Volkskrankheit Rheuma
Nach der internationalen Klassifikation sind etwa 100 Erkrankungen dem rheumatischen Formenkreis zuzuordnen. Rund drei Millionen Menschen in Deutschland sind so schwer an Rheuma erkrankt, dass eine dauerhafte medizinische Betreuung erforderlich ist. Entgegen einer weitverbreiteten Meinung ist Rheuma keine typische Alterskrankheit, meist treten die ersten Symptome zwischen dem 30. und dem 60. Lebensjahr auf. Rheumatische Erkrankungen haben unterschiedliche Ursachen und verlaufen verschiedenartig. Allen gemeinsam sind Schmerzen und Funktionseinschränkungen des Bewegungsapparates. Rheuma kann also Gelenke, Knochen, Sehnen, Bänder und Muskeln betreffen. Zu rheumatischen Krankheitsbildern gehören:
Rheumatoide Arthritis (= chronische Polyarthritis), chronische Entzündungen mehrerer Gelenke oder Organe
Psoriasis-Arthritis, Gelenkentzündung bei Schuppenflechte
Infektiöse Arthritis, Infektion der Gelenkhöhle
Sklerodermie, Erkrankung mit Verdickung und Verhärtung von Haut und Organen
Lupus erythematodes, Befall zahlreicher Organe mit variablem Krankheitsverlauf
Arthrose, Abnutzungserscheinung der Knie-, Hüft-, Schulter- und Fingergelenke oder der Wirbelsäule, die durch Verschleiß entstehen
Fibromyalgie, Schmerzerkrankung des Bewegungsapparates
Etwa eine Million der Betroffenen leiden an einer der schwierigsten rheumatischen Erkrankungen die rheumatoider Arthritis. Erste Zeichen der rheumatoiden Athristis sind Schmerzen, Morgensteifigkeit der Gelenke, Bewegungs- oder Druckschmerz, Weichteilschwellung (Flüssigkeitsansammlung) der Fingergelenke, Rheumaknoten und Kraftlosigkeit.
Die Erkrankung beginnt mit einer Entzündung der Gelenkinnenhaut. Bei einem Drittel der Betroffenen beginnt die Erkrankung untypisch, d. h. nur wenige Gelenke sind befallen. Begleitend treten meist Allgemeinbeschwerden wie Mattigkeit, Gewichtsverlust und leichtes Fieber auf. Bei der großen Mehrzahl schreitet die rheumatoide Arthritis fort. Folge sind Gelenkzerstörung und -verformung. Die rheumatoide Arthritis kann bis heute nicht geheilt werden und kann bis hin zu schweren Behinderungen führen. Die Behandlung zielt in erste Linie darauf, den Schmerz zu lindern, die Entzündungen zu hemmen sowie die Funktion von Gelenken und Muskulatur zu erhalten. Besonders geeignet hierfür ist die Physikalische Therapie.
Zu den nichtmedikamentösen Behandlungsmöglichkeiten gehören physiotherapeutische Maßnahmen wie Bewegungs-, Kälte- und Ergotherapie. Daneben ist eine medikamentöse Behandlung unumgänglich. Hierbei unterscheidet man zwischen den sogenannten Basistherapeutika, die eine Langzeitwirkung auf den Krankheitsverlauf haben, und den Soforttherapeutika, zu denen Cortisonpräparate und nicht-steroidale Antirheumatika gehören.
Es gibt keine Möglichkeit, der Erkrankung an einer chronischen Polyarthritis vorzubeugen - und leider auch keine andere Möglichkeit als medikamentös ihr Fortschreiten zu verhindern. Eine frühzeitige und sorgfältig durchgeführte Physiotherapie verbunden mit einer probaten individuellen Arzneimitteleinstellung ist der beste Weg, den die heutige Medizin kennt. Eine richtige Ernährung kann als unterstützende Maßnahme zum Therapieerfolg beitragen. Sinnvoll ist der Verzicht auf Nahrungsmittel, die Arachidonsäure enthalten. Hierzu gehören z. B. Eier, Schweineschmalz, Leberwurst und Schweineleber. Die Zufuhr ungesättigter Fettsäuren (viel Fisch), eine ausreichende Versorgung mit den Vitaminen C und E sowie dem Spurenelement Selen (viel Gemüse und hochwertige Pflanzenöle) und auch von Calcium (Milch und Milchprodukte) und Vitamin D sind zu empfehlen.