Gezielte Wirkung von Kortison bei Allergien
Das fehlgesteuerte Immunsystem wieder in die richtigen Bahnen lenken bei der Behandlung allergischer Erkrankungen ist die beste Option. Am ehesten wird diesem Anspruch zurzeit die spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, gerecht.
Kortison galt dagegen bisher eher als "Totschläger" unter den antiallergisch wirkenden Medikamenten, der die allergische Entzündungsreaktion ungezielt unterdrückt. Diese Sichtweise muss wohl revidiert werden. Eine aktuelle Studie macht deutlich, dass Kortison die Immunabwehr nicht einfach eindämmt, sondern auch reguliert. Wissenschaftler um Christian Karagiannidis vom Schweizerischen Institut für Asthma- und Allergieforschung in Davos untersuchten den Effekt der Medikamentengruppe auf die Aktivität regulatorischer T-Zellen. An der Studie nahmen Asthmatiker teil, die mit Kortison als Spray zum Inhalieren oder in Tablettenform behandelt wurden. Als Vergleichsgruppe dienten gesunde Kontrollpersonen.
Regulatorische T-Zellen besitzen eine Schlüsselrolle für die Ausgewogenheit der Immunantwort. Vereinfacht gesprochen hemmen sie also allergische Reaktionen. Die Forscher wiesen nach, dass Kortison bei Asthma-Patienten vorübergehend die Bildung regulatorischer T-Zellen fördert. "Das ist ein hochinteressantes Ergebnis", so Professor Dr. Gerhard Schultze-Werninghaus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). "Mithilfe modernster Techniken wurde ein bisher unbekannter Wirkmechanismus des Kortisons aufgezeigt. Die Studie unterstreicht den hohen Stellenwert der Kortisontherapie beim Bronchialasthma." Die Schweizer Studienautoren hoffen, die bisher nur vorübergehende Anregung der regulatorischen T-Zellen durch Kortison mithilfe neuer Therapieformen in einen dauerhaften Zustand überführen zu können. Ein solcher Ansatz würde die Behandlungsmöglichkeiten von allergischen Erkrankungen und eventuell auch Autoimmunkrankheiten wie dem entzündlichen Gelenkrheuma dramatisch verbessern.