Meningitis Teil V: Was darf es kosten, ein Leben zu retten?

Meningitis Teil V: Was darf es kosten, ein Leben zu retten?

Meningitis Teil V: Was darf es kosten, ein Leben zu retten ?

Es begann nach einem Spielplatzbesuch. Die Mutter des zwei Jahre jungen Nils stellte bei ihrem kleinen Sohn leichten Schüttelfrost und eine erhöhte Temperatur fest. Gegen Abend erbrach sich das Kind mehrmals und war durch das ansteigende Fieber sehr schläfrig und benommen: An sich keine Seltenheit bei Kleinkindern, zumal Nils einige Tage zuvor stark erkältet war.

Nach einer zunächst ruhig beginnenden Nacht nahmen die Eltern von Nils pfeifende Atemgeräusche bei ihrem Kind wahr. Zuerst dachten Sie an eine Lungenentzündung und wollten daher zur Abklärung in die hiesige Krankenhaus-Ambulanz fahren. Als Sie Nils den kleinen Schlafanzug auszogen, entdeckten Sie dass der Körper des Kleinen mit bläulich-roten Hautveränderungen überdeckt war. Gegen 0:30 Uhr fuhren Vater und Sohn ins nächstgelegene Krankenhaus. Der Kinderarzt stellte fest, dass es Nils mittlerweile sehr schlecht ging, er konnte jedoch nicht sagen, worum es sich bei dem Kleinen handelte. Erst die hinzugerufene Oberärztin tippte auf eine "Meningikokken-Infektion".

Zwischenzeitlich hatte sich der Zustand von Nils weiterhin verschlechtert, was eine angedachte Verlegung in die Universitäts-Klinik verhinderte. Nach knapp 1,5 Stunden war Nils nicht mehr ansprechbar und er verstarb gegen 3.00 Uhr morgens auf der Intensivstation.

Bei frühzeitiger, richtiger Diagnose hätte das Leben von Nils vielleicht gerettet werden können. Die Tatsache, das die Erkrankung so rasant verlief und zunächst kein Verdacht auf eine so ernsthafte Infektion fiel, ist mehr als beängstigend.

Gerade vor dem Hintergrund, dass Meningokokken-Infektionen keine Seltenheit sind. In den vergangenen zehn Jahren erkrankten in Deutschland durchschnittlich 760 Personen pro Jahr an diesen Infektionen. Zu etwa 40 Prozent waren Kleinkinder im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren davon betroffen, sie infizierten sich mit Meningokokken.

Was sind Meningokokken?

Meningokokken sind die häufigsten Erreger einer eitrigen Hirnhautentzündung; kugelförmige Bakterien, die ausschließlich von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Über zehn Millionen Deutsche tragen Meningokokken im Nasenrachenraum, ohne daran zu erkranken und ohne es zu wissen. Gelangen Meningokokken allerdings in die Blutbahn, besteht höchste Lebensgefahr. Von hier aus können sie ins Nervenwasser (Liquor) und somit in das Gehirn vordringen, und dort eine gefährliche Entzündung hervorrufen.

Meningokokken werden in unterschiedliche Serogruppen eingeteilt, wobei die Gruppen "B" und "C" bei uns am häufigsten vorkommen, allerdings nur gegen C ein vorbeugender Schutz in Form einer Impfung möglich ist.

Jede fünfte Infektion in Deutschland wird durch Bakterien der Serogruppe "C" hervorgerufen, gegen die seit kurzem ein Impfstoff jetzt für Kinder unter zwei Jahren zur Verfügung steht.

Risikogruppen

Besonders gefährdet sind Kleinkinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren, ein zweiter Erkrankungs-Gipfel liegt bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren. Aber auch Erwachsene, die häufig an bakteriellen Infektionen erkranken, haben ein erhöhtes Risiko.

70 Prozent der Meningokokken-Erkrankungen werden bis zum 18-ten Lebensjahr beobachtet.

Nicht nur die Krankheit selbst ist hochgefährlich, sondern auch die damit häufig verbundenen Fehldiagnosen. Oft erfolgt eine Einweisung ins Krankenhaus und somit die einzige schnelle Hilfe einer Antibiotika-Behandlung, zu spät. Die schwierige Diagnose ist darauf zurückzuführen, dass sich die Erkrankung meist mit unspezifischen Symptomen ankündigt, die einer Erkältung oder Grippe ähneln: Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Unruhe oder Apathie.

Untrügliche Anzeichen für eine Meningokokken-Infektion sind jedoch Hautblutungen, die über den ganzen Körper verteilt sein können und sich als purpurfarbene Flecken unterschiedlicher Größe äußern. Typisch für den Verlauf ist das rasante und folgenschwere Fortschreiten der Erkrankung, insbesondere wenn sie sich nicht als Hirnhautentzündung sondern als Blutvergiftung mit Schockzustand äußert.

Dies erlebte Thomas Goy mit seinem 23 Monate alten Sohn Nils. Und auch wenn eine durch Meningokokken verursachte Blutvergiftung weniger schwerwiegend als bei Nils Goy verlaufen kann, kann es zu Amputationen von Gliedmaßen und anderen Spätfolgen kommen. Dieser Eingriff ist oft unumgänglich, da durch den Einfluss von Bakteriengiften bereits großflächig Gewebe abgestorben sein kann. Ferner können bleibende Dauerschäden wie Hörverlust, Erblindung, Bewegungsstörungen oder Intelligenzminderungen die Folge sein.

Übertragung und Schutz! Impfung möglich

In den ersten Monaten des Jahres, also im Winter und Frühjahr, häufen sich die Meningokokken-Erkrankungen. Dies ist die Zeit, in der gehäuft Infektionen der oberen Atemwege auftreten und die gefährlichen Erreger durch Tröpfchen übertragen werden können: Beispielsweise beim Niesen oder Husten.

Der wirksamste Schutz ist eine Impfung. Seit wenigen Jahren stehen so genannte Konjugat-Impfstoffe gegen Meningokokken C zur Verfügung, mit denen bereits Säuglinge ab einem Alter von zwei Monaten geschützt werden können.

Diese Impfstoffe wurden und werden weiterhin bei nationalen Impfkampagnen gegen Meningokokken C (z. B. England oder Niederlande) eingesetzt und haben sich bei millionenfachem Einsatz als sicher und gut verträglich erwiesen.

Die beste Zeit für eine Meningokokken-C-Impfung ist jetzt im Herbst und Winter, damit ein optimaler Schutz in den Winter- und Frühjahrsmonaten (hohe Übertragungsgefahr bei Menschenansammlungngen, wie bspw. Fasching) gewährleistet ist. Da die Impfkosten momentan noch nicht von den Kassen übernommen werden, muss man sich eines vor Augen halten:

Ein effektiver Impf-Schutz ist nicht teurer als der Kauf einer Jeans.

Diese Investition sollte ein Leben wert sein ...

Schließlich kann durch eine solche Immunität Schlimmstes verhindert werden. Hätten die Eltern von Nils von dieser Möglichkeit gewusst, könnte ihr Sohn heute noch leben. Infolge dessen ist eine bundesweite Aufklärung dringend notwendig. Eine Aufgabe, der sich Thomas Goy, der Vater von Nils, seit seinem erschütternden Ereignis aufopfernd widmet. Er gründete die "Elterninitiative Meningitis", die seit einigen Jahren für Transparenz und Aufklärung hinsichtlich der heimtückischen Krankheit Meningitis sorgt.

Nähere Informationen über: Elterninitiative Meningitis

Roßbachstr. 12 , 40667 Meerbusch , Tel.: 0 21 32 - 76 96 75

www.elterninitiative-meningitis.de