Was kann die Insulinpumpentherapie?
Nach aktuellen Schätzungen gibt es in Deutschland zur Zeit ca. 20.000 Diabetes-Patienten, die mit einer Insulinpumpe behandelt werden. Viele von ihnen berichten nach der Umstellung über ein nie gekanntes Maß an Freiheit und Flexibilität im beruflichen und privaten Leben. Darüber hinaus ergaben Untersuchungen, dass die Insulinpumpen-therapie die Stoffwechseleinstellung verbessert und die Häufigkeit von Unterzuckerungen vermindert. Das alles gelingt allerdings nur beim richtigen Einsatz der Therapieform, deren Vorteile in der einzigartigen Möglichkeit liegen, die Insulinzufuhr optimal an den individuellen Bedarf und Lebensrhythmus anzupassen. Gesteuert werden muss die Insulinpumpe aber durch den Patienten, der darüber hinaus weiterhin mindestens vier- bis fünfmal am Tag den Blutzucker messen sollte.
Das technische Prinzip der Insulinpumpentherapie beruht auf einer automatischen Abgabe von schnell wirksamem Insulin, das den Grundbedarf deckt. Zusätzlich können vom Patienten weitere Insulinabgaben ausgelöst werden. Zu Beginn der Behandlung wird mindestens eine Basalrate für den normalen Alltag individuell ermittelt, entsprechend programmiert und dann von der Pumpe automatisch appliziert. In Abhängigkeit vom aktuellen Blutzucker-Wert, von der gewünschten Mahlzeit und eventuellem Korrekturbedarf ruft der Patient manuell zusätzliche Insulinmengen ab. Die Pumpe ist kaum größer als eine EC-Karte und kann beispielsweise in der Hosentasche oder am Gürtel getragen werden. Das Gerät ist mit einem Katheter verbunden, einem dünnen Schlauch, dessen Spitze unter der Haut des Patienten liegt. Die Pumpe enthält eine auswechselbare Insulinpatrone, deren Inhalt für vier bis sechs Tage reicht.
Ein häufiger Grund für den Wechsel zur Insulinpumpentherapie ist der Wunsch nach mehr Flexibilität. Neben der Verbesserung der Lebensqualität gibt es jedoch auch medizinisch klar definierte Gründe für diese Therapieform. Hierzu zählen Einstellungsprobleme unter der Mehrfachspritzentherapie, beispielsweise beim so genannten "DAWN"-Phänomen, bei dem morgendlich deutlich erhöhte Blutzucker-Werte auftreten. Eine weitere Indikation stellen häufige Unterzuckerungen dar, die sich unter einer Insulinpumpentherapie zum Teil deutlich verbessern können. Schwer beherrschbare Blutzucker-Schwankungen, niedriger Insulinbedarf und diabetische Folgeerkrankungen sind ebenfalls relevante Gründe für einen Therapiewechsel. Nicht zuletzt gelingt durch die Insulinpumpentherapie häufig eine Senkung des Insulinbedarfs und eine Verbesserung des HbA1c-Wertes um durchschnittlich 0,5 Prozent verglichen mit der Mehrfachspritzentherapie.
Wenn ein Patient an der Insulinpumpentherapie interessiert ist, sollte er zunächst ein ausführliches Gespräch mit seinem betreuenden Diabetologen führen und gemeinsam mit ihm überlegen, ob diese Therapieform im individuellen Fall geeignet ist.
Üblicherweise wird der Patient probeweise für ca. vier Wochen mit seinem Wunschgerät samt Zubehör ausgestattet. In intensiven Schulungen erlernt er die technischen Aspekte. Wird im Anschluss an diese Testphase die Fortführung der Behandlung gewünscht, stellt der behandelnde Arzt eine Bescheinigung über die Notwendigkeit der Insulinpumpentherapie aus, um die Erstattung der Kosten zu veranlassen.