Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs
Es war eine Nachricht, die Mediziner vor ein paar Jahren euphorisch machte. Ein Durchbruch in der Krebsforschung, so sagte man. Es ist ein Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs und das war ein epochaler Schritt, dass es erstmals möglich ist, gegen einen bösartigen Tumor eine Impfung durchzuführen. Die Impfung konnte deshalb entwickelt werden, weil man herausgefunden hatte, dass ursächlich für den Gebärmutterhalskrebs Viren verantwortlich sind. In diesem Fall das sogenannte HPV (Humanes Papilloma Virus). Mit diesem Begriff wird eine Virusfamilie bezeichnet, die mehr als 100 Subtypen umfasst. Während die beiden Niedrigrisikotypen HPV 6 und 11 zu äußeren, meist gutartigen Genitalwarzen führen können, sind die beiden Hochrisikotypen 16 und 18 an der Auslösung und Entstehung von Gebärmutterhalskrebs maßgeblich beteiligt. Gegen eben diese Typen wirkt der Impfstoff, allerdings nur, wenn sich die Patientin noch nicht angesteckt hat.
Tatsächlich haben die meisten Männer und Frauen irgendwann mal in ihrem Leben damit zu tun, oft ohne davon überhaupt zu wissen. Doch die meisten Menschen, die Kontakt mit diesem Virus haben, sind in der Lage, innerhalb von zwei Jahren dieses Virus aus ihrem Körper zu eliminieren. Aber dennoch ist Gebärmutterhalskrebs in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen mit etwa 7.000 Neuerkrankungen und 2.500 Todesfällen jährlich, weil ihr Immunsystem nicht in der Lage ist, sich gegen die Krankheitserreger zu wehren.
Die Übertragung der Papilloma-Viren erfolgt durch direkten Hautkontakt und Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person. Die Infektion mit diesem Virus kann lange her sein, man spürt sie nicht, sie brennt nicht, sie tut nicht weh und wenn keine so genannten Feigwarzen oder Kondylome hervorgerufen werden, dann merkt man sie einfach nicht. Der Zeitpunkt der Ansteckung kann mindestens sieben, wahrscheinlich sogar weit über zehn Jahre zurückliegen, bevor es zu einer virusbedingten Veränderung des Gewebes kommt. Die Viren nisten sich im Gebärmutterhals zwischen Gebärmuttermund und Vagina ein. Bei Vorsorgeuntersuchungen werden die Infektionen meist erkannt und können gut behandelt werden. Veränderungen im Gebärmutterhals werden durch zytologische Screenings und Zellabstriche festgestellt. Hygiene und der Gebrauch von Kondomen mindern das Infektionsrisiko, bieten aber keinen sicheren Schutz vor der Ansteckung mit HPV. Im Gegensatz zu anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wird das Virus nicht durch Körperflüssigkeit, sondern durch direkten Hautkontakt übertragen. Beim Austausch von Zärtlichkeiten, aber auch beim gemeinsamen Baden oder auf der Toilette können sich Frauen und Männer infizieren.
Für den Impfstoff wurden Papilloma-Viren aus Krebsgewebe gewonnen. Daraus konnten Wissenschaftler die DNA und das Erbgut gewinnen. Eine entscheidende Rolle bei dem Impfstoff spielten so genannte virus-like particles (VLP), quasi leere Virushüllen ohne schädliche Erbinformation, die aus gebildeten Proteinen des Gewebes zusammengesetzt sind. Sie können so das Immunsystem anregen, große Mengen Antikörper gegen die Papilloma-Viren zu bilden. VLPs sind in idealer Weise als Impfstoff geeignet, da sie aufgrund der identischen Struktur vom Immunsystem wie ein infektiöses Virus erkannt werden, sich aber wegen der fehlenden Erbinformation nicht vermehren, also keine Infektion und damit keine Erkrankung auslösen können.
Die HPV-Impfung wird die Früherkennungsuntersuchungen beim Frauenarzt jedoch auch in Zukunft nicht ersetzen können. Zwar schützt sie vor den häufigsten Hochrisiko-Typen, aber sie kann nicht die Infektion mit anderen, selteneren HPV-Typen verhindern, die ebenfalls zur Krebsentstehung beitragen können. Jedoch eine Vorstufe des Gebärmutterhalskrebses kann oft noch operiert werden.
Impfen lassen sollten sich junge Mädchen vor Eintritt ins gebärfähige Alter und wenn möglich vor dem ersten Sexualkontakt. Dies entspricht einem Alter zwischen elf und achtzehn Jahren. Auch eine Impfung von Jungen und Männern wäre sinnvoll, denn sehr seltene Krebsarten kann das HPV-Virus auch bei ihnen auslösen und vor allem übertragen sie den Erreger an die Frauen. Eine Schutzimpfung für männliche Jugendliche würde auch das Auftreten von Genitalwarzen reduzieren und die Infektion von Geschlechtspartnern unterbinden. Es macht aber genauso Sinn, erwachsene Frauen zu impfen, wenn man weiß, dass sie HPV-negativ sind, also dieses Virus nicht haben. Die Impfungen allerdings wirken nur vorbeugend, eine bereits bestehende Infektion kann nicht behandelt und nicht beseitigt werden. HPV-infizierte Frauen könnten dennoch von der Impfung profitieren: Sie wären geschützt vor der Infektion mit denjenigen HPV-Typen, mit denen sie momentan nicht infiziert sind, die aber durch den Impfstoff abgedeckt sind: Ist eine Frau zum Beispiel mit HPV 16 infiziert, könnte eine Impfung sie noch vor der Infektion mit HPV 6, 11 und 18 schützen.
Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass eine Impfung bei bestehender HPV-Infektion, den Krankheitsverlauf der vorhandenen Virusinfektion fördert. Ebenso wenig können die Folgen einer HPV-Infektion, wie auffällige Veränderungen am Gebärmutterhals, die als erhöhter Pap-Wert durch eine Zellabstrichuntersuchung erfasst werden, oder gar ein Zervixkarzinom mit der Impfung behandelt werden.
Für einen optimalen Schutz besteht die Impfbehandlung aus drei Injektionen, die in die Muskulatur des Oberarms oder Oberschenkels gespritzt werden. Der Abstand zwischen den jeweiligen Impfterminen sollte jeweils etwa ein- bis zwei Monate betragen. Nach bisherigen Erkenntnissen hält der Impfschutz etwa fünf Jahre komplett an. Wie lange der Impfschutz durch diese Grundimmunisierung darüber hinaus anhält und ob eventuell eine spätere Auffrischimpfung erforderlich ist, bleibt abzuwarten.