lebensjahrzehnt.
Ursächlich handelt es sich bei der Sprue um eine ständige Intoleranzreaktion gegenüber Gluten. Im Serum der Patienten sind meist zirkulierende Antikörper gegen Gluten und seinen Komponenten, in der Wand des Dünndarms vermehrt sensibilisierte Immunabwehrzellen (T-Lymphozyten und Plasmazellen) nachweisbar. Die Oberfläche der Dünndarmschleimhaut wird dadurch angegriffen und verringert. Die Folge der reduzierten Dünndarmoberfläche ist eine gestörte Aufnahme (Malabsorption) für Glucose, Aminosäuren, Fett, Vitamine, Calcium und Eisen. Des Weiteren kommt es zu Störungen des Elektrolyt- und Wassertransportes, die Durchfall (Diarrhoe) begünstigen. Zusätzlich besteht eine genetische Disposition (erbliche Veranlagung) mit familiärer Häufung der Erkrankung. Die strukturellen Veränderungen sind unter einer glutenfreien Diät reversibel.
Das Krankheitsbild der Sprue ist ausgesprochen variabel. Bei Kindern stehen Gedeihstörungen im Vordergrund die in den meisten Fällen 3 - 6 Monate nach Beginn der glutenhaltigen Ernährung (Grießbrei, Vollkornbrei etc.) auftreten. Beim Vollbild der Sprue des Erwachsenen leidet der Patient aufgrund der Malabsorption unter starkem Gewichtsverlust, Muskelschwund und Eiweißmangelödemen. Zusätzlich treten Diarrhoe, Flatulenz und weitere Symptome wie die Eisenmangelanämie (Blutarmut) auf.
Eindeutig bewiesen werden kann die Zoeliakie mittels endoskopischer Beurteilung der Dünndarmschleimhaut mit dem Nachweis einer Dünndarmzottenatrophie, also einer Zerstörung des normalen Schleimhautreliefs, sowie durch Begutachtung entnommener Gewebepartikel.
Eine zweite Form des eindeutigen Nachweises ist die Bestimmung von Antikörpern im Blut. Spezifisch für die Zoeliakie sind Antiendomyseale-, sowie für den Schweregrad die Antigliadin-Antikörper. Der Wert der gemessenen Antikörper korreliert mit der Ausprägung der Erkrankung und kann gut als Verlaufsparameter neben klinischen Symptomen genutzt werden.
Entscheidend in der Therapie ist die konsequente, lebenslange glutenfreie Ernährung. Glutenfreie Getreide sind Reis, Mais und Hirse. Aufgrund fehlender Deklarationsvorschriften für Gluten in Fertigprodukten oder Arzneimitteln bereitet die strikte Einhaltung der Diät oft Probleme. Die überwiegende Mehrzahl der Patienten spricht innerhalb einer Woche auf eine glutenfreie Diät an. In schweren Fällen kann anfänglich eine Substitution von Vitaminen und Spurenelementen und/oder künstliche Ernährung notwendig sein. Zu Beginn sollte die Diät immer laktosefrei sein, da aufgrund der Zottenatrophie initial fast immer einer Laktoseintoleranz (Unverträglichkeit gegen Milchzucker) besteht.
Unter Einhaltung einer konsequenten glutenfreien Ernährung ist die Lebenserwartung nicht eingeschränkt. Die unbehandelt erhöhte Neigung zur Entwicklung bösartiger Erkrankungen des Magendarmtraktes gleicht sich nach mehrjähriger Diät dem Risiko der Normalbevölkerung an, so dass eine lebenslange Diät empfohlen wird.