Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür (Ulkuskrankheit)
Die Befragung des Patienten bezüglich seiner Beschwerden und früherer Geschwürerkrankungen (=Anamnese) sowie die körperliche Untersuchung liefern nur erste Hinweise auf das Vorliegen eines möglichen Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs. Die aussagekräftigste Methode zur Feststellung eines Ulkus ist heute die Magen-Darm-Spiegelung (=Gastroduodenoskopie). Kann aus medizinischen Gründen eine Magen-Darm-Spiegelung nicht durchgeführt werden, ist es möglich, die Diagnose über eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel, der so genannten Magen-Darm-Passage, zu sichern. Der Nachweis einer möglichen Infektion mit dem Helicobacter pylori gelingt entweder aus einer kleinen Schleimhautprobe oder mittels spezieller Atemtests oder Antigennachweise. Bei einem Magenulkus sollte zum Ausschluss eines bösartigen Tumors immer im Verlauf eine endoskopische Kontrolle und Probenentnahme erfolgen, dies ist bei unkompliziertem Heilungsverlauf beim Vorliegen eines Zwölffingerdarmgeschwürs nicht nötig.
Eine lebensbedrohliche Komplikation eines tiefreichenden Ulkus ist dessen Durchbruch durch alle Wandschichten des Magens oder Darms (=Perforation). Dabei treten der Inhalt des Darms und Luft aus dem Magen in die Bauchhöhle über und führen zur Ausbildung einer schweren Bauchfellentzündung (=Peritonitis). Desweiteren neigen Magen-Darm-Geschwüre häufig zu Blutungen. Kleinere, dauerhaft anhaltende Blutungen bleiben häufig unbemerkt und führen schließlich zur Blutarmut (=Anämie) des Patienten. Daneben können auch größere Blutungen in Form von so genannten Teerstühlen (Melaena = Schwarzfärbung des Stuhls) bis hin zu großen akuten Massenblutungen mit der Gefahr der Bildung eines Blutvolumen-Mangel-Schocks auftreten.
Schließlich können Vernarbungsprozesse bei magennahen Geschwüren zu einer Verengung des Magenausganges führen. Die Folge ist eine Behinderung der Nahrungspassage, weshalb die Patienten nur kleine Nahrungsportionen zu sich nehmen können und unter häufigem Erbrechen und Gewichtsverlust leiden.
Bei der Behandlung des Ulkus sollte zunächst versucht werden, durch allgemeine Maßnahmen eine Linderung der Beschwerden zu erreichen. Der Konsum von magenbelastenden Nahrungsmitteln wie Kaffee, Alkohol, scharfen Gewürzen und fettreichen Stoffen, z. B. Schokolade, sollte eingeschränkt werden. Auf den Genuss von Nikotin sollte zumindest vorübergehend gänzlich verzichtet werden. Schleimhautschädigende Medikamente wie z. B. Azetylsalizylsäure sind, wenn möglich, abzusetzen.
Die Behandlung des Zwölffingerdarmgeschwürs durch den Arzt erfolgt in erster Linie medikamentös. Da dem sauren Magensaft die größte Bedeutung bei der Auslösung der Erkrankung zukommt, erzielt der Einsatz von Medikamenten, die eine Hemmung der Magensäureproduktion bewirken, die größten Heilungserfolge. Hier werden vor allem so genannte Protonenpumpenhemmer und H2-Rezeptorenblocker eingesetzt. Durch die verminderte Magensäureproduktion werden die Schmerzen, die der Patient erlebt, innerhalb weniger Tage gelindert. Die Therapie wird nach dem Abklingen der akuten Symptome bis etwa acht Wochen fortgesetzt, um die Schleimhautdefekte zur vollständigen Abheilung zu bringen.
Beim Nachweis von Helicobacter pylori ist es angeraten, die Infektion mit einer gezielten Antibiotika-Therapie über 7 Tage zu behandeln.
Stellen sich nach etwa zwei bis drei Therapieversuchen keine dauerhaften Behandlungserfolge ein (in etwa 5 % aller Fälle), oder treten schwerwiegende Komplikationen auf, die endoskopisch nicht beherrschbar sind, müssen operative Maßnahmen (wie z. B. teilweise Magenresektion) veranlasst werden.
Zur Prophylaxe sollte auf eine ausgeglichene, gesunde Lebens- und Ernährungsweise geachtet werden, insbesondere kann die Erlernung von bestimmter Strategien wie dem autogenen Training zur Bewältigung täglicher Stressbelastungen dabei sehr hilfreich sein. Bei wiederholtem Auftreten von Geschwüren kann auch eine medikamentöse Dauerbehandlung angezeigt sein. Insgesamt ist die Prognose mit einer Heilungsrate von über 90% aber gut.