Krebs im Überblick

Krebs im Überblick

 

Allgemeines

 

Mit dem Wort "Krebs" beschreibt man in der Umgangssprache bösartige Neubildungen. Häufig benutzt man auch das Wort Tumor, was ins Deutsche übersetzt "Verhärtung" bedeutet. Deswegen wird dieser Begriff in der Fachsprache für alle Verhärtungen, also auch solche verwendet, die mit Krebs nichts zu tun haben, so z. B. für Verhärtungen, die durch eine Entzündung, einen Erguss oder Ähnliches hervorgerufen werden.

Gutartige (benigne) Neubildungen bestehen aus Zellen, die den normalen Zellen ähneln und an sich nicht "bösartig" sind, d. h. sie wandern nicht aus und erzeugen damit keine Tochtergeschwülste und sie durchdringen in der Regel beim eventuellen Wachstum das umgebende Gewebe nicht. Die häufigsten sind die so genannten Muttermale, die Fettgeschwülste (Lipome), die Gefäßgeschwülste (Hämangiome) und die Muskelzellgeschwülste (Myome). Die gutartigen Neubildungen können allerdings auch lebensbedrohlich werden, z. B. wenn sie durch ihr Wachstum auf lebenswichtige Organe wie das Gehirn oder das Rückenmark drücken oder wenn sie platzen und dabei eine starke Blutung entsteht.

Bösartige (maligne) Neubildungen, also Krebs, bestehen aus entarteten Zellen, die anders aussehen, sich anders und schnell teilen und dabei das gesunde Gewebe zerstören. Sie wandern vom Ursprungsort aus über Blut oder das Lymphsystem in andere Organe und vermehren sich dort als Tochtergeschwülste (Metastasen) weiter.

Es gibt zwei große Gruppen von bösartigen Neubildungen:

• -die soliden, also "festen" bzw. "harten" Tumore:

-Karzinome: Sie entstehen aus entarteten Epithelzellen, den "Deckzellen" der Haut, der Schleimhaut sowie Drüsenzellen und Sarkome: Sie entstehen aus entarteten Bindegewebszellen als Fibrosarkome, aus Muskelzellen als Myosarkome, aus Fettzellen als Liposarkome, aus Knochenzellen als Osteosarkome u.a.

• -die bösartigen Hämoblastosen, wie z. B. Leukämien. Sie entstehen aus den Zellbestandteilen des Blutes und der Blutbildungsorgane.

Häufigkeit

Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts in Berlin sind 1998 in Deutschland rund 168.462 Männer und 178.755 Frauen an bösartigen Neubildungen, also Krebs, erkrankt. Nur etwa 30% dieser Menschen waren jünger als 60 Jahre. Diese Tatsache zeigt eindrucksvoll, dass Krebs in erheblichem Maße eine Alterserkrankung ist. Zum Vergleich: 1998 lebten in der Bundesrepublik Deutschland rund 82 Millionen Einwohner.

Häufigste Krebsneubildung beim Mann ist zur Zeit der Prostatakrebs, gefolgt vom Lungenkrebs. Bei den Frauen steht der Brustkrebs an erster Stelle, gefolgt vom Darmkrebs.

In den Entwicklungsländern ist die allgemeine Lebenserwartung – bedingt durch andere Krankheiten, Unterernährung oder oft auch durch Kriege – erheblich niedriger, so dass dort die Krebshäufigkeit und -sterblichkeit teilweise stark von der in den Industrieländern abweicht.

Die folgenden Zahlen beziehen sich auf die Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 1998. Sie sind Schätzungen des Robert-Koch-Instituts in Berlin.

Prozentuale Anteile der jährlichen Krebsneuentstehung (die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Jahr 1997)

Stadieneinteilung

Die Behandlung der Tumoren basiert auf zahlreichen wissenschaftlichen Studien. Um genau zu wissen, wie man jeden einzelnen Krebsfall behandeln soll, hat man die Tumoren nach Ausbreitung und Bösartigkeit (Malignität) in Stadien eingeteilt. Es wurde ein internationales System, das so genannte TNM-System, geschaffen, welches fast alle bösartigen Neubildungen klassifiziert. In dieser TNM-Einteilung sind lediglich die bösartigen Hämoblastosen, wie z. B. Leukämien und Hirntumoren, nicht mit einbezogen.

Beim TNM-System wird die Tumorausbreitung (Staging) beurteilt:

T -steht für die Tumorgröße, wobei T von T1 für kleine Tumoren bis T3 oder T4 für große Tumoren reicht.

N -steht für den Lymphknotenbefall; N1 steht für den Befall von Lymphknoten in der nächsten Umgebung des Tumors, N2 und N3 für den Befall weiter entfernter Lymphknoten.

M -steht für den Nachweis von Metastasen, also von Tochtergeschwülsten; M1 heißt, dass sich irgendwo im Körper Metastasen gebildet haben.

Die histologische Einteilung (Grading = G) geschieht nach Bösartigkeit (Malignität) des Tumors:

G1 (niedrige Bösartigkeit) bis G4 (ausgeprägte Bösartigkeit).

Therapie

Für eine optimale Behandlungsstrategie ist das Feststellen der Ausbreitung und der Bösartigkeit der Erkrankung sehr wichtig. Anhand dieser Tumorinformationen kann man die richtigen Behandlungsarten wählen (operative Tumorentfernung, Chemotherapie, Bestrahlung, Hormon- bzw. Immunbehandlung) und die möglichen Heilungschancen bzw. die durchschnittliche Lebenserwartung abschätzen. Bei der Diskussion der einzelnen Tumorarten wird auf die entsprechenden Therapiemöglichkeiten jeweils ausführlich eingegangen (Ergänzende Krebstherapie, Misteltherapie).

Krebs und

die menschliche Psyche

Für einen breiten Teil der Öffentlichkeit, viele Psychologen und vor allem für Heilpraktiker galt es bisher als sicher, dass die Entstehung von Krebs und der entsprechende Heilungsprozess nach einer derartigen Erkrankung in erheblicher Weise von der psychischen Situation und dem Befinden der betroffenen Person abhängig sind. Onkologen und Krebstherapeuten hatten hier allerdings schon immer Zweifel.

Neueste, sehr umfangreiche Untersuchungen, vor allem auch durch die internationale Psychoonkologische Gesellschaft haben aber gezeigt, dass kein beweisbarer Zusammenhang zwischen Krebserkrankungshäufigkeit und psychischer Befindlichkeit besteht. So ist die Krebshäufigkeit z. B. von depressiv erkrankten Menschen nicht höher als die der Normalbevölkerung. Auch die Überlebensraten von kämpferischen und positiv aufgelegten Menschen unterscheiden sich nicht von eher resignativen und pessimistisch gesonnenen Personen.

Die Entstehung von Krebs ist daher fast ausschließlich genetisch und/oder durch bestimmte Lebensweisen zu erklären. So ist Rauchen für die Entstehung von Lungenkrebs und von Krebs der Atmungsorgane verantwortlich.

Schlechte Ernährung, vor allem "fast food", ist für die Entstehung von Krebs im Magen-Darm-Trakt oder von Prostatakrebs verantwortlich und Alkohol insgesamt für eine große Anzahl von Krebsarten.

Eine "Krebspersönlichkeit" als solche existiert nicht.

Weiterhin sind Umweltgifte und ionisierende Strahlung (Radon, Röntgen, Nuklearmedizin, Kernkraftwerke etc.) als Auslöser von Krebs zu nennen.

Für Erkrankte ist dennoch eine gute und möglichst liebevolle, auch psychische Betreuung von großer Wichtigkeit; sie brauchen Unterstützung bei dem Versuch, mit dieser Erkrankung fertig zu werden.

Männer Frauen

Organ Häufigkeit in % Organ Häufigkeit in %

Prostata 18,7 (16,9) Brustdrüse 25,9 (26,4)

Lunge 16,6 (17,1) Dick- und Mastdarm 16,7 (15,9)

Dick- und Mastdarm 16,1 (14,6) Leukämie und Lymphome 5,9 (9,6)

Leukämie und Lymphome 6,3 (10,1) Gebärmutter 5,7 (5,8)

Harnblase 6,3 (6,2) Magen 5,1 (4,8)

Magen 5,6 (5,9) Lunge 5,0 (5,1)

Nieren 4,9 (4,2) Eierstock 4,2 (4,7)

Mund- und Rachenraum 4,7 (4,4) Gebärmutterhals 3,9 (3,3)

Prozentuale Anteile der jährlichen Sterbefälle

(die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Jahr 1997)

Männer Frauen

Organ Häufigkeit in % Organ Häufigkeit in %

Lunge 26,4 (26,4) Brustdrüse 17,9 (17,9)

Dick- und Mastdarm 12,6 (12,7) Dick- und Mastdarm 15,4 (15,7)

Prostata 10,5 (10,6) Lunge 9,0 (8,6)

Magen 6,4 (6,8) Magen 6,6 (6,7)

Leukämie und Lymphome 5,8 (7,2) Leukämie und Lymphome 6,2 (7,6)

Bauchspeicheldrüse 5,0 (5,0) Bauchspeicheldrüse 6,0 (5,8)

Nieren 4,3 (3,6) Eierstock 5,8 (6,3)

Mund und Rachen 3,5 (o.A.) Galle 3,1 (3,4)