Diagnostik der Neurodermitis
Die Diagnose wird in erster Linie klinisch, d. h. anhand der Symptome, gestellt. Zur Erstellung der Diagnose Neurodermitis müssen mindestens drei der Hauptkriterien wie massiver Juckreiz, typisches Ekzem mit entsprechender Verteilung am Körper, chronischer oder in wiederkehrenden Schüben stattfindender Verlauf, bekannte Allergien beim Patienten selbst oder in der Verwandtschaft und vier Nebenkriterien erfüllt sein. Zu den Nebenkriterien zählen neben den Begleitsymptomen wie die Vertiefung der Handlinien, Blässe im Mundbereich, doppelte Falte am Augenunterlid auch erhöhte Werte für so genannte IgE-Antikörper, Hautreaktionen auf Allergene sowie der weiße Dermographismus. Dermographismus ist ein Hautphänomen, bei dem sich eine leichte Kratzspur blass weiß färbt, anstatt sich zu röten. Dieses Phänomen beruht darauf, dass sich die kleinen Blutgefäße der Haut verengen. Die Diagnose Neurodermitis bzw. atopische Dermatitis zu stellen, bereitet einem Arzt meistens keine größeren Schwierigkeiten. Oft geben die Körperstellen, an denen die typischen Hautveränderungen auftreten, Hinweise, ob es sich um eine atopische Dermatitis handelt oder nicht.
Für den weiteren Verlauf, die Behandlung und die Kontrolle der Behandlung ist es aber wichtig, dass objektive Bewertungskriterien abgeprüft und genau aufgeschrieben werden. Dabei werden verschiedene grundlegende Untersuchungen notwendig.
Als erstes sollte eine sorgfältige Anamnese (Krankheitsvorgeschichte) erhoben werden, welche nicht nur die individuellen Beschwerden, sondern auch familiäre Aspekte umfaßt.
An die Anamnese schließt sich eine umfassende körperliche Untersuchung an. Dabei wird vor allem das Beschwerdebild der Neurodermitis genau festgehalten und Anhand einer Skala wird der Schweregrad der Erkrankung festgestellt.
- Quantifizierung der betroffenen Körperoberfläche
- Ausprägung klinischer Kriterien auf einer Skala von 0 (keine) bis 3 (stark). Dabei werden folgende Faktoren beurteilt:
- Rötung
- Aussehen des Ausschlages
- Schuppenbildung
- Hautabschürfungen
- Ödem/Papelbildung
- Hautverdickung oder Vergröberung der Hautstruktur
- Nässen/Krustenbildung
- Hauttrockenheit
- Skalierung des Juckreizes mit zwanghaftem Kratzen sowie Schlafstörungen
Zusätzlich können Hauttests und Blutuntersuchungen durchgeführt werden, mit denen die Empfindlichkeit für bestimmte Fremdstoffe getestet wir. In einem akuten Krankheitsschub der Neurodermitis müssen zusätzlich auch noch ergänzende Laboruntersuchungen durchgeführt werden. Dazu gehört z. B. ein bakterieller Abstrich, um das richtige Antibiotikum einsetzen zu können.
Zur körperlichen Untersuchung gehört auch eine Ganzkörperuntersuchung, um mögliche Begleiterkrankungen oder Erkrankungen ähnlicher Ausprägung auszuschließen. Das ist ein wichtiger Aspekt. Stellt sich heraus, dass der Betroffene noch unter einer weiteren Erkrankung leidet, so müssen sowohl weitere diagnostische Maßnahmen ergriffen, als auch eine spezielle Therapie durchgeführt werden.
Wichtig für die weitere Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit Neurodermitis ist ebenfalls die Feststellung psychischer Aspekte. Hierzu ist eine spezielle psychologische Diagnostik erforderlich, die durch Gespräche, durch Verhaltensbeobachtung oder mit Hilfe psychometrischer Verfahren die Möglichkeit bieten, im Einzelfall psychische Besonderheiten aufzudecken. Das ist für die weitere Behandlung und eine möglicherweise erforderliche Psychotherapie von Bedeutung.