Top im Job trotz Dialyse
Berufstätig zu sein ist für mich eine Art Unabhängigkeit, die ich nicht missen möchte; sie stärkt das Selbstwertgefühl", heißt es in einem Erfahrungsbericht eines Dialysepatienten. "Arbeit, sinnvolles, Ziel gerichtetes Tätigsein bedeutet sehr viel Erfüllung", urteilt eine andere Patientin.
Weitere Argumente aus Patientensicht sind: Ablenkung von der Erkrankung, ein abwechslungsreicher Tagesablauf, finanzielle Unabhängigkeit und Kontakte zu Kollegen und Geschäftspartnern. Im Job seine Qualitäten und Qualifikationen unter Beweis stellen zu können und Erfolg zu haben, ist für viele ein bedeutendes Stück Lebensqualität. Auch die Ärzte bestätigen entsprechend positive Wirkungen der Arbeit auf Körper und Psyche der Dialysepatienten. Allerdings müssen die Voraussetzungen stimmen – zum einen der Gesundheitszustand des Patienten, zum anderen die Arbeitsbedingungen.
Keine schwere Arbeit
Dialysepatienten sollten deshalb keine Schicht- oder Nachtarbeit ausüben, keine schweren körperlichen Tätigkeiten ausführen und sich keinen dauerhaften Belastungen, Termindruck oder Akkord aussetzen. Arbeitsplätze, an denen – beispielsweise durch Hitze, Kälte, Nässe, Zugluft, Staub, Dämpfe oder Gase – ein hohes Infektionsrisiko besteht, sind für sie tabu. Generell lässt sich ein Job im Büro eher mit der Dialyse verbinden als einer in der Produktion. Diese Regeln gelten sowohl für Patienten, die die Hämo-Dialyse (HD) anwenden, als auch für die, die sich für die Peritoneal-Dialyse (PD) entschieden haben.
Mit beiden Formen der Nierenersatztherapie ist es möglich, seinen Job gut zu machen. Was die Arbeitszeiten betrifft, eröffnen sie aber unterschiedliche Möglichkeiten. Da die HD körperlich anstrengend ist, sollte sie eher nach Feierabend erfolgen. Wenn die Termine im Dialysezentrum in die Arbeitszeit fallen, kann der Patient für diese Stunden Krankengeld beantragen, das allerdings unter seinem normalen Stundenlohn liegt. In einigen Fällen ist es für HD-Patienten sinnvoll, die Wochenarbeitszeit zu reduzieren und zum Beispiel nur an den dialysefreien Tagen zu arbeiten, was natürlich mit dem Arbeitgeber vereinbart werden muss. Ca. 70 der deutschlandweit rund 1.100 Dialysezentren bieten die HD inzwischen als Nachtdialyse an. Die so behandelten Patienten können zu regulären Zeiten arbeiten.
Flexibler durch PD
Deutlich flexibler bei den Dialysezeiten sind Patienten, die die Dialyse zu Hause selbst vornehmen. Die häufigste Form der Heimdialyse ist die Peritoneal-Dialyse (PD). Für Berufstätige bietet die Bauchfelldialyse den entscheidenden Vorteil, dass sie weitgehend variabel in den Tagesablauf eingefügt werden kann. Zwar müssen die Intervalle zwischen den Beutelwechseln gleich sein, doch können sie insgesamt auf den Tagesablauf und die Arbeitszeiten abgestimmt werden. Falls das Arbeitsumfeld es zulässt, beispielsweise geeignete Sozialräume zur Verfügung stehen, kann der Dialysebeutel sogar am Arbeitsplatz gewechselt werden.
Die PD kann aber auch nachts erfolgen. Bei der Automatisierten Peritoneal-Dialyse (APD) steuert ein Gerät, der so genannte Cycler (z. B. HomeChoice PRO der Fa. Baxter), den Dialyseprozess, während der Patient schläft. So bleibt der Tag frei für Beruf und Freizeit.
Einer der weiteren Vorteile der PD ist, dass sie ein kontinuierliches Verfahren ist, bei dem die Giftstoffe andauernd aus dem Körper "gewaschen" werden. Dadurch belastet sie den Kreislauf weniger als die HD, was zu einem größeren Wohlbefinden im Job, aber auch in der Freizeit beiträgt.
Grundsätzlich sollten Dialysepatienten mit dem Arzt und dem Vorgesetzten über ihre Arbeit sprechen. Darüber hinaus gewährt der Gesetzgeber Dialysepatienten besonderen Schutz. Aus diesem Grund wird ihnen eine Schwerbehinderung mit einem Grad von 100 anerkannt. Entsprechende Anträge sind unter anderem bei den Versorgungsämtern bzw. Landratsämtern erhältlich. Die anerkannte Schwerbehinderung bringt im Regelfall viele Rechte und Vergünstigungen in Beruf und Alltag: einen erhöhten Kündigungsschutz am Arbeitsplatz und zusätzliche Urlaubstage, Hilfestellungen bei einer Umgestaltung des Arbeitsplatzes, spezielle Lohn- oder Einkommensteuerfreibeträge, Vergünstigungen im Öffentlichen Personennahverkehr und bei der Kfz-Steuer sowie einen bevorzugten Service bei öffentlichen Dienststellen. Bei Problemen am Arbeitsplatz können sich Schwerbehinderte an die Integrationsämter der Länder wenden. Für dialysepflichtige Berufseinsteiger und Wiedereinsteiger sind die Arbeitsämter und Rentenversicherungsträger erste Auskunftsstellen.
Bei der Hämo-Dialyse (HD) wird der Patient in der Regel drei Mal pro Woche an eine Dialysemaschine angeschlossen. Über ein Schlauchsystem wird dem Körper Blut entzogen und ihm nach Reinigung sowie Flüssigkeitsentzug in einem externen Filter – der "künstlichen Niere" – wieder zugeführt. Die vier- bis sechsstündige Behandlung findet meist in Dialysezentren statt, in seltenen Fällen zu Hause.
Die Peritoneal-Dialyse (PD) bietet sich für eine Behandlung in den eigenen vier Wänden oder auch unterwegs an. Hierbei dient das Bauchfell (Peritoneum), eine rund 2 m2 große dünne Haut, die von einem dichten Geflecht von Blutkapillaren durchzogen ist, als Filter. Frische Dialyse-Lösung fließt hierzu über einen ständigen Katheter in die Bauchhöhle. Sie nimmt im Bauchfell Schadstoffe und überschüssige Flüssigkeit auf und transportiert sie nach einigen Stunden Verweilzeit über den Katheter aus dem Körper heraus in einen Auffangbeutel.
Dank PD flexibel im Alltag: Gerade Berufstätige schätzen dies.