Auf Reisen mit Hund und Katze - Teil III
Herrenlose Tiere am Urlaubsort
Wer die letzten Ausgaben von Gesundheit aktuell verfolgt hat, ist grundlegend informiert, was bei Urlaubsreisen mit Haustieren zu beachten ist (auch nachzulesen unter www.gesundheit-aktuell.de).
In dieser Ausgabe möchte ich in diesem Zusammenhang ein weiteres Thema ansprechen, welches zunehmend an Bedeutung gewinnt: streunende und herrenlose Tiere in den Urlaubsregionen, vor allem in mediterranen Ländern.
Jeder, der schon einmal in Spanien, Griechenland, der Türkei oder anderen Mittelmeer-Anrainerländern Urlaub gemacht hat kennt das Bild der vielen mehr oder weniger wild lebenden Hunden und Katzen, vor allem in den Touristen-Hochburgen. Und nicht wenige von uns haben beim Anblick dieser zum Teil abgemagerten, kranken oder verletzten Tiere schon einmal darüber nachgedacht, ob man nicht zumindest einer dieser Kreaturen in Deutschland ein neues Zuhause bieten könnte.
Doch so verständlich diese Überlegung ist, sollte man sich vor einer solch impulsiven Entscheidung einige wichtige, grundlegende Gedanken machen:
Die sicherlich naheliegendste Frage ist, ob man einem solchen Tier am Heimatort ein artgerechtes Leben bieten kann (eine bis dato frei lebende Katze zum Beispiel wird sich sicher in einer 2-Zimmer-Wohnung in der Großstadt nicht wohl fühlen).
Ebenso wichtig ist die Frage, ob man Willens und in der Lage ist, über Jahre hinweg die Verantwortung für das "importierte" Tier inklusive der entstehenden Kosten für Futter, Impfungen oder die Behandlung eventueller Erkrankungen oder Verletzungen zu tragen.
Eine Impfung gegen Tollwut ist bei der Einfuhr nach Deutschland vorgeschrieben und muss daher noch am Urlaubsort durchgeführt werden. Diese Impfung muss bei erstmaliger Vakzinierung mindestens 30 Tage vor der Einfuhr erfolgen.
Eine tierärztliche Untersuchung auf eventuell bestehende offensichtliche oder aber latente Infektionskrankheiten (wie zum Beispiel Leishmaniose, Ehrlichiose, Babesiose oder Dirofilariose) sollte ebenfalls unbedingt noch am Urlaubsort erfolgen. Da die meisten Erkrankungen erst nach einer gewissen Inkubationszeit nachweisbar sind, sollten diese Untersuchungen sicherheitshalber nach etwa 4 bis 6 Wochen in Deutschland nochmals wiederholt werden.
Zu guter Letzt gilt es eine Transportgelegenheit für die Rückreise nach Deutschland (in der Regel per Flugzeug) zu organisieren. Auch der Transport des Tieres zum Flughafen am Urlaubsort sollte hierbei nicht vergessen werden.
Wer sich bezüglich des nicht unbeträchtlichen Aufwandes und der entstehenden Verantwortung nicht sicher ist, sollte sich vor Augen führen, dass niemandem damit gedient ist, wenn ein aus Tierliebe eingeführtes Tier unter Umständen sein restliches Leben in einem ohnehin überfüllten deutschen Tierheim fristen muss.
Es kann unter Umständen wesentlich sinnvoller sein, eine lokale oder international tätige Tierschutzorganisation finanziell zu unterstützen, und so die Lebensumstände der herrenlosen Streuner und deren medizinische Versorgung zu verbessern. Derartige Organisationen gibt es inzwischen in fast jeder Urlaubsregion.
Ich kann nur empfehlen, einen Urlaubstag zu "opfern" und sich vor Ort über die Arbeit solcher Organisationen zu informieren. Seriöse Tierschützer gewähren Ihnen gerne einen Einblick in ihre lokale Arbeit.
© Christian Bank (Tierarzt)
Kleintierpraxis Dr. Lewitschek