Peritoneal-Dialyse schont Nierenrestfunktion
Aufklärung:
ein wichtiger Faktor bei der Dialyse-Wahl
Peritoneal-Dialyse schont Nierenrestfunktion
Nierenversagen kann viele Ursachen haben. Diabetes, hoher Blutdruck oder chronische Infektionen können dazu führen, dass die Nieren aufhören, Giftstoffe und überschüssiges Wasser aus dem Blut zu filtern. Durch Dialyse (Blutwäsche) lassen sich die gesundheitlichen Folgen mildern. Die Betroffenen sehen sich dennoch vielen Belastungen und Einschränkungen ausgesetzt. Ein auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmtes Dialyse-Verfahren kann ihre Lebensqualität deutlich steigern.
Grundsätzlich stehen zwei Dialyse-Verfahren zur Auswahl: Bei der Hämodialyse (HD) wird der Patient drei Mal pro Woche an eine Dialyse-Maschine angeschlossen. Über ein Schlauchsystem wird dem Körper Blut entzogen und ihm nach Reinigung in einem externen Filter – der „künstlichen Niere“ – wieder zugeführt. Die rund sechsstündige Prozedur findet meist in Dialyse-Zentren statt, in seltenen Fällen zu Hause.
Der mündige Patient handelt selbst
Für eine Behandlung in den eigenen vier Wänden oder auch unterwegs bietet sich die Peritoneal-Dialyse (PD) an. Hierbei dient das Bauchfell (Peritoneum), ein dichtes, insgesamt rund 1m2 großes Geflecht von Blutkapillaren, als Filter. Frische Dialyselösung fließt hierzu über einen ständigen Katheter in die Bauchhöhle. Sie nimmt im Bauchfell Schadstoffe und überschüssige Flüssigkeit auf und transportiert sie nach einigen Stunden Verweilzeit über den Katheter aus dem Körper heraus.
Der Patient kann die PD selbst durchführen. Unter hygienischen Bedingungen verbindet er dabei vier Mal täglich seinen Bauchhöhlen-Katheter mit einem hoch gehängten Beutel frischer Dialyselösung einerseits und einem tiefer lagernden leeren Beutel andererseits. Dank der Schwerkraft befindet sich nach einer halben Stunde frische Lösung im Bauchfell und gesättigte außerhalb des Körpers. Diese erste Variante der PD heißt Kontinuierliche Ambulante Peritoneal-Dialyse, kurz CAPD. Bei der zweiten Variante der PD, der Automatisierten Peritoneal-Dialyse (APD) überlässt der Patient einem computergesteuerten Gerät den Austausch der Dialyseflüssigkeit über Nacht.
Aufklärung ist wichtig
Die PD hat sich bei der Behandlung von Nierenversagen bewährt und ist der HD gleichwertig.
Diese Meinung vertritt Prof. Dr. Johannes Roob von der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Hämodialyse der Medizinischen Universitäts-Klinik Graz in einem Artikel in der „Ärzte Woche1“. Er ist überzeugt, dass der Wunsch des Patienten bei der Wahl der Nierenersatztherapie entscheidend ist – vorausgesetzt dieser ist eingehend über die verschiedenen Verfahren und deren Wirkungen informiert und es gibt keine grundsätzlichen medizinischen Bedenken. Eine in dem Artikel erwähnte Studie bescheinigt der PD vielfältige Vorteile gegenüber der HD.
So erlaubt sie eine weniger strenge Diät und eine großzügigere Flüssigkeitsaufnahme. Durch das kontinuierliche Verfahren hält die PD die giftigen Substanzen im Blut eher auf einem gleich bleibenden Niveau als die HD. Gleiches gilt für den Wasser- und Salzhaushalt. Dadurch kommt es bei der Bauchfell-Dialyse seltener zu Herz-Kreislauf-Problemen wie erhöhtem Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen. Die Armvenen werden geschont; eine Hepatitis-C-Infektion ist seltener als bei HD. Viele Patienten schätzen die Freiheit, die PD zu Hause vornehmen und sich die Fahrt in ein Dialyse-Zentrum sparen zu können. Mit der selbständigen Dialyse geht häufig auch eine positive Auseinandersetzung mit der Erkrankung einher, lautet ein weiteres Argument für die PD.
Besserer Erhalt der Nierenrestfunktion durch PD
Vor allem schont sie die noch verbliebene Funktion der Niere, die so genannte Nierenrestfunktion (RRF), stellt Roob in seinem Artikel fest. Durch einen gleichmäßigeren Druck auf die empfindlichen Blutgefäße der Niere kann diese länger als bei der HD an der Blutreinigung und der Regulierung des Wasserhaushalts mitwirken.
Ein möglichst langer Erhalt der RRF ist dann besonders vorteilhaft, wenn der Termin einer Nierentransplantation absehbar ist. Bis dahin kann und soll die eigene Niere die Blutreinigung noch unterstützen, macht der Bericht in der Zeitschrift „Ärzte Woche“ deutlich. Anderen Untersuchungen zufolge funktioniert eine Spenderniere unmittelbar nach einer Transplantation besser bei PD- als bei HD-Patienten.
In Fachkreisen wird seit längerem diskutiert, welche die bessere Nierenersatztherapie ist. Verschiedene Studien belegen, dass PD und HD absolut gleichwertige Verfahren sind. Auch bei einem Wechsel der Dialyse-Verfahren konnte die PD bereits ihre Stärken herausstellen. Insbesondere mit Blick auf die Nierenrestfunktion, die möglichst lange erhalten werden soll, gilt die PD dabei als die besser geeignete Anfangstherapie.