Übergewicht und Fettleibigkeit Teil II
Der Stellenwert und die sozialökonomische Relevanz der Fettleibigkeit wurden bereits im ersten Teil dieses Beitrages dargestellt. Wie bereits ausgeführt bezeichnet die WHO (Weltgesundheitsorganisation) die Adipositas als das größte chronische Gesundheitsproblem der Zukunft, in einigen westlichen Industrienationen sind schon heute mehr als 30 Prozent der Menschen übergewichtig.
Die Therapie der Fettleibigkeit ruht auf mehreren Säulen und wird in Abhängigkeit des BMI (Body mass index) und möglicher bereits bestehender körperlicher Einschränkungen stufenweise und in Kombination durchgeführt. Ziele der Adipositas-Therapie sind, die Energiezufuhr zu reduzieren und den Energieverbrauch zu steigern und ein neues Energiegleichgewicht des Körpers zu erreichen.
Kernstück einer jeden Adipositastherapie stellt die Änderung und Modifikation der Ernährungsgewohnheiten dar, die je nach Einzelfall gegebenenfalls sogar psychologischer Unterstützung und Betreuung bedarf, angestrebt wird eine grundlegende und dauerhafte Änderung der Ernährung und des Essverhaltens. Neben einer Reduktion des Fettanteils in der Nahrung können auch spezifische Formuladiäten zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden. Wichtig ist eine ärztliche Überwachung im Rahmen der diätetischen Programme um Mangelerscheinungen vorzubeugen und auszugleichen. Parallel zur Änderung der Ernährungs- und Eßgewohnheiten sollte auch eine verstärkte und regelmäßige körperliche Aktivität Einzug in den Alltag nehmen.
Appetit und Fettaufnahme im Darm lassen sich auch medikamentös beeinflussen, allerdings weisen die derzeitig erhältlichen Medikamente nicht unerhebliche Nebenwirkungen auf und sind daher nicht zur Langzeittherapie geeignet. Auch hier sollte eine Therapie nur unter strenger ärztlicher Kontrolle erfolgen, von einer Einnahme von Medikamenten, die teilweise über das Internet zu bestellen sind kann aufgrund teils lebensgefährlicher Komplikationen nur eindringlich gewarnt werden.
Ebenfalls zur konservativen Therapie der mittelgradigen Adipositas wird die passagere Implantation eines Magenballons gezählt. Der entweder Luft- oder Wassergefüllte Magenballon wird im Rahmen einer Magenspiegelung in den Patienten eingeführt und verbleibt für ca. 6-8 Monate im Patienten. Aufgrund der Dehnung des Magens und Reizung der Druckrezeptoren wird ein schnelleres und dauerhafteres Sättigungsgefühl ausgelöst, außerdem wirkt der Ballon aufgrund der Lage im Magen per se als "Essbremse". In Kombination mit den bereits oben erwähnten Modifikationen der Eßgewohnheiten und entsprechenden diätetischen Verhaltensweisen ist hierbei in vielen Fällen eine deutliche Gewichtsreduktion möglich.
Die operativ-chirurgischen Therapieoptionen sind im Regelfall nur für höhere Grade der Adipositas geeignet und indiziert und bilden die dauerhaften Therapieoptionen. Zum einen wird heute vor allem das Magenband im Rahmen einer Bauchspiegelung (laparoskopisch) eingesetzt, welches den Magen sanduhr-artig zusammenschnürt und aufgrund der kleinen Depotbildung ein sehr schnelles Sättigungsgefühl auslöst. Alternativ wird in den letzten Jahren zunehmend die sogenannte Magen-Bypass-Chirurgie durchgeführt, hierbei wird unter Umgehung eines Großteils der Nahrungsresorptionsfläche im Dünndarm operativ ein Teil des Dünndarms ausgeschlossen und eine direkte Querverbindung zwischen Magen und tiefem Dünndarm oder Dickdarm angelegt.
Natürlich sind alle hier vorgestellten Maßnahmen nicht frei von möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen, diese stehen allerdings auch in direktem Zusammenhang mit dem Schweregrad der Adipositas, das bedeutet, je übergewichtiger ein Patient ist, desto risikoreicher ist jedwede Art von Therapie. Grundsätzlich gilt: "wehret den Anfängen", dass heißt, je früher ein Übergewichtiger beginnt gegebenenfalls auch mit ärztlicher Hilfe konsequent seine Lebensgewohnheiten zu verändern, desto höher ist die Chance, auch dauerhaft ein Normalgewicht zu halten.