Die verschiedenen Formen des Asthma bronchiale
Intrinsisch bedeutet, dass man die eigentliche auslösende Ursache nicht kennt. Der Entzündungsprozess, der sich beim Asthma bronchiale abspielt und zur Entwicklung des Krankheitsbildes führt, ist aber im Prinzip derselbe. Und trotzdem gibt es Unterschiede im Beginn und im Verlauf der Erkrankung.
Beim allergischen Asthma bronchiale ist typischerweise eine Allergie die Ursache bzw. der Auslöser. Die häufigsten Ursachen sind Allergien auf Pollen, bekannt unter dem Begriff Heuschnupfen. Der Heuschnupfen kann jahrelang ausschließlich auf die Augen und auf die Nase beschränkt bleiben, ohne an den Bronchien Beschwerden auszulösen. Glücklicherweise führt die Pollenallergie nur bei einem Teil der Betroffenen zu einem allergischen Asthma bronchiale.
Die Pollenallergie ist nicht selten kombiniert mit einer Allergie gegen Nahrungsmittel. Dabei sind bestimmte Pollenallergien kombiniert mit Unverträglichkeitserscheinungen von Nahrungsmitteln. Man spricht dann von kreuzreagierenden Allergien. Solche Kreuzallergien beobachtet man häufig bei einer Allergie auf Birkenpollen, die mit einer Unverträglichkeit bzw. allergische Reaktionen auf Äpfel einhergeht. Dabei muss die Nahrungsmittelallergie nicht unbedingt zu Asthma führen, sondern kann auch allergische Reaktionen am Magen-Darm-Trakt hervorrufen. Am häufigsten klagen die Patienten aber über allergische Symptome im Mund und Rachenbereich wie Schwellung, Juckreiz, Kribbeln oder Zugehen des Halses.
Eine weitere häufige Ursache des allergischen Asthma bronchiale ist die Allergie auf Hausstaubmilben. Während die Pollenallergie nur eine bestimmte Zeit im Jahr Bedeutung hat, also saisonal auftritt, ist die Hausstaubmilben-Allergie ganzjährig vorhanden. Sie verursacht aber unterschiedlich starke Beschwerden, wobei man ein Beschwerdemaximum im Herbst und im Frühjahr beobachtet.
Eine wichtige Rolle spielen zudem Tierhaar-Allergien. Natürlich tritt das allergische Asthma nur dann auf, wenn ein entsprechender Tierkontakt besteht. Die Tiere, die am häufigsten Allergien auslösen, sind Tiere die im Haushalt gehalten werden wie Hund, Katze, Hamster und auch Vögel. Bei der Tierhaltung haben manchmal andere Allergene sogar eine größere allergische Bedeutung, als die Tierhaare selbst. Dies können z. B. Schimmelpilze sein, die im Tierstall oder im Vogelkäfig verbreitet sind und sich dort ausbreiten.
Im Gegensatz zur Pollen- oder Hausstaubmilben-Allergie kann man die Tierhaarallergien vermeiden. Durch diese Vermeidung kann man selbst dazu beitragen, dass eine bereits bestehende Allergie sich nicht zur dauerhaften Krankheit entwickelt. Allergien, die zu einem allergischen Asthma bronchiale führen, sind also Allergien, die in der Bronchialschleimhaut zu einer Sofort-Reaktion führen und innerhalb von Sekunden bis Minuten Beschwerden auslösen - bis hin zur Schockreaktion. In der Medizin werden diese als Typ-1 Allergien bezeichnet.
Stoffe, die man nicht inhalieren oder durch Nahrungsmittel in den Körper aufnehmen kann, führen normalerweise auch nicht zu einer asthmatischen Reaktion. Solche Allergien wären z. B. die Kontaktallergien. Nickel ist eine der häufigsten Ursachen einer Kontaktallergie. Nickel kann an der Haut durch direkten Kontakt allergische Reaktionen auslösen, nicht aber an den Bronchien. Bei den Kontaktallergien handelt es sich um andere Formen der Allergien und gehören zur Typ-3 Allergie.
Entsprechend seiner Ursache tritt das allergisch bedingte Asthma bronchiale hauptsächlich im Kindes-, Jugend- und frühem Erwachsenenalter auf. In diesem Alter manifestieren sich auch die Allergien. Das intrinsische oder nicht-allergische Asthma bronchiale tritt vorwiegend (aber nicht ausschließlich) im höheren Erwachsenenalter auf und zeigt keine saisonale Abhängigkeit von der Häufigkeit des Auftretens oder der Beschwerdeintensität. Oft wird das Asthma bronchiale erstmalig durch einen Infekt ausgelöst und auch immer wieder durch wiederkehrende Infekte der Atemwege unterhalten bzw. sogar verschlimmert. In solchen Fällen spricht man von einem "Infekt ausgelösten Asthma bronchiale".
Das Anstrengungs-Asthma
Anstrengungsabhängige Asthmabeschwerden sind eine häufige Begleiterscheinung der Asthma- Krankheit. Bei Kindern und Jugendlichen werden anstrengungsabhängige asthmatische Beschwerden häufiger beobachtet. Besonders beim Rennen oder generell bei sportlicher Aktivität kann die anhaltende Belastung zum Auftreten asthmatischer Symptome mit Atemnot und/oder Hustenreiz führen. Interessant ist dabei vor allem, dass die Atemnot oder der Husten nicht sofort zu Beginn der Belastung, sondern meistens erst 10 bis 20 Minuten nach Belastungsbeginn oder sogar nach der Belastung auftritt.
Das anstrengungsabhängige Asthma bronchiale ist keine Sonderform der Asthmakrankheit. Es ist nur eine besondere Erscheinungsform des Asthmas bronchiale, ausgelöst durch Anstrengung. Ein typisches und für jedes Asthma bronchiale kennzeichnendes Merkmal ist die unspezifische bronchiale Hyperreagibilität. Zur Erinnerung: das Bronchialasthma wird hervorgerufen durch eine besondere Entzündungs-Form in der Bronchialschleimhaut. Durch diese Entzündung kommt es in der Schleimhaut zu Veränderungen, die zu einer verstärkten, also krankhaft gesteigerten Reaktion auf Reize der üblichen Umwelt führen. Die Reaktion wird beispielsweise ausgelöst durch Kälteexposition, starke Gerüche (Parfüm, Rasierwasser, Autoabgase, Klebstoffe), oder normale Dingen wie längeres Sprechen, Lachen oder aber durch die eben erwähnte körperliche Aktivität. Dies führt zu starkem Hustenreiz, manchmal gefolgt von leichter Atemnot. Ein Teil der Asthmakranken unterscheidet sich gerade von den typischen Asthmatikern darin, dass diese unspezifische Überempfindlichkeit der Bronchien mehr im Vordergrund der Beschwerden steht als die Atemnot selbst. Die Patienten klagen häufig über dauernden starken Husten, der insbesondere auch in der Nacht oder morgens sofort nach dem Aufstehen auftritt. Diese Beschwerden können teilweise lästiger im normalen Alltagsleben sein, als die Atemnot, die heute durch moderne Medikamente in aller Regel gut beherrschbar ist.
Wie häufig kommt das Asthma bronchiale in der Bevölkerung vor?
Das Asthma bronchiale ist eine relativ häufige Erkrankung. Der Anteil in der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland wird auf etwa fünf bis acht Prozent geschätzt. Bei Schulkindern konnte man früher von einer Häufigkeit von ca. 5 Prozent ausgehen. Der Anteil von Asthma dürfte heute bei fast 20 Prozent liegen. Exakte Zahlenangaben gibt es nicht. Die Erkrankung an Asthma bronchiale nimmt weltweit zu, auch in Deutschland. Immerhin ist das Asthma bronchiale die häufigste chronische Erkrankungen im Kindesalter.
Für die Zunahme des Asthmas bronchiale gibt es verschiedene Hinweise und Erklärungen wie die Zunahme von Allergien, Veränderungen des Lebensstils, Veränderungen der Gene, frühkindliche Immunisierung mit bestimmten Erregern usw. Ein eindeutiger Beweis für die vermuteten Zusammenhänge gibt es bislang aber nicht. Es gibt nur einen sicheren Zusammenhang: das Rauchen der Eltern und die Sensibilisierung im Allergie-Hauttest. Das bedeutet: je stärker die Eltern rauchen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind im Allergietest positiv reagiert. Und je größer die "Allergiebereitschaft" ist, desto größer ist für ein Kind das Risiko, tatsächlich im Laufe des Lebens an Asthma bronchiale zu erkranken. Natürlich ist klar, dass jemand nur an einem Asthma bronchiale erkranken kann, wenn eine bestimmte genetische Bereitschaft vorliegt. Dies bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass Asthma bronchiale eines vererbbare Krankheit ist.
Woran erkennt man Asthma bronchiale und was sind die typischen Beschwerden?
Typisch für das Asthma bronchiale ist die Atemnot. Diese kann in sehr unterschiedlicher Weise auftreten. Wenn während der Zeit der Pollenallergie Atemnot auftritt, fällt die Vermutung auf das Vorliegen eines Asthma bronchiale nicht schwer. Wenn aber über Wochen oder sogar Monate nur Hustenreiz mit schleimigem Auswurf besteht, wird das häufig von den Betroffenen als "dauernde Erkältung oder häufige Erkältung" fehlgedeutet. Erst auf genaues Befragen geben die Patienten dann an, dass immer wieder, besonders im Liegen, auffällige Atemgeräusche zu hören seien, die als Pfeifen, Quietschen oder Giemen (Atemgeräusch von pfeifendem Charakter) und Rasseln beschrieben werden. Diese Geräusche treten vorwiegend bei der Ausatmung und vorwiegend auch nachts auf. Weitere Beschwerden sind unangenehmes Gefühl im Brustkorb mit Schwere im Brustkorb oder Engegefühl im Hals. Besonders bei Jugendlichen und im frühen Erwachsenenalter treten Atembeschwerden oft nur bei körperliche Anstrengung wie zum Beispiel beim Sport auf. Nicht selten wird ein Asthma bronchiale aber zufällig durch einen Lungenfunktionstest diagnostiziert. Das alles bedeutet, dass Asthma nicht von vornherein mit dramatischen Beschwerden oder sogar schweren Erstickungsgefühlen einhergehen muss. Die Symptome können äußerst variabel verlaufen und am Beginn der Krankheit so schwach vorhanden sein, dass Patienten solche Asthma-Beschwerden oft erst nach gezieltem Befragen wahrnehmen. Auf keinen Fall bedeutet das erstmalige Auftreten von asthmatischen Beschwerden, dass das Asthma ab sofort dauernd vorhanden ist und ein Leben lang eine Bedrohung bedeutet.
Die Diagnose eines Asthma bronchiale ergibt sich einerseits aus Beschwerde-Anamnese (Husten, Auswurf, Atemnot), aus der Familienanamnese (die oft schon eine persönliche Bereitschaft erkennen lässt), aus dem Vorliegen von Allergien und natürlich aus den medizinischen Untersuchungen. Dabei spielt die Lungenfunktion eine zentrale Rolle. In Zweifelsfällen kann ein unspezifischer inhalativer Provokationstest oder sogar ein Provokationstest mit den vermuteten Allergenen die Diagnose sichern helfen.