Neue Konzepte helfen Frauen mit metastasiertem Mammakarzinom

Was versteht man unter "metastasiertem Mammakarzinom"?

Unter "metastasiertem Mammakarzinom (Brustkrebs) versteht man die Absiedlung von Brustkrebszellen außerhalb der Brustdrüse. Brustkrebszellen können sich, nachdem sie über den Blut- und Lymphstrom verbreitet wurden, in den entfernteren Geweben und Organen festsetzen und dort Tochtergeschwülste, so genannte Metastasen, bilden. Mit dem Lymphstrom gelangen die Zellen zunächst in die regionalen Lymphknoten der Achselhöhle. Gelingt es ihnen, sich hier anzusiedeln und sich zu teilen, können sie zu Lymphknotenmetastasen heranwachsen. Von dort aus können weitere Lymphknotenstationen befallen werden.

Werden Krebszellen über den Blutstrom in andere Organe verschleppt und können sich dort vermehren, entstehen Organmetastasen. Verschleppte Krebszellen bilden jedoch nicht immer gleich Tochtergeschwülste. Es besteht auch die Chance, dass die Zellen absterben oder manchmal für viele Jahre in einem Ruhezustand verharren.

Eine Metastasierung kann zu verschiedenen Zeitpunkten auftreten:

  1. Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose der Brustkrebserkrankung besteht bei nur etwa 6% aller Patientinnen schon eine so genannte Fernmetastasierung.
  2. Bei etwa 60% der Brustkrebspatientinnen tritt nach der Erstbehandlung im weiteren Krankheitsverlauf der Brustkrebs in Form von Metastasen erneut auf.

Im Unterschied zu vielen anderen Krebsarten kann ein solcher Rückfall leider noch nach 10 bis 20 Jahren vorkommen.

In welchen Körperregionen treten Brustkrebsmetastasen auf?

Manche Körperregionen sind mit größerer Wahrscheinlichkeit von Metastasen betroffen als andere. Metastasen können gleichzeitig mehrere Organe befallen, oft ist es jedoch nur ein einzelnes Organ. Am häufigsten, in ca. 70% der Fälle, metastasiert Brustkrebs in den Knochen. Die Lunge und das Rippenfell sind in etwa 30% der Fälle betroffen. Lymphknotenmetastasen findet man meistens unter oder über dem Schlüsselbein und in der Halsregion. Deutlich weniger häufig treten Lebermetastasen auf (ca. 10%). Relativ selten kommt es zur Ausbreitung im Gehirn, der Aderhaut des Auges und in den Bauchraum mit Befall des Bauchfells, der Eierstöcke oder der Gebärmutter.

Was ist ein "lokoregionales Rezidiv"?

Manchmal, bei ca. 10 - 15% aller Patientinnen, tritt der Brustkrebs nach der Behandlung nahe seinem ursprünglichen Entstehungsort wieder auf. Dann liegt keine Fernmetastasierung vor, sondern ein so genanntes Rezidiv. Unter dem Begriff "Lokalrezidiv" werden zusammengefasst: ein erneutes Krebswachstum nach Brusterhaltendem Vorgehen im Bereich der Brust und nach Brustentfernung im Bereich der Brustwand bzw. der Narben. Bei einem "regionalen Rezidiv" sind die Lymphknoten in der Achselhöhle oder unter dem Schlüsselbein auf der betroffen Seite befallen. Beide Formen werden gemeinsam auch als "Lokoregionales Rezidiv" bezeichnet. Trotz aller Schrecken dieser Krankheit, biete die Medizin heute immer bessere Therapiemöglichkeiten an, die der Hoffnung auf einen erfolgreichen Kampf gegen den Krebs neue Nahrung geben. Eine der innovativsten Entwicklungen hat hier sicher die moderne Chemotherapie gemacht.

Neue Perspektiven in der Chemotherapie

Bei modernen Chemotherapien bleibt die Lebensqualität erhalten. Aufgrund der Erkenntnis, dass hochdosierte aggressive Therapien langfristig kein besseres Behandlungsergebnis erzielen, die Patientin aber mit starken Nebenwirkungen und langen Krankenhausaufenthalten stark belasten, setzen sich die Experten neue Ziele. Die Lebensqualität der Patientin steht dabei im Mittelpunkt der Überlegungen: Aggressive Therapien werden ebenso vermieden wie lange Krankenhausaufenthalte. Inzwischen gilt beim metastasierten Brustkrebs: eine Therapie ist nicht nur dann ausreichend wirksam, wenn der Tumor zurückgedrängt wird, sondern auch dann, wenn er nicht weiter wächst. Neu entwickelte Chemotherapien geben Ihnen als Patientin die Möglichkeit, in Ihrer gewohnten Umgebung behandelt zu werden. Diese Therapien sind nebenwirkungsarm und dabei dennoch wirksam. Die sequentiellle Therapiestraegie bedeutet, dass die Wirkstoffe nacheinander eingesetzt werden. Dadurch bleiben nach Versagen einer Therapie noch ausreichend Alternativen vorhanden, die zum Einsatz kommen können. Diese Grundsätze erfüllt beispielsweise der Wirkstoff Capecitabin. Er lässt sich auch dann noch wirksam einsetzen, wenn viele andere gängige Therapieschemata nicht mehr ansprechen. Capecitabin liegt in Tablettenform vor und kann daher gut zu Hause oder unterwegs eingenommen werden. Es wird hauptsächlich in den Tumorzellen in seine aktive Form umgewandelt, das heißt, dass die aggressive Wirkung auf den Tumor besonders stark, gleichzeitig aber auch auf ihn begrenzt ist. Auf andere Körperzellen ist der Einfluss dagegen sehr gering. Der Körper leidet weniger unter den typischen Nebenwirkungen einer Zytostatikatherapie. Somit liegt ein ausgesprochen verträglicher Wirkstoff vor, bei dem Haarausfall und die negative Wirkung auf die Blutbildung praktisch keine Rolle mehr spielen. Capecitabin ist wirksamer als viele gängige Chemotherapie-Wirkstoffe und kann gut mit anderen Zytostatika kombiniert werden. Insbesondere in der Kombination mit dem Wirkstoff Docetaxel zeigten sich gegenüber der alleinigen Docetaxel-Therapie höhere Ansprechraten und eine längere Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung. Auch die Prognose war deutlich verbessert.

Selbstverständlich gilt auch oder gerade für den Brustkrebs das Motto:

"Um so früher die Erkrankung erkannt wird, um so größer die Heilungschancen".

Deshalb sollten Sie Eigenverantwortung übernehmen und die Selbstuntersuchung Ihrer Brust regelmäßig durchführen.

 

    
 

Selbstuntersuchung der Brust

90 Prozent der Erkrankten entdecken den Brusttumor durch Selbstertastung. Die regelmäßige Abtastung in monatlichen Abständen etwa 10 Tage nach Beginn der Periode ist daher ein wichtiges Mittel zur Früherkennung.

Anleitung

Betrachten Sie Ihre Brust vor dem Spiegel, indem Sie die Hände auf die Hüften legen. Von besonderer Bedeutung sind Veränderungen der Brustdrüsenkonturen, der Brustwarzen und des Warzenhofes. Achten Sie besonders auf eingezogene oder entzündete Warzen. Verschränken Sie die Arme hinter dem Kopf und betrachten Sie vor dem Spiegel die Brust. Achten Sie besonders auf Hauteinziehungen und Konturveränderungen im ganzen Bereich der Brustdrüse. Wenn Sie die Arme bewegen, achten Sie darauf, ob die Brüste der Bewegung folgen.

Jetzt tasten Sie die Brust ab, indem Sie die eine Hand unter die Brust legen und sie leicht anheben. Mit der anderen Hand, die flach und geschlossen ist, streichen Sie sanft die Brust aus und tasten Sie die Brust Stück für Stück ab. Achten Sie auch darauf, ob sich aus den Brustwarzen eine Flüssigkeit herausdrücken lässt.

Wiederholen Sie dieses Ausstreichen und Abtasten auch im Liegen. Strecken Sie dabei den Arm auf der Seite nach oben, die untersucht werden soll. Prüfen Sie auch die Achselhöhle.

Hinweis:
In 80 Prozent der Fälle sind bei jungen Frauen entdeckte Knoten gutartige Veränderungen. Diese sollten aber immer vom Frauenarzt abgeklärt werden.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben, so wenden Sie sich an den Arzt Ihres Vertrauens.