Steckbrief: Milzbrand
Milzbrand ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die hauptsächlich von Huftieren (Schweine, Rinder, Pferde, Schafe) übertragen werden kann. Folglich tritt Milzbrand eher in klassischen Viehzuchtgebieten auf, vorwiegend in wärmeren Klimazonen, wie beispielsweise in Südosteuropa, Südamerika, Afrika etc. Bei erkrankten Tieren wurde beobachtet, dass sich die Milz schwarz färbt und wie verbrannt aussieht. Deswegen "Milzbrand".
Der Erreger ist das stäbchenförmige Bakterium "Bacillus antracis". Dieser Erreger kann eine sehr widerstandsfähige Schutzkapsel, eine Spore, bilden und dadurch über Jahrzehnte hinweg in der Umwelt überleben.
Arten des Milzbrandes und Infektionsmöglichkeiten
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei Arten von Milzbrand mit unterschiedlichen Infektionswegen:
* Hautmilzbrand: Infektion durch Kontakt mit kontaminierten tierischen Materialien (bspw. Organe, Fell, Wolle etc.) Die Sporen dringen durch kleine Verletzungen in die Haut ein. Danach bilden sich zunächst Bläschen und Geschwüre.
* Lungenmilzbrand: Inhalation von sporenhaltigem Staub.
Die ersten Symptome sind recht unspezifisch: Müdigkeit, Unwohlsein, trockener Husten. Später kommen hohes Fieber, Brustschmerzen und Atemnot hinzu.
* Darmmilzbrand: Orale Aufnahme der Sporen (bspw. durch den Verzehr von erkrankten Tieren). Darmmilzbrand beginnt mit Bauchschmerzen, Blähungen und blutigen Durchfällen.
Wie gefährlich ist die Milzbranderkrankung?
Die Inkubationszeit kann sich zwischen zwei bis sieben Tagen bewegen. Erste Anzeichen treten jedoch in den ersten 48 Stunden auf. Bei Lungenmilzbrand sterben etwa die Hälfte der Erkrankten, ohne Therapie verläuft der Hautmilzbrand bei 20% der Betroffenen tödlich.
Medizinische Behandlung bei Erkrankung
Die Erreger lassen sich mit den meisten Antibiotika gut bekämpfen. Penicillin G gilt als Mittel der Wahl, weitere geeignete Antibiotika sind Ciprofloxacin, Erythromycin oder Tetracyclin. Alle genannten Substanzen sind verschreibungspflichtig und alle sind derzeit in Deutschland in ausreichender Menge vorhanden. Das Problem bei der Therapie: Wenn erst einmal schwere Symptome aufgetreten sind, haben die Bakterien bereits eine tödliche Dosis an Toxinen freigesetzt. Für eine wirkungsvolle Behandlung ist es dann häufig zu spät.
Ist Milzbrand ansteckend?
Ansteckend ist die Krankheit vor allem für Huftiere. Menschen können zwar erkranken, die Krankheit jedoch nicht auf andere Menschen übertragen. Es kann also nicht zu einer epidemieartigen Ausbreitung kommen.
Gibt es eine vorbeugende Impfung gegen Milzbrand?
Prinzipiell ist eine Impfung möglich. In Deutschland ist jedoch weder ein Impfstoff vorhanden noch zugelassen. In den USA wurde bis 1998 ein Totimpfstoff gegen Anthrax hergestellt. Die Produktion wurde dann - unter anderem wegen Qualitätsmängeln - eingestellt.
In Russland ist ein Lebendimpfstoff und ein Antiserum gegen Milzbrand zugelassen, aber wegen der bisher nur regionsweisen Notwendigkeit kaum verfügbar. Auch in Grossbritannien und Kanada ist ein Totimpfstoff zugelassen, dieser ist aber nicht verfügbar.
Und: Für eine Immunisierung sind sechs Impfungen über 18 Monate hinweg nötig. Erst dann ist ein zuverlässiger Schutz gewährleistet.
Weshalb eignen sich die Erreger als Biowaffe?
Anthrax-Bakterien sind leicht zu bekommen und leicht zu züchten. Etwa 8.000 bis 10.000 eingeatmete Sporen genügen, um mit 50%-iger Wahrscheinlichkeit infiziert zu werden. Die richtige Dosis wirkt schnell tödlich.
Werden Anthrax-Bakterien als Biowaffen eingesetzt, dann können die Erreger als Aerosol oder mittels getrocknetem Pulver verbreitet werden.
Können Terrortisten einen grösseren Angriff mit Anthrax verüben?
Viele Experten glauben dies nicht. Schliesslich genügt es nicht, die Sporen einfach zu versprühen. Entscheidend ist die richtige Partikelgrösse des Aerosols, da die Erreger sonst von der Lunge nicht aufgenommen werden. Eine passende Partikelgrösse herzustellen, ist aber technisch sehr aufwendig. Einfacher ist es hingegen, einzelne Menschen mit einer grösseren Menge Anthrax-Sporen zu infizieren.
Für alle Interessierten, die mehr zum Thema "Milzbrand und Biowaffen" wissen möchten, hat das Robert-Koch-Institut eine zentrale Informationsstelle eingerichtet - zu erreichen unter der Hotline 01888-754-3430 oder unter www.rki.de (Informationen zu Erregern).