Helicobakter-Infektionen bei Hund und Katze
Dieser, von J. Robin Warren 1979 erstmals als potentiell pathogen (krankheitserregend) beschriebene Keim, der bei auffällig vielen Menschen mit Magenschleimhautentzündungen nachweisbar ist, steht zudem im Verdacht, beim Menschen das Risiko an Magenkrebs zu erkranken deutlich zu erhöhen.
Bakterien der Helicobakter-Gruppe zeichnen sich durch eine Besonderheit aus: ihnen ist es möglich, im extrem sauren Milieu des Magens, das annähernd dem pH-Wert von Salzsäure (pH 1-2) entspricht zu überleben. Dies wird zum einen durch die spezielle Lokalisation der Bakterien, die sich unter der Magenschleimbarriere aufhalten, zum anderen durch spezielle, durch die Bakterien synthetisierte Enzyme (Urease, Katalase und Oxidase) ermöglicht.
Die Schadwirkung von Helicobakter beruht vor allem in der Störung des Aufbaus der Magenschleimhautbarriere sowie einer Veränderung der Magensäureproduktion. Die Magensäureproduktion kann bei einer Helicobakter-Infektion sowohl übermäßig erhöht als auch vermindert sein. In beiden Fällen ist die normale Funktion des Magens gestört.
Im Gegensatz zum Menschen, bei dem vor allem die Unterart Helicobakter pylori zu finden ist, führen bei Hunden und Katzen zusätzlich auch die Unterarten H. heilmannii und H. felis zu Krankheitssymptomen.
Uneinigkeit herrscht, analog zur Humanmedizin, auch in der Tiermedizin über die Pathogenität (krankmachende Wirkung) der Helicobakter-Gruppe. So konnten zwar auch vielfach bei symptomlosen Tieren Helicobakter-Infektionen nachgewiesen werden, auffällig ist jedoch (auch nach eigenen Erfahrungen) der gehäufte Nachweis bei Patienten mit gastrointestinalen Problemen wie häufigem Erbrechen, wiederkehrenden Durchfällen und schlechtem Appetit. Diese Patienten zeigen in aller Regel nach erfolgter Therapie eine rasche Erholung.
Besteht der Verdacht einer Helicobakter-Infektion, so stehen heute mehrere Möglichkeiten der Diagnostik zur Verfügung. Als sicherster Nachweis gilt nach wie vor eine Magenspiegelung (Gastroskopie) mit Entnahme einer Probe der Schleimhaut und anschließender histologischer Untersuchung. Diese diagnostische Maßnahme bietet zwar den Vorteil auch andere Erkrankungen des Magen-Darmtraktes nachweisen zu können, erfordert aber eine Sedation des Patienten. Weit weniger aufwändig und invasiv ist entweder der direkte Erregernachweis in Erbrochenem oder Kot oder aber der Nachweis von Antikörpern im Blut. Der Nachteil dieser Nachweismethoden besteht darin, dass ein negatives Testergebnis eine Infektion nicht sicher ausschließt, da zum einen nicht bei jedem Tier in ausreichendem Maße Antikörper gebildet werden bzw. vom Beginn der Infektion bis zum Auftreten von Antikörpern einige Wochen vergehen können, zum anderen die Erreger nicht kontinuierlich ausgeschieden werden.
Ist eine Helicobakter-Infektion nachgewiesen, erfolgt die Therapie in Form einer 3-wöchigen so genannten "Trippel-Therapie". Diese Besteht aus den Antibiotika Amoxicillin und Metronidazol sowie dem Magensäure-Blocker Ranitidin. Sicherheitshalber sollte nach Abschluss der Therapie nochmals eine Kontroll-Untersuchung durchgeführt werden.
Sollten Sie den Verdacht hegen, dass Ihr Haustier unter einer Helicobakter-Infektion leidet, berät Sie Ihr Tierarzt gerne.