Anthrax (=Milzbrand) ist eine Infektionskrankheit durch spezielle Bakterien (=Bacillus anthracis). Er kann die Haut, die Lunge und den Darm befallen. Nachdem die ursprüngliche Übertragung von Tieren (z.B. durch Kuhhaut) auf den Menschen in den letzten Jahren kaum mehr beobachtet wurde, hat er seit September 2001 als biologische Waffe eine erhebliche Bedeutung erlangt.
Die große Gefahr des Milzbrandes ist die Bildung abgekapselter Bakterien (=Sporen), die nach vielen Jahren noch Menschen anstecken (=infizieren) können. Dabei setzen sie Bakteriengifte (=Exotoxine) frei. Die Bakteriensporen erscheinen wie weißer Staub.
In der Haut verursachen die Milzbrandbakterien etwa 1 bis 7 Tage nach dem Kontakt eine rote Hautschwellung (=Papel) mit einem Geschwür und schwärzlichem Schorf. Eingeatmete (=inhalierte) Bazillen können eine Lungenentzündung auslösen. Bei einer Aufnahme durch den Mund (=oral) tritt eine Darminfektion auf. Der Befall verschiedener Organe kann lebensgefährlich
(=vital bedrohlich) sein.
Der behandelnde Arzt wird zunächst die Haut an möglichen Kontaktstellen absuchen (=inspizieren). Die Untersuchungen bei einem Verdacht auf Lungen- und Darmbefall sind in den Kapiteln Lungenentzündung sowie Magen-Darm.-Infekt beschrieben worden. Dabei ist zu beachten, daß es für den Milzbrand keine typischen Beschwerden gibt, die nicht auch durch andere Bakterien ausgelöst werden können. Somit kann die sichere Feststellung (=Diagnosestellung) nur durch gezielte mikrobiologische Untersuchungen von Wundabstrich, Spucke (=Sputum), Stuhl (=Faeces) etc. gestellt werden. Die Zeit bis zum Eintreffen der Ergebnisse dauert Tage. Die exakte Feststellung der Milzbrandbakterien ist durch Institute für Mikrobiologie (z.B. Robert Koch-Institut oder Universitätskliniken) möglich. Die Weiterleitung der verdächtigen Sendungen kann durch einen Praxis- oder Krankenhausarzt erfolgen.
Der behandelnde Arzt darf im Verdachtsfall das mikrobiologische Untersuchungsergebnis nicht abwarten, sondern muß umgehend ein Antibiotikum (z.B. Ciprofloxacin, Penicillin, Doxycyclin) einsetzen. Bei einem schweren Krankheitsbild sollte eine sofortige Krankenhauseinweisung erfolgen.
Eine Vorbeugung durch Impfung (=Immunisierung) ist in Deutschland nicht möglich. Wenn die Gefahr eines Kontaktes mit Milzbrandbakterien besteht, sollten Handschuhe und Atemschutzmaske, evtl. auch Arbeitsschutzkleidung getragen werden. Für den Fall des Verdachtes oder einer Bestätigung von Milzbranderregern wurden detaillierte Handlungsanweisungen durch das Robert Koch-Institut in Berlin erarbeitet (siehe Quellen). Sollte Kontakt zu Milzbrandbakterien bestanden haben, so wird die prophylaktische Behandlung mit einem Antibiotikum empfohlen, auch wenn die Kontaktperson keine Anzeichen einer Erkrankung aufweist. In den USA sind Milzbranderkrankungen aufgetreten, wenn Briefe mit unbekannter Herkunft und Inhalt geöffnet und dabei pulverförmige Sporen freigesetzt wurden.