Fatigue macht Krebspatienten zusätzlich Stress
Kaum eine Erkrankung ist mit so viel seelischem Kummer und körperlichen Strapazen verbunden wie der Krebs. Betroffene leiden oft zusätzlich unter einem chronischer Erschöpfungszustand, der in der Fachsprache mit dem franzöischen Wort "Fatigue" (sprich: Fatieg) bekannt ist. Es ist keine selbstständige Krankheit, sondern eine Summe von Erscheinungen wie Müdigkeit, die auch durch ausreichenden Schlaf nicht zu bessern ist, bleierne Schwere, rasche körperliche und geistige Erschöpfung, Gedächtnisprobleme und Konzentrationsstörungen. Das Gefühl, absolut nichts mehr leisten zu können, zehrt an Seele und Geist.
Es ist unmöglich, Fatigue an einer einzigen körperlichen Ursache festzumachen. Sehr oft stellen Ärzte eine Blutarmut (Anämie) fest, ausgelöst durch den Krebs selbst, aber auch in Folge der Chemotherapeutika und Strahlen. Zu wenig rote Blutkörperchen bedeutet zu wenig Sauerstoff im Blut und damit verminderte Leistungsfähigkeit auf allen Ebenen. Doch tragen noch viele andere Faktoren zur Entstehung der Fatigue bei: Infektionen, Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie wie Erbrechen und Durchfall, Störungen im Wasser-Salz-Haushalt, Medikamenten-Nebenwirkungen. Die Chemotherapie trifft häufig auch das Nervensystem, vom Bewegungszentrum des Gehirns bis hin zur den feinsten Nervenverästelungen in den Muskeln. "Chemo-Fog" oder "Chemo-Brain" (Chemo-Nebel oder Chemo-Gehirn) bezeichnet die Einschränkung von Gedächtnis und geistiger Leistungefähigkeit, die jeder Patient unterschiedlich stark empfindet. Durch die körperliche Auszehrung geht Muskelmasse verloren und die Leistungsfähigkeit sinkt noch mehr.
Fatigue wurde lange Zeit nicht ernst genommen. Mittlerweile hat die Schulmedizin aber erkannt, dass sie ein Problem ist, das auf vielen Ebenen angegangen werden muss. Zunächst sollte der Arzt abklären, welche Beeinträchtigungen vorliegen, wie zum Beispiel Blutarmut, Schilddrüsenprobleme, Störungen der Elektrolyte oder des Zuckerhaushalts oder Medikamenten-nebenwirkungen. Blutbildende Wirkstoffe oder Transfusionen mit roten Blutkörperchen helfen gegen die Anämie. Präparate, die die Fatigue mit auslösen, sollten reduziert oder ausgetauscht werden. Um das Fatigue-Syndrom effektiv behandeln zu können, ist eine ganzheitliche Betreuung des Patienten erforderlich. Dies beinhaltet neben der Behandlung einer eventuell bestehenden Blutarmut das Einbeziehen biologischer Therapiekonzepte wie die Stärkung des Immunsystems durch Mistel- oder Organotherapien, Ausgleich von Nährstoffdefiziten durch Gabe von Vitaminen, Stärkung der Entgiftungsorgane durch pflanzliche bzw. homöopathische Präparate, Appetitanregung durch Artischockenfrischpflanzensäfte und spezielle Nahrungsergänzgung mit Omega-3-Fettsäuren und Aminosäuren. Die Betroffenen selbst können aber auch vieles tun. Essen Sie gesund: Viel frisches Obst und Gemüse, wenig Fett und Fleisch. Achten Sie darauf, sich vitamin- und eisenreich zu ernähren. Achten Sie auf eine gute Durchblutung: Bürstenmassagen bringen den Kreislauf in Schwung und versorgen den Körper so wieder mit frischem Sauerstoff. Abbauprodukte werden abtransportiert und man fühlt sich munterer.
Beugen Sie dem Muskelabbau vor: Sanftes Aufbautraining schützt vor Muskelschwund und hilft so, körperliche Aufgaben wieder besser bewältigen zu können. Während der Krebsbehandlung ist alles anders, darum sollten Sie sich darauf einstellen, dass Sie Ihren Tagesablauf umstellen müssen. Ein Leistungstagebuch zeigt Ihnen, wann Sie belastungsfähig sind und wann Sie lieber ruhen sollten. Holen Sie sich alle Hilfe, die Sie bekommen können, sowohl im Alltag als auch bei Ihrer Psyche. Entspannungsverfahren (zum Beispiel Yoga oder Autogenes Training) tun vielen Fatigue-Betroffenen gut.