Brustkrebs im Frühstadium
24. Jahrestagung Deutsche Gesellschaft für Senologie, Freiburg 2004 Brustkrebs im Frühstadium
Neue Studienergebnisse sprechen für frühen Einsatz der Anti-Hormontherapie
Bessere Chancen für Heilung und Lebensqualität
Anfang September kamen in Freiburg 1.500 Experten verschiedener medizinischer Fachrichtungen zusammen, um sich über neue Entwicklungen der Brustkrebsforschung und -behandlung zu informieren. Dazu hatte die Deutsche Gesellschaft für Senologie eingeladen, die sich fachübergreifend mit Erkrankungen der Brust befasst. Einer der Schwerpunkte war die Behandlung des Brustkrebs im Frühstadium, wenn die Chancen auf Heilung besonders hoch sind.
Hier gewinnen die Anti-Aromatase-Wirkstoffe zunehmend an Bedeutung. War bis vor kurzem noch das Antiöstrogen Tamoxifen unumstrittener Standard, liegen inzwischen Ergebnisse groß angelegter wissenschaftlicher Studien vor, die zeigen, dass die Therapie mit Anti-Aromatase-Wirkstoffen in Wirksamkeit und Sicherheit überlegen ist. Privatdozent Dr. Nico Maass aus Kiel stellte die neuesten Studiendaten vor.
Besonders interessant seien die Ergebnisse der internationalen IES 031 Studie. Mehr als 4.700 Frauen mit frühem Brustkrebs nach den Wechseljahren und positivem oder unbekanntem Hormonrezeptor-Befund erhielten zunächst 2 – 3 Jahre die bisherige Standardtherapie Tamoxifen. Die Hälfte der Patientinnen erhielt weiterhin Tamoxifen, während die andere Hälfte den Anti-Aromatase-Wirkstoff Exemestan erhielt. Die aktuelle Auswertung der Studienergebnisse zeigt, dass die mit Exemestan weiter behandelten Patientinnen eindeutig länger krankheitsfrei blieben. Auch das Risiko für einen Rückfall und für Metastasen war mit Exemestan deutlich reduziert. Interessanterweise, so erklärte Prof. Olaf Ortmann aus Regensburg, galten diese hervorragenden Ergebnisse sogar für alle besonders gefährdeten Patientinnen. Im Vergleich zu anderen Substanzen der gleichen Klasse hat Exemestan zudem einen wichtigen Vorteil: Die Auswirkungen auf die Knochengesundheit sind neutral. So hatten Frauen, die mit Exemestan behandelt wurden, kein erhöhtes Risiko, eine Osteoporose zu entwickeln oder Knochenbrüche zu erleiden.
Brustkrebsbehandlung durch Östrogenentzug – wie stark leiden die Knochen?
Die Unterdrückung des Östrogens ist notwendig in der Brustkrebsbekämpfung, hat aber Nachteile für die Knochen. Da Frauen nach den Wechseljahren einen natürlichen Verlust der Knochendichte von etwa 10 bis 15 Prozent erleben, wie Privatdozent Dr. Peyman Hadji aus Marburg erklärte, kann ein zusätzlicher Östrogenentzug sehr problematisch werden. Die Anti-Aromatase-Wirkstoffe zielen genau darauf ab, dass Östrogen nicht mehr gebildet werden kann: Sie blockieren das Enzym Aromatase, das für die Östrogenbildung notwendig ist. Denn was viele nicht wissen: Auch nach den Wechseljahren bilden Frauen Östrogen, wenn auch außerhalb der Eierstöcke, zum Beispiel im Fett- und Muskelgewebe. Diesen Prozess gilt es auszuschalten, weil er das Brustkrebswachstum fördert. So positiv die therapeutischen Wirkungen der Anti-Aromatase-Wirkstoffe gegen den Brustkrebs sind, so problematisch ist ihre Wirkung auf die Knochen. Dass Exemestan hier anders ist, zeigen die Ergebnisse neuester Untersuchungen, sagte Dr. Hadji.
Bisher ist Exemestan für die Behandlung von fortgeschrittenem Brustkrebs zugelassen. Aufgrund der guten Daten wird jedoch erwartet, dass Exemestan in Kürze auch die Zulassung zur Behandlung bei frühem Brustrkebs erhält. Bis es soweit ist, empfehlen die Experten, Patientinnen schon jetzt über die neuen Daten zu informieren und ihnen so die Möglichkeit zur Mitsprache zu geben.
Sollten Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an den Arzt Ihres Vertrauens.
Brustkrebs tritt bei Frauen gehäuft auf im Alter zwischen 45 und 50 sowie zwischen 60 und 65 Jahren. Für Frauen in oder nach den Wechseljahren, deren Krebszellen hormonabhängig sind, wird eine Anti-Hormontherapie empfohlen: Sie unterdrückt die körpereigene Östrogenproduktion und verhindert so das Wiederauftreten bzw. das Wachstum des Tumors.