Verhindert glutenfreie Ernährung den Typ-1-Diabetes
Im Rahmen der Studie zur frühkindlichen Ernährung und deren Einfluss auf das Diabetesrisiko sind seit 2001 fast 700 Kinder aus Familien mit Typ 1-Diabetes genetisch untersucht worden. Gesucht wurden Säuglinge mit HLA-Genotypen, da dieser ein Indikator für ein hohes oder höchstes Erkrankungsrisiko ist. Da nur etwa 11% der Kinder in der untersuchten Gruppe diesen Genotyp aufwiesen, setzt sich die Gruppe schließlich aus 69 Kindern zusammen, deren Eltern außergewöhnlich zuverlässig mitarbeiten.
Und dies, trotz eines umfangreichen Anforderungs-programms: Alle drei Monate geben die Eltern den Medizinern Blut-, Urin- und Stuhlproben der Kinder. Konstant müssen 3-Tages-Ernährungsprotokolle geschrieben werden, sowie präzise Auflistungen über Erkrankungen und eingenommene Medikamente. Bisher wurden 90% der geforderten Blutproben abgegeben: "Das ist eine sehr gute Zahl", konstatiert die Oecotrophologin Sabine Marienfeld, die am Institut für Diabetesforschung die Familien der BABYDIÄT-Studie betreut. Prof. Dr. Ziegler, Studienleiterin des Projekts, erklärt: "In den Studienfamilien leidet jeweils ein Elternteil oder eines der Kinder an Typ 1-Diabetes, sie wissen daher genau wie wichtig es ist, die Entstehung der Krankheit zu verhindern […] und [den Kindern] damit eine lebenslange Insulinbehandlung zu ersparen."
Glutenfreie Ernährung
Die Probanden sind in zwei Gruppen unterteilt, von der sich erstere sechs und zweitere zwölf Monate glutenfrei ernähren soll. Frühere Studien hatten die Vermutung nahe legen lassen, dass Kinder, die bereits vor dem vierten Lebensmonat getreidehaltige Nahrungsmittel zu sich nahmen, einem erhöhten Diabetesrisiko ausgesetzt sind. Verantwortlich scheint hierfür das Protein Gluten zu sein, das in vielen Getreidesorten vorkommt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Ernährung und Darmreife eine wichtige Rolle bei Kindern mit Diabetesrisiko spielen. Die Diät mit glutenfreier Nahrung soll klären, ob die gegen die Bauchspeicheldrüse gerichtete Autoimmunreaktion verzögert oder sogar verhindert werden kann. Welche weiteren Umstände sich begünstigend auf die Entstehung der Krankheit auswirken, sollen eine intensive Familienanamnese und Fragen zu demographischen Faktoren klären.
Die Autoimmunreaktion
Die Entstehung des Typ 1-Diabetes lässt sich auf die Reaktion des Immunsystems gegen Bestandteile der Insulin produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse zurückführen. Im Zuge dieser Autoimmunreaktion entzünden sich die Zellen oder werden zerstört, was zu einer verringerten Insulinausschüttung führt. Die typischen Symptome wie Durstgefühl, Gewichtsabnahme und erhöhte Blutzuckerwerte treten meist erst auf, wenn bereits 80% der Zellen zerstört sind. Der Vorgang an sich ist aber schon Jahre vorher anhand bestimmter Antikörper im Blut nachweisbar.
Ziel
Sollte in den nächsten Jahren die geplante Zahl der Probanden erreicht werden, rechnen die Forscher für 2008 mit einem Ergebnis. Hierfür sucht das Institut für Diabetesforschung weitere Familien.