Inkontinenz
Inkontinenz ist eine Krankheit und kein "Fehlverhalten" und kann in jedem Lebensalter auftreten. Bei älteren Menschen kommt es meist zu einer Streß-Inkontinenz, d.h. bei bestimmten Anstrengungen kommt es zu ungewolltem Harnabgang. Auslösende Faktoren können Lachen, Bücken, Heben, Husten oder Niesen sein.
Die männliche Blase verfügt über einen sehr stabilen Verschlußapparat. Unterhalb der Blase liegt die Prostata oder Vorsteherdrüse, die die Harnröhre umschließt. Die Prostata liegt dem männlichen Beckenboden auf, in dem sich der äußere Schließmuskel befindet. Inkontinenz wird beim Mann in vielen Fällen durch eine Vergrößerung der Prostata im Alter verursacht. Im Fall der Überlauf-Inkontinenz oder Tropfinkontinenz ist die Harnblase zum Überlaufen voll, weil entweder der Urinabfluß behindert ist (z.B. durch eine Vergrößerung der Prostata) oder aber die Blase aufgrund einer neurologischen Störung nicht mehr den Urin auspresst. Deshalb tritt bei voller Blase ständig etwas Urin aus. Bei der Prostatavergrößerung ist der Urinfluß durch das Abflusshindernis langsam, und die Blase wird nur unvollständig entleert. Mit der Zeit wird die Restharnmenge immer größer, die Blase weitet sich aus, und die Muskulatur erschlafft. Der normale Behandlungsweg ist die Entfernung des Hindernisses (Prostata-Operation), um den freien Urinfluß wieder herzustellen. Warum sich die Prostata vergrößert, ist bislang nicht vollständig geklärt. Man nimmt aber an, dass das gutartige Adenom entsteht, wenn die Produktion des männlichen Sexualhormons Androgen zurückgeht. Gefährlich ist das Prostataadenom zunächst zwar nicht, es sollte jedoch in jedem Fall entfernt werden, damit es nicht zu Harninkontinenz und in der Folge zu Nierenschädigungen kommt. Die vergrößerte Prostata drückt auf die Harnröhre, was sich zunächst durch Schwierigkeiten beim Wasserlassen bemerkbar macht - die Entleerung ist erschwert, weil die Harnröhrenöffnung verengt wird. Der Betroffene muss teilweise die Bauchmuskulatur zu Hilfe nehmen, um den Urin aus der Blase zu drücken (sogenannte Bauchpresse). Ein weiteres Symptom ist häufiger Harndrang.
Bei der Überlaufblase aufgrund einer neurologischen Störung (z.B. beim Diabetes) kann eine Dauerableitung des Urins durch einen Katheter notwendig sein. Die Dauerableitung kann dabei durch die Bauchwand oder durch den natürlichen Weg erfolgen.
Die anderen Formen der Harninkontinenz, wie die Reflexinkontinenz oder die Dranginkontinenz, die durch Nervenstörungen bedingt sind, treten bei Männern genauso häufig auf wie bei Frauen. Auch können bei Männern Fistelgänge zwischen Harnröhre und Mastdarm - beispielsweise nach Unterleibsoperationen - entstehen, so dass es zum Harnträufeln aus der Afteröffnung kommt. Wenn bei Ihnen Inkontinenz in irgendeiner Form auftreten sollte, gehen Sie zum Arzt! In vielen Fällen kann das Problem mit relativ einfachen Mitteln behoben werden.
Inkontinenz kann in verschiedenen Situationen und in unterschiedlichem Ausmaß auftreten. Sie hat immer eine Ursache und in den meisten Fällen ist auch irgendeine Form der Behandlung möglich. Deshalb ist es wichtig, dass man sein Schamgefühl überwindet und sich einem Arzt anvertraut, damit er aufgrund einer Untersuchung die Diagnose stellen kann.