Colitis ulcerosa (chronische Dickdarmentzündung)
Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch entzündliche, meist in Schüben verlaufende Darmerkrankung, die vom Mastdarm ausgeht und sich auf den gesamten Dickdarm ausbreiten kann. Ein Befall des Dünndarms jedoch ist sehr selten. Das kontinuierliche und auf den Dickdarm beschränkte Ausbreitungsmuster grenzen die Colitis ulcerosa gegenüber dem Morbus Crohn ab. Es treten jährlich 2 bis 10 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern auf. Bei Frauen wird die Colitis ulcerosa geringfügig häufiger beobachtet als bei Männern. Die Erkrankung kann bei Personen jeden Alters auftreten, sie hat aber einen Häufigkeitsgipfel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Die Ursachen sind nach wie vor unbekannt. Man nimmt an, dass mehrere Faktoren zusammen wirken müssen (multifaktorielle Genese). Vermutet wird, dass erbliche, infektiöse und psychische Faktoren zusammenwirken. Wahrscheinlich spielt eine Fehlfunktion des Immunsystems in der Auseinandersetzung mit den Bakterien der Darmflora die entscheidende Rolle.
Die wichtigsten Symptome (Leitsymptome) sind ein blutiger Stuhl mit Schleimbeimengungen und Durchfall, in schweren Fällen bis zu 30 Stuhlgängen pro Tag sowie Schmerzen, die im Dickdarm, in der Mitte des Unterbauches oder in der Kreuzbeingegend empfunden werden. Häufig verspüren die Patienten Schmerzen vor oder unmittelbar nach dem Stuhlabgang (Tenesmen). Es können auch Blutabgänge ohne Stuhl auftreten. Viele Patienten zeigen einen Gewichtsverlust als Folge von Eiweißverlusten über den Darm und verminderter Nahrungszufuhr, fühlen sich müde und abgeschlagen. Fieber und eine Zunahme der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) sind relativ häufig.
Die sorgfältige Erhebung der Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung stehen am Anfang der Diagnosestellung. Die Methode der Wahl ist die Darmspiegelung (Koloskopie) bei der auch Proben für die mikroskopische Untersuchung gewonnen werden können. Auch mit der Sonographie kann entzündlich veränderte Darmwand von gesunder Darmwand abgegrenzt werden. Labor- und Stuhluntersuchungen sollten zum Ausschluss einer infektiösen Ursache der Entzündung durchgeführt werden.
Nachdem die Ursachen der Colitis ulcerosa nicht ausreichend bekannt sind, kann sie noch nicht ursächlich behandelt und geheilt werden. Durch entzündungshemmende Medikamente kann aber ein Krankheitsschub abgemildert werden und die beschwerdefreien Zeitabschnitte zwischen den Schüben verlängert werden. Die medikamentöse Therapie erfolgt mit Kortikosteroiden oder Salizylaten, die je nach Ausdehnung der Darmbeteiligung als Zäpfchen, Einläufe oder Tabletten gegeben werden. Die Notwendigkeit einer operativen Therapie besteht, wenn Komplikationen auftreten. Da bei der Colitis ulcerosa die Entzündung auf den Dickdarm beschränkt ist, kann durch eine Entfernung des gesamten Dickdarmes eine Heilung erreicht werden. Allerdings ist ein solcher radikaler Eingriff nur in besonders schweren Fällen nötig. Integration in Selbsthilfegruppen und psychosomatische Unterstützung sind oft hilfreich.
Komplikationen betreffen in erster Linie den Darm und treten bei weniger als 5 bis 7% der Patienten auf. Die wichtigsten Komplikationen sind das toxische Megakolon, die Darmperforation und schwere Darmblutungen. Das Risiko, an einem Dickdarmkrebs zu erkranken nimmt bei Patienten mit Colitis ulcerosa bei einem langen Krankheitsverlauf (mehr als 10 Jahre) im Vergleich zur übrigen Bevölkerung zu und liegt dann bei ca. 10%. Bei Befall des gesamten Dickdarms und 25 Jahren Krankheitsdauer steigt das Krebsrisiko sogar auf ca. 40%. Wegen dieser erhöhten Gefahr einer Krebserkrankung sollte nach 10jähriger Erkrankung 1 mal im Jahr eine Darmspiegelung des gesamten Dickdarmes mit Gewebeprobeentnahmen erfolgen. Aber auch außerhalb des Darmes können sich in Zusammenhang mit der Colitis ulcerosa chronisch entzündliche Veränderungen an anderen Organen, wie z. B. den Gelenken, der Leber oder der Augen, manifestierten.
Durch die Möglichkeiten der medikamentösen und seltener chirurgischen Behandlung können die allermeisten Patienten mit Colitis ulcerosa aber ein relativ normales Leben führen.
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe Interessantes zum M. Crohn.