Empfängnisverhütung in der Stillzeit

Empfängnisverhütung in der Stillzeit

Nach der Geburt ist vieles anders. Körperlich und auch seelisch dauert es einige Zeit, bis alles sein neues Gleichgewicht gefunden hat. Diese Zeit des Übergangs und des Umbruchs ist zugleich eine Chance, Neues auszuprobieren und sich auch über die Frage der Empfängnisverhütung erneut Gedanken zu machen.

Nach der Entbindung kehrt die Fruchtbarkeit erst allmählich zurück. Wie schnell das geht, hängt hauptsächlich davon ab, ob und wie Sie stillen. Für das Baby ist Stillen die optimale Ernährung, ein guter Immunschutz und ein sicherer Hafen für seine seelische Entwicklung. Bei Ihnen fördert Stillen die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt, verringert das Risiko, an Brustkrebs oder Osteoporose zu erkranken, und hilft Ihnen, die Beziehung zum Kind aufzubauen.

Auch wenn Sie Ihr Kind voll stillen, bedeutet dies keinen sicheren Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft. Solange Sie voll stillen und noch keine Monatsblutung nach der Geburt hatten, ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zwar gering , aber es ist auch möglich, dass vor Beginn der ersten Periode nach der Geburt eine Befruchtung stattfindet. Wie hoch der Empfängnisschutz durch das Stillen ist, hängt davon ab, wie konsequent Sie stillen. Wenn Sie voll stillen, also mindestens sechsmal innerhalb von 24 Stunden und insgesamt mindestens 80 Minuten täglich, nicht zufüttern und noch keine Monatsblutung hatten (Wochenfluss wird nicht mitgezählt), ist ein hoher Empfängnisschutz gegeben. Denn bei jedem Stillen wird das Hormon Prolaktin ausgeschüttet, das für die Milchbildung sorgt und gleichzeitig den Eisprung hemmt. Durch längere Stillpausen (mehr als vier Stunden) oder Zufüttern sinkt der Prolaktinspiegel jedoch und damit verringert sich auch der Empfängnisschutz. Sicherheitshalber empfiehlt es sich daher, auch während der Stillzeit zusätzlich Verhütungsmittel zu benutzen.

Denn nach einer Geburt ist nicht jedes Verhütungsmittel geeignet und insbesondere während der Stillzeit werden besondere Anforderungen an eine zuverlässige Verhütungsmethode gestellt: Sie muss einen sicheren Schutz bieten und darf weder die Milchbildung beeinträchtigen noch die Qualität der Milch beeinflussen. Vor allem darf sie nicht die Gesundheit des Babys schädigen.

Barrieremethoden wie Kondom, Diaphragma sowie Spiralen eignen sich in der Stillzeit, da sie keine negativen Wirkungen auf die Milchproduktion und den Säugling haben. Manchen Frauen ist der Gedanke an einen Fremdkörper in Scheide und Gebärmutter unangenehm. Reine Gestagenpräparate ohne Östrogen sind eine Alternative, so beispielsweise die so genannte Minipille. Im Gegensatz zu den Kombinationspillen beeinflussen östrogenfreie Präparate weder die Milchproduktion, die Qualität der Milch, die Dauer des Stillens und die Entwicklung des Babys. Ähnlich wie bei den östrogenhaltigen Pillenpräparaten werden beim Vaginalring Hormone freigesetzt, die die Milchbildung hemmen und vom Baby über die Muttermilch aufgenommen werden können. Deshalb sollte der Vaginalring während der Stillzeit nicht angewendet werden. Natürliche Verhütungsmethoden, hierzu zählen alle Methoden der Empfängnisverhütung, die ohne chemische, hormonelle oder mechanische Hilfsmittel auskommen, wie auch die Temperaturmessung sind in der Stillzeit nicht unbedingt sicher. Bei den meisten Frauen gerät der Schlafrhythmus so weit durcheinander, dass die Aussagekraft der morgendlichen Aufwachtemperatur viel zu gering ist.