Dialyse-Diät steigert die Lebensqualität
Eine für alle Dialyse-Patienten geltende Diät gibt es allerdings nicht. Der Ernährungsplan wird vielmehr vom Facharzt auf den individuellen Gesundheitszustand und das jeweilige Dialyse-Verfahren abgestimmt.
Eine ausreichende Zufuhr von Energie in Form von Kalorien ist bei einem normalgewichtigen Dialyse-Patienten äußerst wichtig. Nur so kann er sein Gewicht halten und Mangelerscheinungen vorbeugen. Für Nierenkranke und Gesunde gilt dabei – wie bei vielen weiteren Ernährungsregeln – der gleiche Richtwert: 30 bis 35 Kilokalorien (kcal) pro Kilo Körpergewicht und Tag. Das entspricht pro Tag rund 2.500 kcal bei einem Mann und 2.100 kcal bei einer Frau.
Häufig Fisch und Fleisch
Eiweiß kommt in der Ernährung von Dialyse-Patienten eine entscheidende Rolle zu. Die kleinsten Eiweiß-Bausteine, die Aminosäuren, sind für den Aufbau und Erhalt der Körperzellen zuständig. Bei der Dialyse werden sie allerdings zusammen mit den Schadstoffen ausgewaschen. Deshalb empfehlen Nieren-Fachärzte ihren Patienten einen häufigen, aber in der Menge begrenzten Verzehr von biologisch hochwertigem, also tierischem Eiweiß. Regelmäßig auf den Speiseplan eines Dialyse-Patienten gehören Fleisch, Fisch, Quark und Eier. Bei Patienten, die die Peritoneal-Dialyse (PD) anwenden, kann die tägliche Mindestmenge Eiweiß leicht über derjenigen von Hämo-Dialyse (HD)-Patienten liegen.
Nierenkranke sollten ebenso wie Gesunde statt tierische eher pflanzliche Fette mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu sich nehmen. Dazu zählen Sonnenblumenöl, Distelöl und andere kalt gepresste Pflanzenöle. Kohlenhydrate, die beispielsweise in Zucker, Brot, Reis und Nudeln enthalten sind, sollten bei Dialyse-Patienten mit bis zu 50 Prozent die größte Energiemenge liefern, gefolgt von Fetten mit rund 35 Prozent und Eiweiß mit bis zu 15 Prozent.
Mit Salz geizen
Kochsalz, das aus den beiden Mineralstoffen Natrium und Chlorid besteht, rundet den Geschmack vieler Speisen ab. Zu viel Natrium kann jedoch zu erhöhtem Blutdruck führen, der sich wiederum nachteilig auf eine noch verbliebene Restfunktion der Niere auswirken kann. Natrium führt auch dazu, dass sich Wasser im Gewebe und in einzelnen Organen einlagert.
Ferner steigern stark gesalzene Lebensmittel den Durst. Den dürfen Dialyse-Patienten allerdings keinesfalls uneingeschränkt stillen. Sie müssen sich genau an eine auf ihren Gesundheitszustand und ihr Dialyse-Verfahren abgestimmte Trinkmenge halten. Es darf nur so viel Flüssigkeit über Getränke, aber auch über Speisen, aufgenommen werden, wie während des Dialyse-Prozesses wieder entzogen und ausgeschieden werden kann. Peritoneal-Dialyse-Patienten, bei denen die Dialyse im Gegensatz zu Hämo-Dialyse-Patienten kontinuierlich erfolgt, kann häufig eine etwas höhere Trinkmenge erlaubt werden. Dies gilt besonders, wenn die Nieren noch teilweise arbeiten. Wer sich jeden Morgen vor dem Frühstück wiegt, behält Schwankungen bei der Aufnahme von Flüssigkeit und Kalorien unter Kontrolle.
Kalium und Phosphat meiden
Ein weiterer Mineralstoff, das Kalium, reguliert beim gesunden Menschen den Anteil der Körperflüssigkeit im Gewebe. Er ist auch für die Muskelbewegungen zuständig und wird über die Nieren ausgeschieden. Wenn die Ausscheidung nicht mehr funktioniert, kann ein erhöhter Kaliumspiegel zu Muskelschwäche, Herzrhythmusstörungen oder sogar zu Herzversagen führen. Bei Patienten, die die Peritoneal-Dialyse (PD) anwenden, kommt es eher selten zu Kaliumproblemen. Denn bei der PD kann während der zirka sechs Stunden zwischen den einzelnen Wechseln der Dialyseflüssigkeit der Gehalt an giftigen Substanzen im Blut auf einem konstanteren Niveau gehalten werden als bei der Hämo-Dialyse mit Blutwäsche-Intervallen von zwei bis drei Tagen.
Dennoch: Alle Dialyse-Patienten müssen grundsätzlich die Aufnahme von Kalium deutlich einschränken. Kaliumreiche Nahrungsmittel, wie Müsli, Nüsse, Trockenobst, Bananen, Aprikosen, Obstsäfte und Kartoffelchips, sollten vom Speiseplan möglichst gestrichen werden. Bei Kartoffeln und bestimmtem Obst und Gemüse entzieht längeres Wässern oder Abkochen einen Teil des Kaliums. Von Diätsalzen ist wegen ihres hohen Kaliumgehalts abzuraten.
Nierenkranke sollten besonders Phosphat meiden. Es kommt in verschiedenen Milchprodukten vor, besonders in Schmelzkäse, aber auch in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen, und spielt bei der Energiegewinnung und -speicherung sowie für den Stoffwechsel der Knochen eine wichtige Rolle. Wird Phosphat – beispielsweise durch eine Nierenerkrankung – im Körper jedoch nicht mehr ausreichend abgebaut, entzieht es den Knochen Kalzium. Dies kann zu Knochenerkrankungen führen. Zu Fleischgerichten, die außer wertvollem Eiweiß meist auch viel Phosphat enthalten, kann ein Phosphatbinder eingenommen werden. Fertiggerichte enthalten oft viele Zusätze, unter anderem Phosphat. Eine aus selbst zusammengestellten Zutaten zubereitete Mahlzeit ist deshalb für Dialyse-Patienten grundsätzlich eher empfehlenswert.
Diät bei PD weniger streng
Die Ernährung bei Peritoneal-Dialyse (PD) kann etwas großzügiger als bei Hämo-Dialyse gehandhabt werden. Das gilt für Obst und Gemüse, Salz und die Trinkmenge. Beim Verzehr von Kohlenhydraten muss bei der PD allerdings mit eingerechnet werden, dass die Basis-Dialyselösung bereits Glukose enthält. Es gibt jedoch auch Dialyselösungen, die den Glukose-Haushalt nicht belasten. Andere Dialyselösungen enthalten Eiweiß-Bausteine (Aminosäuren), um den erhöhten Eiweißbedarf zu decken und Mangelerscheinungen vorzubeugen. Der Facharzt kann somit dem Gesundheitszustand und Ernährungsplan des PD-Patienten entsprechend die jeweils geeignete Dialyselösung verordnen.
Das Wohlbefinden von Dialyse-Patienten – wie auch von Gesunden – lässt sich durch das Ergänzen und Vermeiden bestimmter Nährstoffe steuern. Während der Körper eines Gesunden leichter Ernährungsfehler ausgleichen kann, hilft der Facharzt dem Dialyse-Patienten, die die Gesundheit und das Wohlbefinden belastenden Faktoren von Anfang an zu vermeiden: durch einen individuell für ihn aufgestellten Diätplan.
Dialyse-Verfahren
Bei der Hämo-Dialyse (HD) wird der Patient drei Mal pro Woche an eine Dialyse-Maschine angeschlossen. Über ein Schlauchsystem wird dem Körper Blut entzogen und ihm nach Reinigung in einem externen Filter – der "künstlichen Niere" – wieder zugeführt. Die rund sechsstündige Prozedur findet meist in Dialyse-Zentren statt, in seltenen Fällen zu Hause.
Die Peritoneal-Dialyse (PD) bietet sich für eine Behandlung in den eigenen vier Wänden oder auch unterwegs an und wird vom Patienten vier Mal täglich selbst vorgenommen. Hierbei dient das Bauchfell (Peritoneum) als Filter. Frische Dialyselösung fließt über einen ständigen Katheter in die Bauchhöhle. Sie nimmt im Bauchfell Schadstoffe und überschüssige Flüssigkeit auf und transportiert sie nach einigen Stunden Verweilzeit über den Katheter aus dem Körper heraus.
PD-Patienten sind freier in ihrer Flüssigkeitsaufnahme und können auch ihren Kaffee genießen.