Augenlidkrampf (Blepharospasmus)
Durch die unwillkürlichen Kontraktionen des Musculus orbicularis oculi (Ringmuskel, der für den Augenschluss zuständig ist) kommt der Blepharospasmus, auch Lidkrampf genannt, zustande. Dieser zeichnet sich durch unregelmäßiges Blinzeln, einem Fremdkörpergefühl im Auge und vermehrten Verkrampfungen der Lider bis hin zum zeitweiligen unwillkürlichen Lidschluss aus. Die Betroffenen können sozusagen funktionell erblinden.
Der Lidkrampf ist eine Form der so genannten fokalen Dystonie. Das ist eine vom Willen nicht beeinflussbare Anspannung in bestimmten Muskelgruppen. Bei einem Lidkrampf ist hauptsächlich der Ringmuskel, der um das Auge kreisförmig herumzieht, betroffen. Der Blepharospasmus zählt zu den essentiellen oder idiopathischen Erkrankungen und das heißt, dass sie ein eigenständiges Krankheitsbild darstellen, dessen Ursache man meist nicht kennt. Man geht davon aus, dass sowohl bei der idiopathischen als auch bei der symptomatischen Form eine Erkrankung der Stammganglien im Gehirn mit einer Störung des Dopamin-Stoffwechsels vorliegt. Bei Dopamin handelt es sich um einen Botenstoff im Gehirn. Außerdem vermutet man bei der idiopathischen Form, dass die Beteiligung der Gene bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielt. Zwar werden die Symptome durch Stress und psychische Belastungen verschlimmert, jedoch handelt es sich nicht um eine psychologische Erkrankung.
Zu Beginn der Krankheit fällt das vermehrte Blinzeln auf. Mit der Zeit jedoch verstärkt sich dieses Blinzeln und hält länger an. Die Kontraktion der Lider kann minutenlang bestehen bleiben und der Patient kann seine Augen nicht mehr öffnen, sodass eine funktionelle Blindheit besteht.
Um jedoch eine exakte Diagnose stellen zu können, müssen differentialdiagnostisch alle Formen von Lidöffnungs- und Lidschluss-Störungen ausgeschlossen werden. Dazu zählen z.B. akut entzündliche und chronische Augenerkrankungen, die mit einer erhöhten Blinkfrequenz oder einem sehr engen Lidspalt verbunden sind, aber auch Tics und Stereotypien müssen vom Blepharospasmus abgegrenzt werden
Heutzutage gilt die Botulinustoxin-Therapie als erste Wahl. Botulinustoxin ist ein sehr starkes Nervengift, das die Erregungsübertragung vom Nerv zum Muskel hemmt. Daraus resultieren dann Lähmungen der Muskulatur. Dieser Wirkungsmechanismus ist die Grundlage der Blepharospasmus-Therapie. Je nach individuellem Ausprägungsgrad wird das Toxin mit einer sehr feinen Nadel und stark verdünnt, direkt in den Muskel gespritzt. Um möglichst geringe Nebenwirkungen zu erreichen, wird mit einer niedrigen Dosis begonnen. Später werden dann nach und nach die Injektionsorte und die Dosis besser an den Patienten angepasst. Die Injektion sollte alle zwei bis drei Monate wiederholt werden.