Mangelernährung bei Tumorpatienten
Krebs ist in Deutschland nach den Herz- und Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache und doch sterben nicht weniger als 20 Prozent aller Patienten allein an den Folgen einer Unterernährung und nicht an den direkten Folgen der Tumorerkrankung.
Ungewollter Gewichtsverlust ist häufig eine Begleiterscheinung und oftmals das erste Anzeichen bei fast allen soliden Tumorerkrankungen. Wie stark der Gewichtsverlust ausgeprägt ist, hängt von der Art des Tumors ab. Der Ernährungsstatus eines Menschen hat einen bedeutenden Einfluss auf die Lebensqualität sowie die Fähigkeit des Körpers, gegen Krankheiten anzukämpfen und kann die körperlichen Abwehrkräfte stärken. Zudem beeinflusst er die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Antitumortherapien, sei es in Form einer Chemo-, Strahlen- und Radiotherapie oder einer Knochenmarkstransplantation. Für die Heilungschancen ist es daher besonders wichtig, Ernährungsdefizite so früh wie möglich festzustellen und zu beheben. Grundsätzlich ist nachgewiesen, dass zwischen 50 und 75 Prozent aller onkologischen Patienten zum Diagnosezeitpunkt bereits unterernährt sind.
Bei vielen Krebsarten kann der Gewichtsverlust verschiedene Ursachen, wie mechanische Behinderung, Schmerzen, schwere Blutungen oder unzureichende Nährstoffresorption haben. Hauptverantwortlich für den Verlust des Körpergewichtes bei Tumorpatienten sind jedoch Stoffwechselveränderungen des Körpers. Unter dem Einfluss von Signal- und Botenstoffen, die die Krebszellen produzieren, werden Muskeleiweiß und Fett abgebaut. Zudem wird das Immunsystem geschwächt, so dass weitere Erkrankungen, so zum Beispiel auch die Krebskachexie – schwere Form der Unterernährung und Komplikationen folgen können. Das beeinträchtigt nicht nur den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten, sondern bedroht auch den Behandlungserfolg. Zum anderen werden die Gewichtsverluste durch eine Einschränkung der Nahrungszufuhr hervorgerufen, die wiederum durch den Tumor oder durch die Therapie bedingt sind. Eine Chemo- oder Radiotherapie kann Erbrechen und Diarrhö bewirken. Zu den tumorbedingten Faktoren, die zu Ernährungsstörungen führen, gehören weiterhin Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schluckbeschwerden, Schmerzen und Verdauungsstörungen sowie psychische Faktoren wie Angst und Einsamkeit.
Eine frühzeitige begleitende Ernährungstherapie ist daher eine wichtige Stütze einer ganzheitlichen Behandlung von Krebspatienten. Ziel ist es, den Verlust an Gewicht und Muskelmasse zu verlangsamen bzw. zu stoppen und so die Therapiechancen zu erhöhen und die Lebensqualität des Patienten zu steigern. Auf eine ausreichende Kalorienzufuhr und ausgewogene Ernährung sollte auch während der Therapie geachtet werden. Wenn der Körper sich erholen soll, braucht er eine solide Basis. Und die liefert eine energie- und proteinreiche Ernährung, d. h. Zufuhr von Energie und lebenswichtigen Nährstoffen, wie Aminosäuren. Darüber hinaus ist es notwendig, mit Hilfe von speziellen Nährstoffen den Stoffwechsel anzukurbeln und Entzündungen entgegenzuwirken. Nährstoffe, denen in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zukommt sind Vitamin E, Arginin und Omega-3 Fettsäuren. Krebspatienten brauchen keine spezielle Krebsdiät, sondern eine ausgewogene Ernährung, die dem Körper ausreichend Energie und alle wichtigen Nährstoffe zuführt. Gelingt es dem Patienten nicht, seinem Körper die notwendige Energie durch normale Ernährung zu liefern, helfen hochkalorische Trinknahrungen. Rechtzeitig eingesetzt, können sie den Allgemeinzustand des Patienten bessern sowie die Beschwerden von Chemotherapie oder Bestrahlung mildern.