Die Insulin-Pille

Die Insulin-Pille

Amerikanische Wissenschafter der Purdue-Universität bei Chicago haben ein neuartiges Material entwickelt, das es ermöglichen soll, Insulin in Pillenform zu schlucken. Sie verpacken das blutzuckersenkende Hormon in eine Hülle aus Kunststoffkügelchen. Diese Mikropartikel mit einem Durchmesser von einem tausendstel Millimeter schützen das Insulin vor aggressiven Säuren in Mund, Rachen und Magen. Das Insulin ist in der Kunststoffkapsel eingeschlossen.

Die spezielle Ummantelung schützt die Insulinmoleküle vor Enzymen in der Magensäure, die sie zerstören würden. Im sauren Milieu des Magens verdichten sich die Mikropartikel zu einem engmaschigen Netz. Erst im Dünndarm lockert sich die Hülle und setzt das Hormon frei, das über die Darmschleimhaut in das Blutsystem gelangt. Tierversuche haben gezeigt, dass sechzehn Prozent des in der Pille enthaltenen Insulins vom Körper aufgenommen werden. Die Forscher wollen die Resorption noch verbessern.

 

Es wird noch einige Jahre dauern, bis die Insulinpille auf den Markt kommt. Doch schon jetzt ersetzt Insulin zum Inhalieren zumindest die täglichen Spritzen vor Mahlzeiten. Das blutzuckersenkende Hormon ist in eine Kapsel verpackt, die mit einem Inhalator fein zerstäubt wird. Bisher wurde das inhalierbare Insulin an rund zweitausend Typ-I- und Typ-II-Diabetikern getestet. Inhalatives Insulin wirkt genauso gut wie ein unter die Haut injiziertes Insulin. Allerdings werden höhere Dosen benötigt, die im Bereich des Lungengewebes langfristig zu Schäden wie beispielsweise einer Lungenfibrose oder Lungenhochdruck führen könnten.

 

Die ersten Versuche zeigten zwar keine gefährlichen Nebenwirkungen. Doch jeder fünfte Patient klagte über trockenen Husten und entwickelte Antikörper gegen Insulin. Die Ärzte sind daher noch etwas zurückhaltend. Doch das Spray könnte eine Alternative zur Injektion sein, bis es in ein paar Jahren die Insulin-Pille gibt.