Schutz vor der Reisethrombose
Wenn man nicht gerade mit der Bahn unterwegs ist, kann langes Anreisen in Auto, Bus oder Flugzeug das Thromboserisiko erhöhen. Doch dagegen kann und sollte man sich schützen.
Als auf dem Gelände des Londoner Flughafens Heathrowvor einigen Jahren eine 27 Jahre alte Passagierin unmittelbar nach einem Langstreckenflug von Australien an einer Lungenembolie verstarb, war das Entsetzen groß und löste viele Schlagzeilen aus. Schon lange wurde vermutet, dass die Beengung der Beine in der Touristenklasse möglicherweise eine Gefährdung für die Entwicklung der Beinvenenthrombose darstellt.
Wer schon einmal eine mehrstündige Reise unter beengten Bedingungen mitgemacht hat kennt das Problem: die Beine und auch die Füße schwellen an, so dass der Eindruck entsteht, der Schuh sei zu klein geworden. Dieses Phänomen ist ganz natürlich und tritt auch bei völlig gesunden jungen Menschen auf. Die Erklärung hierfür ist relativ einfach. Die normalerweise bei Bewegung einsetzende Aufwärtspumpe der Fuß- und Wadenmuskulatur, die das venöse Blut wieder herzwärts transportiert, wird durch ständiges Sitzen in ihrer Funktion deutlich eingeschränkt. Die Folge ist ein verlangsamter Blutfluss sowie ein Austreten von Gefäßflüssigkeit in das umgebende Gewebe, die Wassereinlagerung (Ödem).
Studienergebnisse nach Langstreckenflügen belegen, dass bis zu 10 von 100 Passagieren eine tiefe Muskelvenenthrombose im Bereich der Unterschenkel bekommen, ohne dass sie davon etwas merken. Gefährlich wird es dann, wenn dies der Ausgangspunkt für eine tiefe Beinvenenthrombose wird, die, wenn sie sich löst, durch ihre gallertartige Konsistenz die Lungen verlegt und zum plötzlichen Tod durch Ersticken führt. Der gesunde Mensch ist kaum gefährdet in solch eine tragische Situation zu kommen.
Besonders gefährdet sind Menschen mit angeborenen Risikofaktoren der Blutgerinnung, Schwangere, Wöchnerinnen, Venen- und Lymphkranke, Menschen mit Herz- oder Nierenleistungsschwäche, Verletzte oder massiv Übergewichtige, die primär bewegungseingeschränkt sind sowie Kranke, die sich kurz dem Flug einem operativen Eingriff mit hohem Thromboserisiko unterzogen hatten.
Für diese Menschen gilt, dass sie unbedingt ärztlichen Rat einholen müssen, bevor sie eine bewegungseingeschränkte Reise antreten dürfen. Es ist selbstverständlich, dass hier prinzipiell ein medizinischer Kompressionsstrumpf während der Reise zu tragen ist.
Auch für gesunde Menschen sind einige zusätzliche Regeln zu beachten, die das Thromboserisiko senken. Pro Reisestunde sollten etwa 500 ml Flüssigkeit getrunken werden, bei hohen Temperaturen in Bus oder Auto entsprechend mehr. Ideal ist Mineralwasser, da es am längstem im Körper verweilt. Alkohol, Kaffee, Tee sowie süße Fruchtsäfte führen zu einer verstärkten Entwässerung und damit zur Eindickung des Blutes.
Nach Möglichkeit sollte man zwischendurch laufen. Im Sitzen kann man die Muskelpumpe alle halbe Stunden durch Wippen aktivieren. Dabei schiebt man den Unterschenkel so weit vor, dass bei aufsitzender Ferse der Vorfuß am höchsten angehoben werden kann. Sanfte Auf- und Abwärtsbewegungen entstauen den Unterschenkel.
Wer diese Bewegungs-Gymnastik nicht durchführen kann oder möchte, kann sich in der Apotheke oder im Sanitätshaus mit einem Kompressions-Reisestrumpf versorgen. Dadurch kann die Reise leichten Fußes angetreten werden.