Unterwegs mit PD: Zeit für Urlaubsgefühle!
Unterwegs mit PD: Zeit für Urlaubsgefühle!
Peritoneal-Dialyse-Patienten sind bei der Wahl ihres Reiseziels zeitgehend frei
Bernd S. war schon fast überall. Norwegen, Spanien, Griechenland, die USA, Südafrika, Neuseeland und viele andere Länder hat er bereits gemeinsam mit seiner Frau Anne bereist. Seitdem er Dialyse-Patient ist, hat er sich aber nicht mehr getraut, seiner Reiselust nachzugehen. Erst bei dem jüngsten Routinetermin bei seinem Arzt hat er sich ein Herz gefasst und nachgefragt. „Natürlich können Sie reisen! Ihr Gesundheitszustand ist stabil. Lassen Sie uns doch einmal konkret über Ihre Reisepläne sprechen“, war die ermutigende Antwort des Fachmanns.
Trotz Dialyse in die Ferne schweifen
Ein möglicher Verzicht auf Reisen wird von vielen Dialyse-Patienten als ein besonders großer Einschnitt in das bisherige Leben empfunden. Dabei dürfen sie meist reisen. Sie müssen sich darauf nur gezielter vorbereiten als Gesunde. Lediglich für Patienten, die gerade erst mit der Dialyse begonnen haben, gibt es hier eine Einschränkung. Ihnen wird empfohlen, den Urlaub auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben und die jeweilige Nierenersatztherapie und die damit verbundenen Veränderungen in ihrem Körper erst einmal richtig kennen zu lernen. Auch wer auf der Warteliste für eine Nierentransplantation steht, sollte nicht weit und lange verreisen, sondern abrufbar sein.
Nahezu freie Wahl des Reiseziels
Dialyse-Patienten, die bereits erfahren mit der Peritoneal-Dialyse (PD) oder der Hämo-Dialyse (HD) sind, können inzwischen ihr Urlaubsziel fast völlig frei wählen. Von Reisen in Länder mit unzureichenden hygienischen Verhältnissen oder weit verbreiteten ansteckenden Krankheiten ist ihnen jedoch abzuraten. Aber auf die Idee, abenteuerliche Ziele, Transportmittel oder Quartiere zu wählen, kommen Dialyse-Patienten meist gar nicht. Für sie sind vor allem die Abwechslung vom Alltag und die Erlebnisse in einer ungewohnten Umgebung, manchmal mit dem Partner, manchmal in einer Gruppe, wichtig. Der Urlaub soll dem Wohlbefinden und ihrer Gesundheit dienen, beides keinesfalls aufs Spiel setzen, sind sie sich bewusst.
Kleine Checkliste vor Reisebeginn
Doch bei aller selbst verordneten Vernunft – eine Regel gilt für jeden Dialyse-Patienten: Vor dem Koffer packen sollte in jedem Fall ein Arzt befragt werden, ob die Reise gesundheitlich unbedenklich und was zu beachten ist. Mit der Krankenkasse ist vorab zu klären, welche Kosten sie trägt. Eine zusätzliche Versicherung bei einer Organisation, die bei einer eventuellen Verschlechterung des Gesundheitszustands den Rücktransport gewährleistet, ist des Weiteren in vielen Fällen ratsam.
Eine Reise innerhalb Deutschlands können Hämo-Dialyse (HD)-Patienten oftmals von einem Tag auf den anderen planen. In einem dichten Netz von Dialyse-Zentren stehen in Deutschland meist auch kurzfristig Dialyse-Plätze zur Verfügung. Bei Reisen ins Ausland müssen HD-Patienten allerdings frühzeitig am Urlaubsort einen Platz in einem Dialyse-Zentrum reservieren und diesem alle erforderlichen Daten schicken – neben Angaben zur Dialyse auch aktuelle Laborwerte und eine Liste ihrer Medikamente. Informationen für die HD im Ausland bieten Selbsthilfegruppen, das Internet und verschiedene Reiseveranstalter. Einige von ihnen haben sich auf eine besondere Art des Reisens spezialisiert: Urlaub per Schiff. Dank eines Dialyse-Zentrums an Bord haben HD-Patienten ihren Dialyse-Platz während ihrer Fahrt auf internationalen Gewässern stets in ihrer Nähe.
PD-Patienten schätzen die Unabhängigkeit
Peritoneal-Dialyse (PD)-Patienten sind bei der Wahl ihres Urlaubsziels deutlich freier als HD-Patienten, da dieses nicht in der Nähe eines Dialyse-Zentrums liegen muss. Bei kurzen spontanen Reisen passt das Material für die PD einfach ins Urlaubsgepäck. Wenn sie länger als drei Tage unterwegs sein wollen, ist es sinnvoll, das Urlaubsziel derjenigen Firma mitzuteilen, die sie normalerweise mit Dialyse-Material versorgt. Führende Anbieter verfügen über einen speziellen Service, der zum vereinbarten Termin die benötigten Materialien direkt an die Urlaubsadresse liefert: Dialyse-Beutel und anderes Verbrauchsmaterial, wie Schläuche oder Verbände (z.B. Travelservice der Fa. Baxter). Genauso ausgestattet wie zu Hause können PD-Patienten dann am Ferienziel die Dialyse selbst durchführen.
Gerade diese Unabhängigkeit von einem Dialyse-Zentrum und einem dort fest reservierten Platz wird von PD-Patienten auf Reisen, aber auch im Alltag besonders geschätzt. Es verstärkt bei ihnen das Gefühl der Unabhängigkeit. Die Nierenerkrankung rückt dadurch noch mehr in den Hintergrund. Gleichzeitig haben sie ohne regelmäßige Aufenthalte in Dialyse-Zentren auch deutlich mehr Zeit für Unternehmungen mit ihrem Partner oder einer Gruppe – nicht nur im Urlaub.
Der Ernährungsplan reist mit
Soweit zu den Vorbereitungen. Während des Urlaubs wiederum helfen einige weitere Tipps, ihn noch mehr zu genießen. Zum Beispiel sollte der Ernährungsplan von zu Hause weitgehend auch auf Reisen gelten. Ein paar Regeln, wie viel Fisch und Fleisch, aber wenig Salz, Kalium und Phosphat, sind kein Grund, sich nicht auch eine mit Kräutern gewürzte, frisch zubereitete landestypische Spezialität schmecken zu lassen. Die Trinkmenge sollte auf Reisen genauso wie daheim genau kontrolliert werden, wobei PD-Patienten hier weniger eingeschränkt sind.
Ganz vermeiden lässt es sich nicht, dass die Besichtigungstouren oder Erkundungen in der Ferne etwas anstrengen. Wer solche Belastungen nicht gewohnt ist, sollte einfach ein bisschen kürzer treten und sich öfter mal eine Pause gönnen. Schließlich soll die Reise nicht zu einer körperlichen Herausforderung werden, sondern vor allem der Erholung und dem Wohlbefinden dienen. Dialyse-Patienten, die dies berücksichtigen, haben mehr von ihrem Urlaub – insbesondere jetzt zum Saisonende, wo sich die Touristenmassen zurückgezogen und die Sehenswürdigkeiten für die „wahren Genießer“ freigegeben haben.
Dialyse-Verfahren
Bei der Hämo-Dialyse (HD) wird der Patient im Allgemeinen drei Mal pro Woche an eine Dialyse-Maschine angeschlossen. Über ein Schlauchsystem wird dem Körper Blut entzogen und ihm nach der Reinigung in einem externen Filter – der „künstlichen Niere“ – wieder zugeführt. Die vier- bis sechsstündige Behandlung findet meist in Dialyse-Zentren statt, in seltenen Fällen zu Hause.
Die Peritoneal-Dialyse (PD) bietet sich für eine Behandlung in den eigenen vier Wänden oder auch unterwegs an und wird vom Patienten entweder vier Mal täglich selbst oder über Nacht durch eine Maschine vorgenommen. Hierbei dient das Bauchfell (Peritoneum) als Filter. Frische Dialyselösung fließt über einen ständigen Katheter in die Bauchhöhle. Sie nimmt im Bauchfell Schadstoffe und überschüssige Flüssigkeit auf und transportiert sie nach einigen Stunden Verweilzeit über den Katheter aus dem Körper heraus.
PD-Patienten sind mobiler. Dies steigert ihre Lebensqualität beträchtlich.