Atmen Sie auf - neue Immuntherapie kann helfen
Schon fast jeder fünfte Deutsche reagiert allergisch auf ganz bestimmte Arten von Blütenstaub. Gelangen die Pollen an Nasenschleimhäute und Augen, beginnt das mehr als lästige Leiden – von Augentränen, Niesreiz, Fließschnupfen und verstopfte Nase über Husten bis hin zu Atemnot und Asthmaanfällen. Wird ein solcher Heuschnupfen nicht behandelt, kann daraus chronisches Asthma bronchiale werden und mit der Zeit kann sich die Allergie auf weitere Auslöser ausweiten, mit noch stärkeren Beschwerden. Der Herbst / Winter ist für Pollenallergiker der beste Zeitpunkt seine Allergie zu behandeln, um bereits in der nächsten Pollensaison deutlich beschwerdefreier atmen zu können.
Ob wirklich eine Allergie zu Grunde liegt, lässt sich mit einem Pricktest feststellen. Dabei werden verschiedene Pollenextrakte tröpfchenweise auf den Unterarm getropft und leicht ins Hautniveau eingespritzt. Ergänzend hierzu kann eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, bei dem im sogeannten RAST-Test körpereigene Antikörper gegen die Pollen nachgewiesen werden können.
Im Falle einer Allergie mit vermehrten Beschwerden von Jahr zu Jahr stärker, sollte eine Desensibilisierung erwogen werden. Sie kann als einzige Methode zum Nachlassen der Beschwerden führen. Mit der Immuntherapie wird das Immunsystem an die Substanz gewöhnt, auf die es nicht korrekt bzw. überempfindlich reagiert. Dadurch gelingt es in den meisten Fällen, die Funktion des Immunsystems zu normalisieren. Die Körperabwehr toleriert den Allergieauslöser wieder und löst keine Abwehrreaktion mehr aus. Die jeweilige Substanz kann heutzutage in ganz exakt gemessenen Konzentrationen und ohne Vermischung oder Zusätze verabreicht werden. Somit ist sie im Prinzip auch ein echtes Naturprodukt, denn sie wird meistens aus ihrer natürlichen Herkunft, wie zum Beispiel einer Blütenpolle, isoliert und in Wasser gelöst. Bei der standardmäßigen Desensibilisierung bekommt der Allergiker das Allergen in kontinuierlich steigender Dosis am Oberarm unter die Haut gespritzt, um ihn so gegen die Pollen unempfindlich zu machen. Diese Methode ist aber sehr zeitaufwändig für den Patienten, denn er muss für jede Injektion in der Praxis oder Klinik erscheinen.
Die Langzeit-Immuntherapie gilt als die effektivste Form der spezifischen Immuntherapie. Während einer Aufbauphase erhält der Allergiepatient in der pollenfreien Zeit meist einmal pro Woche eine Injektion unter die Haut – und das über etwa vier Monate. Die Dosis der Allergene wird nach und nach gesteigert. In der anschließenden Fortsetzungsphase bekommt der Allergiker seine Injektionen dann nur noch im Abstand von sechs bis acht Wochen. Die Behandlung sollte über drei bis fünf Jahre fortgeführt werden.
Die Sublinguale Spezifische Immuntherapie (SLIT) ist eine spezielle Form der Immuntherapie, bei der das Medikament vom Patienten selbst unter die Zunge (sublingual) getropft wird. Diese Therapie setzt also direkt an Ort und Stelle der Erkrankung an. Die Patienten träufeln sich täglich zu einem festen Zeitpunkt einige Tropfen der Allergenlösung unter die Zunge. Um dem Medikament genügend Zeit zur Aufnahme zu ermöglichen, muss es zwei Minuten unter der Zunge gehalten und anschließend erst geschluckt werden. Die Substanzen gelangen beim Schlucken noch an weitere Stellen der Schleimhäute und können dort möglicherweise zusätzliche Wirkung entfalten. Nach einer dreijährigen Behandlungszeit soll sich der Körper dann an die Allergene gewöhnt haben. Schwere Nebenwirkungen sind bei diesem Verfahren noch nicht aufgetreten, nur über Schwellungen und Juckreiz im Mund haben Patienten manchmal geklagt. Mit Hilfe von Allergenlösungen, die unter die Zunge getropft werden, können auch kleinere Kinder und besonders empfindliche Patienten oder Patienten mit Spritzenangst erfolgreich behandelt werden.