Miss- und Fehlbildungen des Gesichtes
Bedingt durch die Fehlbildung mit entstehenden Narbenzügen, kommt es oft zu einem verlangsamten Wachstum des Oberkiefers. Es entwickelt sich eine sog. Retrognathie des Oberkiefers, d. h. eine Rücklage des Oberkiefers, als Folge der Fehlbildung.
Im Jugendalter kann nun durch kieferorthopädische Apparaturen, z. B. die sog. Delaire- Maske, das Wachstum des Oberkiefers angeregt werden. Auf diese Art und Weise lässt sich dann bis zum Abschluss des Wachstums mit ca. 15-16 Jahren, ein normaler Überbiss herstellen. Das bedeutet, dass die Oberkieferzähne leicht über die Unterkieferzähne hinüber greifen.
Gelingt dieses nicht, muss dann bereits im Alter von 15-16 Jahren die kieferorthopädische Vorbereitung für eine Operation, die sog. Le-Fort-I-Osteotomie, erfolgen. Hierbei stellt der Kieferorthopäde eine ideale Okklusion ein und überweist den Patienten dann zum Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgen, als den zuständigen plastischen Chirurgen für diese Fehlbildung. Der MKG-Chirurg löst dann nach entsprechender Modellanalyse und OP-Planung im Rahmen eines Eingriffes in Narkose den Oberkiefer vom Mittelgesicht. Der Oberkiefer wird dann über eine Positionierung mittels Gesichtsbogen und sog. Splints (d. h. Schienen) in die neue, richtige Position gebracht. In dieser Position wird er dann mit feinen Osteosyntheseplatten aus Titan am Mittelgesicht fixiert. Zusätzlich werden in der frühen Phase der Wundheilung zur Stabilisierung des Ergebnisses Gummizüge von den Oberkiefer- zu den Unterkieferzähnen eingehängt.
Wichtig ist, dass der Patient in der frühen Wundheilungsphase von ca. 14 Tagen nur flüssige Kost, danach nur breiige Kost zu sich nimmt, um das Ergebnis nicht durch das Kauen von harter Nahrung zu gefährden. Die feinen Titanplättchen sind nämlich nicht in der Lage, starker Belastung stand zu halten. Sie würden sich verbiegen und das Ergebnis würde verschlechtert. Nach etwa einer Woche können die lediglich in der Mundhöhle befindlichen Fäden gelöst werden und nach drei Monaten ist dann eine weitgehende Stabilität eingetreten, sodass der Patient wieder normale Nahrung zu sich nehmen kann. Die vom Inneren der Mundhöhle eingebrachten Titanplatten können ca. sechs Monate nach der ursprünglichen Operation entfernt werden.
Es schließt sich dann noch einmal eine kieferorthopädische Nachbehandlung an, die noch einmal zur Verbesserung der Okklusion beiträgt. Nach Abschluss der kieferorthopädischen Nachbehandlung im Rahmen der kombinierten kieferorthopädisch/ kieferchirurgischen Therapie, wird dann noch einmal eine Fotodokumentation erstellt, um gleichzeitig die Grundlage zu liefern für die plastisch kosmetischen Korrekturen an den Weichteilen, d. h. insbesondere der Nase und ggf. auch noch einmal der Lippe, die dann schließlich nach Wachstumsabschluss mit ca. 17 Jahren von dem für dieses Gebiet zuständigen Facharzt für regionale plastische Chirurgie, dem Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen, durchgeführt werden. Die Durchführung des Eingriffes der Oberkieferverlagerung wird in aller Regel stationär durchgeführt. Nur in wenigen spezialisierten Zentren besteht auch die grundsätzliche Möglichkeit der Durchführung des Eingriffes in ambulanter Form.