Schilddrüsenkrebs-eine Folge von Radioaktivität?
Schilddrüsenkarzinome sind seltene, bösartige Tumore der Schilddrüse. Je nachdem von welchem Zelltyp der Schilddrüse sie ausgehen, unterscheiden sich sich hinsichtlich ihrer Behandlung und dem Krankheitsverlauf. Man unterscheidet die verschiedenen Schilddrüsenkrebs-Arten grundsätzlich in differenzierte, undifferenzierte und medulläre Karzinome. In Deutschland erkranken jährlich rund 2.000 bis 3.000 Menschen an Schilddrüsenkrebs, Frauen sind etwa 3 x häufiger betroffen als Männer. Diese Tumorart gehört somit zu den seltenen Krebserkrankungen. Doch wie bei allen Krebsarten gilt auch hier: Je früher die Erkrankung entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen.
Zu den bisher bekannten Ursachen für das Entstehen von Schilddrüsenkrebs zählen der Jodmangel, genetische Faktoren und radioaktive Strahlenbelastung. Bestrah-lungen, die ein Vorkommen von Schilddrüsenkrebs begünstigen, wurden vor 1960 häufig eingesetzt, um z. B. vergrößerte Mandeln zu verkleinern oder Hautkrankheiten wie Akne zu therapieren. Auch bei Opfern von Atombombenabwürfen oder Reaktorkatastrophen wie in Tschernobyl wurde ein vielfach erhöhtes Schilddrüsenkrebsrisiko festgestellt, wobei Kinder besonders häufig betroffen waren.
Zu Beginn der Erkrankung macht der Schilddrüsenkrebs kaum Beschwerden und wird daher gar nicht bemerkt. Meist ergeben sich Beschwerden durch ein Schilddrüsenkarzinom erst, wenn der Tumor bereits eine bestimmte Größe erreicht hat. Viele dieser Beschwerden müssen nicht von einem bösartigen Tumor in der Schilddrüse hervorgerufen werden, sondern können auch von gutartigen Schilddrüsentumoren oder anderen Erkrankungen herrühren. Viele Patienten bemerken einen größer werdenden Knoten in der Schilddrüse, der durch Druck auf die Speise- bzw. Luftröhre zu Schwierigkeiten beim Essen und beim Atmen führen kann. Die Stimme kann infolge einer Lähmung der Stimmlippen heiser werden. Durch Schädigung von Nervenbahnen kann sich ein Horner-Syndrom entwickeln, das durch eine Verengung der Pupille, ein Zurücksinken des Augapfels in die Augenhöhle sowie ein Herabhängen des Oberlides auf der betroffenen Seite gekennzeichnet ist. Wenn Halslymphknoten von dem Tumor befallen werden, sind diese derb geschwollen.
Um festzustellen, ob sich der Verdacht auf einen Tumor bestätigt und um welche Krebsart es sich handelt, können verschiedene Verfahren eingesetzt werden. In der Regel kann Ihr Arzt einen Knoten in der Schilddrüse erstmals ertasten. Mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) kann die Lage und Größe der Schilddrüse erfasst und geprüft werden, ob vorhandene Knoten bösartige sind. Im Labor wird der Anteil von Schilddrüsenhormonen im Blut bestimmt, um je nach Vorhandensein bestimmter Blutbestandteile die Krebsart zu bestimmen. Mittels einer Röntgenaufnahme der Schilddrüse, der Lunge sowie der Luft- und Speiseröhre werden sowohl die Größe des Tumors als auch mögliche Metastasen bestimmt. Bei der Szintigraphie nehmen Sie radioaktives Jod zu sich. Da auschließlich Schilddrüsenzellen in der Lage sind, Jod zu speichern, kann Ihr Arzt mit dieser Methode den Tumor sichtbar machen. Die Szintigraphie kann außerdem mögliche Metastasen nachweisen. Bei der Feinnadelbiopsie wird eine Probe des knotigen Schilddrüsengewebes entnommen und anschließend unter dem Mikroskop untersucht. So bestimmt man, um welche Krebsart es sich handelt. Die Wahl des Therapieverfahrens ist abhängig von der Art des Schilddrüsenkarzinoms sowie des Ausbreitungsgrades der Erkrankung. Zur Verfügung stehen die Operation, die Bestrahlung in Form einer Radio-Jod-Therapie oder einer äußerlichen Bestrahlung sowie die Hormontherapie. Die Entfernung der gesamten Schilddrüse und der unmittelbar benachbarten Lymphknoten ist die Behandlung mit den besten Heilungsaussichten.