Henna-Tattoos - Das ist zu beachten
Henna-Tattoos galten bisher als harmlose Urlaubssouvenirs, die nach etwa zwei Wochen wieder verschwinden. Seit aber immer mehr Menschen über Juckreiz und ekzematöse Hautveränderungen durch Henna-Tattoos aus Ägypten, Indien oder den Mittelmeerländern klagen, ist der vermeintlich natürliche Hautschmuck ins Gerede gekommen. Der Auslöser der allergischen Reaktion ist allerdings nicht der pflanzliche Henna-Farbstoff, sondern eine hohe Konzentration der Chemikalie Para-Phenylendiamin (PPD). Sie wird dem Henna-Farbstoff in einigen südlichen Urlaubsländern zugefügt, um die Farbe dunkler und kräftiger erscheinen zu lassen. Der Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA) rät deshalb zu großer Vorsicht bei Henna-Tätowierungen durch Straßen- und Strandkünstler in südlichen Urlaubsländern.
Interview mit Professor Dr. med. Thomas Fuchs, Präsident des ÄDA und Oberarzt an der Universitäts-Hautklinik Göttingen:
Frage: Herr Professor Fuchs, immer mehr Urlauber klagen über allergische Reaktionen durch Henna-Tätowierungen. Was raten Sie den Betroffenen?
Antwort: Wenn sich die Haut an der Henna-Tätowierung rötet und zu jucken beginnt, sollte unbedingt ein allergologisch geschulter Facharzt aufgesucht werden. Er kann feststellen, ob tatsächlich eine allergische Reaktion vorliegt und das Ekzem dann mit einer kortisonhaltigen Salbe antientzündlich behandeln.
Frage: Wie lange halten die Beschwerden an?
Antwort: Das Kontaktekzem hält sich in der Regel einige Wochen. Oft bleibt eine Hautstelle mit weniger körpereigenen Pigmenten zurück. Diese sieht auch nach dem Verblassen der Farbe noch monatelang wie eine Negativkopie des Henna-Tattoos aus.
Frage: Für die allergische Reaktion wird die Chemikalie Para-Phenylendiamin (PPD) verantwortlich gemacht. Kann man vor dem Tätowieren erkennen, ob der Henna-Farbe PPD zugesetzt worden ist?
Antwort: Für den Laien sind Unterschiede zwischen einer reinen und einer mit PPD versetzten Henna-Farbe kaum feststellbar. PPD ist in Europa allerdings als Zusatzstoff für Kosmetikartikel verboten. Bei Straßenkünstlern in südlichen Urlaubsländern fehlen jedoch häufig diese Kenntnisse bzw. es gibt keine entsprechenden Bestimmungen. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte auf das Tätowieren verzichten. Zumal sich im Vorfeld eine Überempfindlichkeit gegenüber PPD nicht nachweisen lässt.
Frage: Welche Folgen hat eine Allergie auf PPD für die Betroffenen?
Antwort: Zwar ist PPD in Kosmetikartikeln verboten, darf aber bei bestimmten industriellen Prozessen, wie beispielsweise beim Lederfärben oder beim Färben dunkler Textilien, verwendet werden. Solche Stoffe müssen PPD-Allergiker meiden. Deshalb sollten sie keine schwarze Unterwäsche oder dunkle Strumpfhosen tragen. Aber auch weiße Kleidungsstücke können für sie tabu sein, denn PPD wird oft als "Weißglanz" eingesetzt. Auch in schwarzem Haarfärbemittel ist PPD enthalten. Besonders tragisch ist eine PPD-Allergie für Friseure, Drucker, Schuh- und Lederwarenverkäufer und Arbeiter in der Gummi-, Textil oder Chemiebranche. Sie müssen häufig ihren Beruf wechseln. Für Jugendliche, die auf PPD allergisch reagieren, bleiben diese Berufe verschlossen.