Insektenstiche - nur unangenehm oder gefährlich?
Insektenstiche - nur angenehm oder gefährlich?
Sommerzeit ist Bienen-, Wespen- und Hornissenzeit. Und jeden Sommer kommt es bei Mensch und Tier immer wieder zu schmerzhaften Begegnungen mit diesen an und für sich nützlichen und schützenswerten Insekten.
Bei vielen Tierhaltern herrscht in diesem Zusammenhang eine gewisse Unsicherheit, wie gefährlich Stiche dieser Insekten für unsere Vierbeiner sind. –Wer kennt nicht das Gerücht, dass 10 Hornissenstiche ein Pferd töten können?
Grundsätzlich stechen sowohl Bienen als auch Hornissen entgegen anders lautender Gerüchte in aller Regel nur, wenn sie sich bedroht fühlen, während sich Wespen unter bestimmten Umständen auch aggressiv verhalten und scheinbar grundlos zustechen können (dies gilt vor allem, wenn sie sich bei der Futteraufnahme gestört fühlen).
Gerade junge, unerfahrene Hunde und Katzen werden häufig beim Versuch, mit den sich bewegenden Insekten zu spielen oder diese zu fressen, gestochen. Die am häufigsten betroffenen Körperstellen sind daher auch die Sohlenflächen der Pfoten sowie die Mundhöhle. Ältere Tiere, die schon einmal schmerzhafte Erfahrungen mit den gelb-schwarz gestreiften Insekten gemacht haben, sind in aller Regel wesentlich vorsichtiger und werden somit auch seltener gestochen. Bei anderen Haustieren wie Meerschweinchen oder Kaninchen sind Stiche eher eine Seltenheit und beruhen meist auf einer Verkettung unglücklicher Umstände.
Bei einem Stich stehen normalerweise Schwellungen im Bereich des Stichs sowie eine mehr oder weniger ausgeprägte Schmerzhaftigkeit, hervorgerufen durch bestimmte Proteine im Insektengift als Symptome im Vordergrund.
Während einzelne Stiche am Körper oder an den Gliedmaßen bei gesunden Tieren normalerweise lediglich unangenehm sind, können Stiche im Mund-Rachenbereich (vor allem in Zunge oder Kehlkopf) zu erheblichen Schwellungen und einer damit verbundenen Verlegung der Atemwege führen, die im Extremfall auch lebensbedrohlich sein können. Auch mehrere Stiche am Körper sind normalerweise nicht lebensbedrohlich, hier spielt jedoch die Größe des Tieres eine entscheidende Rolle. –So können bei Zwerghunderassen oder Katzen schon 10-20 Stiche zu ernsten Allgemeinsymptomen führen, wohingegen bei Riesenrassen wie Dogge oder Bernhardiner erst 100 Stiche oder mehr kritisch werden. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass sich Giftmenge und Giftstärke von Bienen, Wespen und auch Hornissen nicht wesentlich unterscheiden. Die (zu Unrecht) gefürchtete Hornisse ist daher nicht gefährlicher als eine Honigbiene. Eine andere Zusammensetzung von Wespen- und Hornissengift führt jedoch dazu, dass die Stiche dieser Insekten schmerzhafter als die der Biene sind.
Eine Sonderstellung in der Gefährdung nehmen Tiere ein, die allergisch auf ein oder mehrere Bestandteile der Insektengifte reagieren und bei denen unter Umständen schon der Stich eines einzelnen Insekts zu lebensbedrohlichen Schwellungen oder Schockzuständen führen kann.
Sollte Ihr Tier gestochen werden, sollte zunächst (im Falle eines Bienenstichs) der Stachel mit der anhängenden Giftdrüse vorsichtig aus der Haut entfernt werden und anschließend die Stichstelle gekühlt werden. Auch der Einsatz eines Antihistaminikums (z.B. Dimetidin) in Salben- oder Tropfenform kann helfen, die Symptome zu lindern.
Im Falle von ausgeprägten Schwellungen, vor allem im Kopfbereich, sowie beim Auftreten von Schocksymptomen (wie Gehstörungen, blassen Schleimhäuten oder stark beschleunigter Herzfrequenz) sollte das Tier unverzüglich in tierärztliche Behandlung gelangen. Der Tierarzt wird durch Verabreichung von Antihistaminika, Cortison und/oder Adrenalin dem Schock entgegenwirken und im Bedarfsfall den Kreislauf mit Infusionen stabilisieren.
© Christian Bank (Tierarzt)
Kleintierpraxis Dr. Lewitschek