Störung der Erektionsfähigkeit (Erektile Dysfunktion)
Zum anderen wird sexuelle Erregung über das Sehen, das Hören, das Riechen, die Phantasie, Berührung usw. ausgelöst. Zum einen empfängt das Gehirn diese Reize und zum anderen werden von erektionsauslösenden Regionen des Gehirns erregende Signale über das Rückenmark an den Penis übermittelt. Gleichzeitig wird in den Arterien des Penis durch Stickoxyd ein Enzym (Zyklase) aktiviert, das eine bestimmte chemische Verbindung (GTP) in eine ringförmige Struktur (cycloGMP) umwandelt oder "zyklisiert". Dieses cycloGMP wird abgekürzt chemisch als cGMP bezeichnet und lässt die glatte Muskulatur der Schwellkörper und Blutgefäße des Penis erschlaffen. Das führt zu einem erhöhten Bluteinstrom. Zunächst führt dies zur Tumeszenz, d.h. zu einer Schwellung des Penis mit Zunahme der Länge und Dicke.
Bei weiterer sexueller Stimulation führt die fortlaufende Bildung von weiterem cGMP zu einer immer stärkeren Erschlaffung und einem weiteren Blutzustrom, der schließlich zur kompletten Versteifung des Gliedes führt. Dabei werden die Venen, über die das Blut normalerweise aus dem Penis in den Körper zurückströmt, durch die erigierten Schwellkörper zusammengepreßt, so dass unter der hohen Blutzufuhr und dem blockierten Blutrückfluss die Erektion bestehen bleibt.
Eine Störung dieses Ablaufes kann durch körperliche, organische, physische und psychische Ursachen hervorgerufen werden. Bei mehr als 80 Prozent der potenzschwachen Männer hat die erektile Dysfunktion organische Ursachen. Im Vordergrund stehen dabei Durchblutungsstörungen der Penisgefäße, gefolgt von Neuropathien. Häufig sind das Patienten, die auch an Fettstoffwechselstörungen, Hypertonie oder Diabetes leiden. Bei den meisten Patienten kann eine medikamentöse Therapie die Erektion verbessern.
Eine venös bedingte erektile Dysfunktion kann auch angeboren sein, dann etwa, wenn falsch platzierte Venen vorhanden, die den Schwellmechanismus des Penis umgehen. Diese primäre Störung lässt sich aber meist problemlos durch eine Operation korrigieren. Zu den neurogenen Ursachen einer Potensschwäche gehören spinale Läsionen oder zentralnervöse Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Hirntumoren, bei denen ein Neurotransmitter-Ungleichgewicht entsteht. Auch Alkoholmissbrauch kann zu Impotenz führen. Etwa fünf Prozent der Männer mit organisch bedingter ED haben einen Testosteronmangel. Generell geht man heute davon aus, dass Erektionsstörungen meist multifaktoriell bedingte sind, also mehr als eine Ursache haben.
Mit dem heutigen Wissen über die sich schrittweise aufbauende männliche Erregung und der dabei beteiligten Abläufe im Zentralnervensystem, im Rückenmark und in den Blutgefäßen des Schwellkörpers, ist es gelungen erektionsfördernde Methoden zu entwickeln. Hierzu zählen Medikamente mit gefäßaktiven Wirkstoffen, Infektionen mit gefäßaktiven Substanzen sowie Salben und Pflaster zur lokalen Vorbehandlung vor dem Geschlechtsverkehr. Als Maßnahme für Männer mit erektiler Dysfunktion, bei denen keine Medikamente wirken, gibt es schließlich Vakuumpumpen, Penisimplantate sowie Penisringe. Unterstützende Therapiemöglichkeiten könnten die Hormontherapie, Psychologische Beratung und Psychotherapie, Beckenbodengymnastik, Elektrostimulation der Beckenboden- und Schwellkörper-Muskulatur, Akupunktur und Hypnosetherapie sein.