Asthmaformen
Je nachdem, ob eine allergische Bereitschaft vorliegt oder nicht, unterscheidet man grundsätzlich zwei Formen des Asthma bronchiale: das allergische (extrinsische) Asthma und das nicht-allergische (intrinische) Asthma. Jedoch auch Mischformen sind möglich.
Beim allergischen Asthma ist die Reaktion der IgE-Antikörper die alleinige Ursache für die Erkrankung. Diese sowie der akute Anfall werden durch genetische Veranlagung oder bestimmte Substanzen und Stoffe (Allergene) aus der Umgebung des Patienten ausgelöst. Die Mastzellen reagieren mit der massenhaften Ausschüttung von Histamin, sobald das Allergen, das meist von einem Tier oder einer Pflanze stammt, eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen wird. Mastzellen sind die Schaltstelle der allergischen Reaktion. Histamin und andere Entzündungsmediatoren führen dazu, dass die Blutgefäße sich stark weiten. Dem allergischen Asthma geht nicht selten ein Heuschnupfen voraus, der sich dann nach Jahren gewissermaßen auf die unteren Atemwege ausdehnt. Besonders oft liegt diese Form des Asthmas bei Kindern und Jugendlichen oder im jüngeren Erwachsenenalter vor. Bei einem Teil verliert sich die Erkrankung im Laufe der Pubertät, kann aber in späteren Lebensabschnitten wieder in Erscheinung treten. Auch wenn keine Beschwerden auftreten, besteht jedoch eine Atemwegsentzündung fort, die zu jeder Zeit wieder Symptome verursachen kann. Zu den häufigsten auslösenden Allergene zählen Pollen (Birke, Roggen, Erle, Buche, Hasel), Gräser und Getreide, Kräuter, Tierhaare (am häufigsten von Katzen, aber auch Hunde und Nagetiere), Schimmelpilze, Hausstaubmilben, Nahrungsmittel und Medikamente bis hin zu beruflichen Allergene wie zum Beispiel Mehl.
Nicht-allergisches Asthma umfasst alle Formen der Erkrankung, bei denen der Anfall durch körperliche Belastung, kalte Luft, Umweltschadstoffe und chemische Stoffe wie Abgase, Ozon oder Klebestoffe sowie durch Infektionen verursacht wird. Auslöser sind meistens Virusinfektionen meist der Atemwege und unspezifische Reize, Einwirkung von giftigen oder irritierenden Stoffen wie Lösungsmittel, Weichmacher oder Zusatzstoffe und die Refluxkrankheit bis hin zu körperlicher Anstrengung. Zudem können Faktoren wie das Wetter, Duftstoffe, Luftschadstoffe wie Tabakrauch und auch emotionale oder psychische Belastungen das Asthma negativ beeinflussen. Die bedeutsamste Variante ist dabei das Anstrengungs-Asthma. Rund 80 Prozent aller asthmatischen Kinder haben bei körperlicher Anstrengung, zum Beispiel im Sportunterricht, mit Asthmabeschwerden zu kämpfen. Bei den erwachsenen Patienten sind es immerhin noch 40 Prozent, die durch sportliche Aktivitäten oder kraftintensive Arbeit häufig Atemprobleme bekommen. Bei einer körperlichen Anstrengung braucht der Körper mehr Sauerstoff. Dazu muss häufiger geatmet werden und durch die verstärkte Muskelarbeit steigt der Sauerstoffbedarf. Durch den erhöhten Luftstrom kommt es in den Bronchien zu Auskühlung und Austrocknung. Darauf reagieren die Bronchien mit einer Verengung und es kommt zu einem Asthmaanfall, der allerdings auch verzögert, das heißt erst in der Trainings- oder Arbeitspause, einsetzen kann. Diese Form entwickelt sich bevorzugt nach dem 40. Lebensjahr und in Verbindung mit einer "verschleppten" Infektion der Atemwege. Verglichen mit dem allergischen Asthma ist sie seltener und betrifft nur etwa 5 bis 10 Prozent aller Asthmaerkrankungen. Auch beim intrinsischen Asthma findet sich die Atemwegsentzündung, die mit wiederholten Atemnotsanfällen und einer Überempfindlichkeit der Atemwege einhergeht.
Durch Veränderungen, die durch die beiden Grundformen des allergischen oder nicht-allergischen Astmas hervorgerufen werden entwickeln sich Asthmabeziehungen, wobei es sich hierbei nicht um eigenständige Asthmaformen handelt. Gemischtförmiges Asthma ist die wahrscheinlich häufigste Krankheitsform bei Kindern und Erwachsenen. Hierbei lösen Kombinationen aus Allergenen und nicht-allergischen Reizen Asthma aus und oft verstärken sich die Auslöser gegenseitig. So kann sich beispielsweise durch die entzündlichen Veränderungen der Atemwege, wie sie für ein allergisches Asthma typisch sind, dazu führen, dass die Empfindlichkeit gegenüber unspezifischen Reizen wie Kälte oder Feuchtigkeit zunehmen. Häufig führt zum Beispiel auch das Rauchen zu einer vermehrten Empfindlichkeit gegenüber allergischen Auslösern. Nahezu alle Erwachsenen Astmatiker sind von der Mischform betroffen. Die Beziehung zwischen dem Auftreten von Asthmabeschwerden und einer bestimmten Tagenzeit, bestimmten Situationen oder einer Tätigkeit hat zu bestimmten Bezeichnungen für Asthma geführt. Es handelt sich hierbei zum Beispiel um das Kälte-Asthma, nächtliche (nokturnale) Asthma oder das Berufsasthma.
Eine Sonderform stellt das Cough Variant-Asthma oder auch Husten als Asthma-Äquivalent dar. Hierbei weisen die Patienten charakteristisch einen chronisch trockenen Husten auf, eine normale Lungenfunktion sowie eine unspezifische bronchiale Überempfindlichkeit. Andere typische Asthma-Symptome wie Atemnot und eine bronchiale Verengung fehlen. Die Therapie ähnelt der eines klassischen Asthmas, wobei meist bis zu dreizig Prozent der Betroffenen im Verlauf ein Asthma bronchiale entwickeln.