Vorsicht bei Internetabhängigkeit
Mit Internetabhängigkeit oder Onlineabhängigkeit wird der zwanghafte Drang bezeichnet, sich exzessiv mit dem Internet zu beschäftigen. Die normalen Lebensgewohnheiten wie Nahrungsaufnahme und Schlaf, freundschaftliche Kontakte und Freizeitaktivitäten sowie das aktive Familienleben werden dabei meist vernachlässigt. Im Extremfall wird die virtuelle Welt zu einem Ersatz für die sonst üblichen realen sozialen Kontakte. Es kommt zu einem Kontrollverlust, wobei sich User den Konsum des Internet nicht einteilen können, beziehungsweise nicht damit aufhören können und haben ständiges Verlangen, sich ins Internet einzuloggen. Oftmals ist auch eine Toleranzbildung beobachtbar, die dazu führt, dass der User immer mehr Zeit im Netz verbringen muss, um sein subjektives Wohlbefinden zu erreichen. Dazu kommen noch die suchttypischen "Abwehrmechanismen", welche man bei allen Süchten vorfindet. Sie reichen von der Verleugnung über die Projektion bis hin zur Verheimlichung der Netz-Aktivitäten oder Bagatellisierung der Gebrauchsgewohnheiten. Wenn die Nutzung des Internet verhindert wird, kommt es zu psychischer Irritation, die sich mit Entzugserscheinungen, schlechter Laune, Nervosität, Reizbarkeit, Schlafstörungen bis hin zu Schweißausbrüchen äußern kann.
Ursache für die Internetsucht sind die Attraktivität des Internet durch damit verbundene neue Handlungsmöglichkeiten wie die Realitätsflucht und das Experimentieren mit der eigenen Identität. Das Fliehen vor der Realität kann Flucht vor persönlichen Problemen wie Minderwertigkeitskomplexe oder mit seinem sozialen Umfeld wie Integrationsschwierigkeiten, Probleme der Kontaktaufnahme oder Einsamkeit bedeuten. Im Chat-Room wird scheinbar die zutiefst menschliche Sehnsucht nach Zuwendung, Verständnis und Liebe befriedigt. Die darin verborgenen Wünsche werden in der Realität nicht erfüllt, sodass das Internet stellvertretend aufgesucht wird, um Depressionen, Angstzustände oder einfache Alltagsverstimmungen zu bekämpfen.
Als besonders gefährdet gelten depressive und einzelgängerisch veranlagte Menschen, weil sie sich dem Druck des Alltags nicht gewachsen fühlen und zum Ausgleich in die virtuelle Welt flüchten. Schüler vernachlässigen die Hausaufgaben und ziehen sich ebenso wie Erwachsene immer mehr von der Außenwelt zurück.
Durch das Internet wird das Phänomen der Spiel-Sucht sowie der Kaufsucht noch verstärkt, denn dieses Medium steht jederzeit und an jedem Ort zur Verfügung. Der krankhafte Konsum von Gütern hat bei Internet-Süchtigen meist ähnliche Gründe wie die Kaufsucht in der reellen Welt. Es geht weniger darum, Dinge zu besitzen, sondern der Prozess des Einkaufens selbst gibt den Abhängigen eine innige Zufriedenheit. Die Betroffenen erleben beim spielen oder einkaufen ein Glücksgefühl und können dadurch gleichzeitig innere Unruhe betäuben sowie Ängste oder depressive Symptome unterdrücken.
Um die Entstehung einer Intersucht vorzubeugen, sollten Nutzer den Umgang mit diesem Medium kritisch beobachten. Bei Anzeichen einer Suchtentwicklung sollte die Internetnutzung eingeschränkt werden. Wenn dies allein nicht gelingt, empfiehlt es sich, frühzeitig professionelle Unterstützung zu suchen, um eine Chronifizierung des Suchtverhaltens zu vermeiden aber vor allem wie bei anderen Abhängigkeitserkrankungen auch, in erster Linie die Ursachen, nicht die Symptome zu behandeln. Da zunehmend Jugendliche vom Problem der Internetabhängigkeit betroffen sind, sollten Eltern das Internetnutzungsverhalten der Kinder kontrollieren.