Tiergifte - gefährlich aber heilsam
Von einer Biene gestochen oder von einer Schlange gebissen werden möchte niemand und die Furcht ist begründet: Tiergifte sind tatsächlich gefährliche Waffen der Natur. Der Stich einer Biene kann beim Menschen schmerzende Schwellungen verursachen, der Biss einer Schlange kann tödlich sein. Solange sie sich nicht bedroht fühlen, sind die Tiere jedoch ungefährlich und setzen ihr Gift nicht ein. Denn dieses ist eine kostbare Ressource zur Verteidigung gegen Angreifer und dient dem Überleben oder dazu, kleine Beutetiere zu lähmen.
Kostbar sind Tiergifte auch in der Medizin. So wird aus dem Gift von Schlangen Serum gewonnen, mit dem die Folgen von Schlangenbissen geheilt werden können. Auch in der Homöopathie werden die gefährlichen und gleichzeitig heilsamen Gifte eingesetzt, zum Beispiel von diesen vier Tieren:
Apis mellifica - die Honigbiene
Zur Herstellung des Mittels "Apis mellifica" wird das Bienengift der Honigbiene verwendet, welches im Frühjahr am giftigsten ist. Das Gift der Honigbiene wirkt sehr intensiv und löst eine rasche Schwellung der gestochenen Körperteile aus.
Gemäß dem homöopathischen Grundsatz "Ähnliches mit Ähnlichem heilen" ist die Anwendung von Apis bei stechenden Schmerzen und starken Schwellungen mit großer Berührungsempfindlichkeit charakteristisch, also bei Symptomen, wie sie bei einem Bienenstich auftreten. Die Haut und Schleimhaut der betroffenen Stelle ist sackartig, blassrot geschwollen, zum Beispiel bei Halsentzündung oder Nesselfieber. Apis hat ein breites Wirkungsfeld. Dieses Mittel ist auch bei Blasenentzündung angezeigt, wo ebenfalls stechende Schmerzen auftreten können.
Lachesis muta - die Buschmeisterschlange
Das Mittel Lachesis wird aus der Giftdrüse einer der größten Giftschlangen, der Buschmeisterschlange, gewonnen. Sie kommt in den Regenwäldern Südamerikas vor, wird 2,50 - 3,80 Meter lang und ist gelblich braun mit dunkelbraunem Rhombenmuster. Die Schlange liebt feuchte Gebiete und frisst gern Nage- und andere Kleintiere.
Lachesis ist ein mannigfaltiges Konstitutionsmittel und wird unter anderem bei Schlaflosigkeit, manischen Zuständen, Phobien und Verhaltensstörungen angewandt. Aber es kommt zum Beispiel auch in Fällen von Alkoholismus, Herzerkrankungen, Beschwerden der Wechseljahre und Halsentzündungen zum Einsatz.
Bufo rana - die Erdkröte
Hinter dem Kopf und auf dem Rücken der Erdkröte befinden sich wulstartige Hautdrüsen, die eine giftige Substanz absondern, das Bufotalin. Das daraus hergestellte homöopathische Mittel "Bufo rana" wirkt vor allem auf das Nervensystem und die Haut. So wird von heilender Wirkung bei Epilepsie und geistiger Zurückgebliebenheit bei Kindern sowie vorzeitiger Senilität bei Erwachsenen berichtet.
Charakteristisch für "Bufo rana"-Patienten ist, dass im Schlaf heftige krampfartige Anfälle auftreten, sie ängstlich und nervös sind sowie zu schnellem Zorn neigen. Sie verlangen nach Einsamkeit und reagieren empfindlich auf Geräusche. Auf der Haut bilden sich juckende, brennende Pusteln, die eine jauchige Flüssigkeit absondern; bereits leichte Verletzungen eitern. Es werden oft Schmerzen beschrieben, die die Arme hochlaufen.
Cantharis - "Spanische Fliege"
Die Spanische Fliege ist eigentlich gar keine Fliege, sondern ein metallisch-grün glänzender Käfer. Sein lateinischer Name lautet "Lytta vesicatoria". Der Käfer produziert ein gelbes Sekret, welches das Nervengift Cantharidin enthält. Dieses Gift gibt das Insekt ab, um sich vor Angreifern zu schützen. Bekannt ist die "Spanische Fliege" als Potenzmittel - diese Art der Anwendung ist jedoch nicht ganz ungefährlich, da es die Harn- und Sexualorgane angreifen und Entzündungen verursachen kann. Aber in homöopathischen Dosen kann "Cantharis" Erkrankungen der Harnorgane wie Nieren und Blase auch heilen. Hierbei ist das Mittel, im Gegensatz zu Apis, bei brennenden, schneidenden Schmerzen angezeigt. Auch bei Verbrennungen und juckenden Hautentzündungen kann es die richtige Arznei sein.