Fatigue, die Lebensmüdigkeit
Viele Krebspatienten kennen das Problem: Eine chronische Müdigkeit, verbunden mit lähmender Antriebslosigkeit tritt in Erscheinung. Geist, Körper und Seele tauchen in eine bleierne Schwere, jede Handlung wird zum Kraftakt.Eine Hauptursache der Fatigue ist sicherlich die Blutarmut, die Anämie. Das bedeutet, dass die Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) vermindert ist. Die Hauptaufgabe der Erythrozyten ist es, den Sauerstoff der Luft, der über die Lunge aufgenommen wird, zu den Organen und Geweben des Körpers zu transportieren. Wenn also bei einer Anämie die roten Blutkörperchen verringert sind, entsteht im Körper ein Sauerstoffmangel - der Patient fühlt sich müde und schwach.Viele Patienten glauben, dass dieser Erschöpfungszustand von alleine wieder verschwindet und der Arzt sowieso nichts dagegen tun kann. Doch Gegenteiliges ist der Fall. Heute gibt es viele Möglichkeiten, diesen Zustand zu verbessern.
Wie entsteht eine Anämie bei Krebspatienten?
Eine Anämie kann sowohl durch die Krebserkrankung an sich, wie auch als Folge der Krebsbehandlung (Chemo- und/oder Strahlentherapie) entstehen.
Krebs kann dazu führen, dass das Hormon Erythropoietin ungenügend gebildet wird, die Vorstufen der roten Blutkörperchen im Knochenmark vermindert sind und die Überlebenszeit der Erythrozyten verkürzt ist. Bei manchen Patienten haben sich Krebszellen im Knochenmark abgesiedelt und verdrängen das blutbildende Mark.
Alle diese Veränderungen führen zu einem Mangel an Erythrozyten. Häufig wird die Anämie auch durch Chemotherapien verursacht, indem die verabreichten Medikamente nicht nur die schnell wachsenden Krebszellen angreifen, sondern auch die gesunden, blutbildenden Zellen im Knochenmark, was wiederum zu einer verminderten Produktion der roten Blutkörperchen führt. Gleichfalls ist auch der Strahlentherapie ein hemmender Effekt auf die Blutbildung im Knochenmark nachzuweisen.
Diagnose Anämie
Der wichtigste Laborwert der Feststellung einer Anämie ist der Hämoglobinwert, kurz Hb-Wert des Blutes. Das Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff und jener Teil der roten Blutkörperchen, der den Sauerstoff befördert. Der normale Hb-Wert einer Frau liegt zwischen 12 und 16 g/dl (Gramm pro Deziliter) und der eines Mannes zwischen 14 und 18 g/dl. Liegt der Untersuchungsbefund unter der Mindestgrenze, wird eine Anämie diagnostiziert.
Wie wird die Anämie behandelt?
Ziel der Behandlung ist, die Zahl der roten Blutkörperchen zu steigern und dadurch die Sauerstoffversorgung des Körpers zu normalisieren. Dies kann beispielsweise durch eine Bluttransfusion von gespendetem Blut, genauer durch die Gabe von Erythrozyten-Konzentraten geschehen. Doch leider hält dieser Effekt nur eine kurze Zeit an, da gespendete Erythrozyten nur eine begrenzte Lebenszeit haben.
Eine echte Alternative dazu ist die Verabreichung von Erythropoietin (z. B. Epoetin beta), dem blutbildenden Hormon. Bei Epoetin beta handelt es sich um einen humanidentischen, gentechnisch hergestellten Wirkstoff. Er wird von Pflegekräften oder vom Patienten selbst mit einem Pen oder einer Fertigspritze schmerzarm verabreicht und ist sehr gut verträglich. Epoetin beta greift an der Ursache der Blutarmut an, d. h. die körpereigene Bildung von roten Blutkörperchen wird angeregt. Darüber hinaus führt die Therapie mit Epoetin beta zu konstanten Hömoglobinkonzentrationen über einen langen Zeitraum und somit zu einer intensiveren Sauerstoffversorgung: Die körperliche Leistungskraft steigt und die Lebensqualität der Patienten wird nachhaltig verbessert.