Hilfe für Frauen bei Harninkontinenz
Es passiert beim Heben, Lachen, Husten, Laufen, beim Treppensteigen oder Sport: Unwillkürlich und unkontrollierbar wird immer ein wenig Urin verloren. Inkontinenz nennen die Ärzte unfreiwilligen Harnabgang. In Deutschland leiden ca. vier Millionen Frauen darunter. Schamhaft wird das Leiden verschwiegen, zumal die Werbung für z. B. Slipeinlagen den betroffenen Frauen vorgaukelt, dass damit die beginnende Inkontinenz beherrschbar wird. Die häufigste Form des unbeabsichtigten Harnabganges ist die Stressinkontinenz (in ca. 90% der Fälle).
Frauen die geboren haben leiden durch die geburtsbedingte Belastung und Überdehnung des Beckenbodens sehr häufig (ca. 30%) unter Stressinkontinenz. Der Beckenboden - eine dünne Muskelplatte - kann seine Funktion als Halteorgan für die Beckenorgane (z. B. Gebärmutter, Blase, usw. ) nicht mehr vollständig erfüllen.
Die Harnröhre wird bei Druck auf den Unterbauch z. B. durch Husten, Heben usw. nicht mehr richtig geschlossen gehalten und Harnverlust ist die Folge. Unbehandelt wird das Leiden mit zunehmendem Alter schwerer und führt nicht selten auch zur Stuhlinkontinenz. Ist dieser Zustand erreicht, ist eine Operation unumgänglich.
Mit einem rechtzeitig begonnenem speziellen Beckenbodentraining kann dieses vermieden werden. Das spezielle Beckenbodentrainingsprogramm wurde von Fachärzten entwickelt und wird seit einigen Jahren mit Erfolg eingesetzt. Es handelt sich um sogenannte Vaginalkonen; das sind tamponförmige Körper von unterschiedlichem Gewicht. In die Scheide eingeführt lösen diese eine Kontraktion aus, die willentlich durch Kneifübungen verstärkt werden muss. Durch tägliche Übungen (2 x 10 - 15 min. z. B. bei der Morgen- und Abendtoilette) wird die Beckenboden Muskulatur gekräftigt und wieder aufgebaut. Die Frauen lernen so ihre Beckenbodenmuskulatur wieder zu kontrollieren. Bei jedem Trainingsschritt werden höhere Gewichte verwendet, wodurch die Beckenmuskulatur immer mehr halten muss und so wieder kräftig wird.
Gynäkologen und Urologen, die sich mit dieser neuen Methode wissenschaftlich und in der Praxis beschäftigt haben, halten sie für einen entscheidenden Fortschritt für die Therapie der weiblichen Stressinkontinenz, zumal evtl. später notwendige Operationen vermieden werden können. Die Therapie ist zur Kassenverordnung als Hilfsmittel zugelassen.