Essstörungen - wenn schlank krank macht
Für die Entstehung können Risikofaktoren, wie ein ausgeprägtes Schlankheitsideal, Restriktives Essen, Angst vor dem Dicksein, familiäre Faktoren, seelische Belastungen und Stress von Bedeutung sein. Zu den Hauptformen der Essstörungen zählen Magersucht (Anorexia Nervosa), Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa), Binge Fating Discorder und die latente Essstörung. Diese Formen können allerdings ineinander übergehen und sich vermischen.
Die Magersucht ist durch einen absichtlich und selbst herbeigeführten Gewichtsverlust gekennzeichnet. Durch Hungern und Kalorienzählen wird versucht, dem Körper möglichst wenig Nahrung zuzuführen, durch körperliche Aktivitäten soll der Energieverbrauch gesteigert werden. Dabei ist die Wahrnehmung von Figur, Gewicht und Aussehen häufig gestört und es besteht die Angst einer Gewichtszunahme. Die Folgen der Magersucht sind Untergewicht, Blutarmut, Muskelschwund und Mangelernährung bis hin zu Osteoporose und Unfruchtbarkeit, hohe Anfälligkeit für Infektionen sowie die soziale Isolation in Verbindung mit Depressionen.
Bei der Ess-Brech-Sucht handelt es sich um eine Essstörung, die durch den Wechsel von wiederholten Fressanfällen und Versuchen der Gewichtsreduktion gekennzeichnet ist. Charakteristisch ist der Kontrollverlust während der Hungerattacken. Betroffene haben große Angst vor der Gewichtszunahme. Um die exzessive Nahrungs- und Energiezufuhr auszugleichen werden Gegenmaßnahmen wie Erbrechen, exzessiven Sport, Missbrauch von Abführmittel, Fasten oder Einläufe unternommen. Die Ess-Brech-Sucht kann zu Störungen des Elektrolyt-Stoffwechsels, zu Entzündungen der Speiseröhre, zu Zahnschäden sowie zu Mangelerscheinungen führen. Da durch einen gestörten Elektrolythaushalt das Herz angegriffen werden kann, kann es zu Herzversagen und somit zum Tode kommen, insbesondere wenn die Ess-Brech-Sucht noch mit Untergewicht einher geht.
Von Binge Eating wird gesprochen, wenn über sechs Monate an mindestens zwei Tagen pro Woche wiederkehrende Heißhungerattacken auftreten. Dabei wird eine deutlich größere Nahrungsmenge besonders schnell gegessen, obwohl man sich körperlich nicht hungrig fühlt oder soviel gegessen bis man sich unangenehm voll fühlt. Der Betroffene verliert die Kontrolle über die Nahrungsaufnahme. Das Überessen wird als belastend empfunden und nach dem Essen treten Gefühle von Ekel, Scham oder Depressionen auf. Binge Eating kann zu Adipositas führen, da im Gegensatz zur Bulimie die Maßnahme fehlt eine Gewichtszunahme durch Erbrechen, Intensivsport oder Fasten zu verhindern.
Latent Esssüchtige hingegen zeigen ein streng kontrolliertes Essverhalten, leiden unter einem verzerrten Körperbild und starten eine Diät nach der anderen. Häufig ist die latente Esssucht zudem die Basis für andere Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht. Betroffene sind davon überzeugt, ihr normales Gewicht nur mit Hilfe von Diäten aufrecht erhalten zu können. Durch die permanenten und oft radikalen Hungerkuren setzt jedoch oft der gefürchtete Jojo-Effekt ein.
Als Grundlage für eine erfolgreiche Therapie bei allen Formen der Essstörung stellt zunächst die Einsicht des Patienten dar. Anschließend ist das oberste Ziel die Normalisierung des Körpergewichts, wobei eine verhaltenstherapeutische Unterstützung notwendig ist. Mit Hilfe spezieller Therapiekonzepte wie Ernährungs-, Konfrontations-, Einzel- oder Familientherapien und psychologischer Unterstützung können heute auch schwere und langdauernde Essstörungen mit gutem Erfolg behandelt werden.