Entzündungen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich
Schaut man sich dieses Symptom der Gesichtsschwellung jedoch genauer an, erkennt man bald, dass Zahnschmerzen nicht gleichbedeutend mit Schwellungen sind und dass es ganz unterschiedliche Ursachen für Entzündungen mit Anschwellungen der Gesichts- und Halsweichteile gibt.
Viele Patienten berichten, dass sie eines Morgens wach geworden sind und plötzlich war die Wange angeschwollen. Die Schwellung kann hierbei am Kieferrand, etwas tiefer, also unter dem Kieferrand, im Bereich der Wange oder auch unterhalb des Auges lokalisiert sein. Oftmals ist die Schwellung auch verbunden mit Schmerzen, vor allen Dingen beim Zubeißen oder bei der Nahrungsaufnahme. Besondere Aufmerksamkeit ist dann gefordert, wenn sich auch schon Schluckbeschwerden, z. B. beim Trinken oder Essen, einstellen. In diesem Fall sollte möglichst rasch ein Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurg, als der für Entzündungen im Kopf- und Halsbereich zuständige Facharzt, aufgesucht werden. Dort werden dann eine radiologische Diagnostik des Gesichtsschädels und auch eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt.
Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen sog. dentogenen Entzündungen, d. h. Entzündungen die von den Zähnen ausgehen, und nicht dentogenen Entzündungen.
Dentogene Entzündungen sind oftmals Folge von infizierten Zysten oder Entzündungen an der Wurzelspitze. Bei diesen Entzündungen steht am Anfang des Prozesses oftmals eine sehr tiefe Füllung, die dann zum Absterben des Zahnnervs führt welcher sich zersetzt, was dann zu einer Entzündung an der Wurzelspitze führt. Endpunkt der Entzündung an der Wurzelspitze ist dann die radikuläre Zyste, die im Falle des Auftretens einer Infektion dann einen Abszess auslösen kann. Ein Abszess geht in aller Regel einher mit einer deutlichen Schwellung und wir haben dann das Symptom der "dicken Backe".
Die Behandlungsmaßnahmen in diesem Fall sind in aller Regel das Aufbohren des Zahnes, die Entfernung des abgestorbenen Zahnnervs und gleichzeitig oder später die Zystektomie bzw. Wurzelspitzenresektion verbunden mit einer Abszessinzision. Eine begleitende Einnahme eines Antibiotikums ist in aller Regel sehr sinnvoll, weil auf diese Art und Weise der Ausdehnung der Entzündung entgegen gewirkt werden kann. Im Falle von massiven Entzündungen besteht daneben auch die Option, erst einmal den Zahn nur aufzubohren, ein Antibiotikum zu verabreichen und das Abklingen der akuten Entzündung abzuwarten, bevor dann eine chirurgische Intervention durchgeführt wird. Ein simultanes Vorgehen erspart den Patienten aber einen zweiten Eingriff und verkürzt die Dauer der Arbeitsunfähigkeit.
Ursachen für nicht dentogene Entzündungen können z. B. Druckstellen bei schlecht sitzenden Prothesen oder auch Speichelsteine in den Ausführungsgängen der Ohr- oder der Unterzungenspeicheldrüse sein. Diese Steine verlegen dann den Ausführungsgang der Speicheldrüse und aufgrund der Stauung von Speichel kommt es dann zu einer Schwellung. Tritt dann noch eine Infektion hinzu, wird die Schwellung zudem sehr schmerzhaft. Mittel der Wahl ist es dann, unter antibiotischer Therapie den Stein zu entfernen oder wenn dieser sehr speicheldrüsennah sitzt, ggf. auch die Speicheldrüse zu entnehmen.
Eine andere Ursache für eine Schwellung kann auch eine Entzündung im Bereich der Haut sein und beispielsweise von den Hautanhangsgebilden ausgehen. Langsam zunehmende Schwellungen sind manchmal auch Geschwülste, z. B. des Fettgewebes oder der Speicheldrüsen. Auch Lymphknoten können im Falle des Vorliegens einer Infektion zu ausgeprägten Schwellungen im Kopf-/ Halsbereich führen.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass im Falle des Auftretens einer Schwellung im Kopf-/ Halsbereich umgehend ein Facharzt für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie aufgesucht werden sollte, dieses gilt besonders für Patienten mit Grunderkrankungen, z. B. Diabetes. Denn bleiben Abszesse im Kopf-/ Halsbereich unbehandelt und dehnen sich in verschiedene sog. Logen, d. h. Spalträume zwischen verschiedenen Muskelschichten, aus, so kann es im Extremfall sogar zum Ersticken des Patienten kommen.