Alternative Krebstherapien
Obst und Gemüse sind schon lange die Lieblinge der Ernährungswissenschaftler wegen ihrer Vitamine, Enzyme, Spurenelemente, Mineral- und Ballaststoffe. Vor wenigen Jahren entdeckten sie, dass noch mehr darin steckt: bioaktive Pflanzenstoffe, die sogar das Risiko für etliche Krebsarten senken sollen.
Die Pflanzen produzieren Bioaktivstoffe als Schutz gegen Schädlinge und Krankheiten, als Wachstumsregulatoren und Duft- und Farbstoffe. Mittlerweile weisen zahlreiche Untersuchungen darauf hin, dass Pflanzenstoffe gesundheitsfördernde Wirkungen haben. So kann z. B. die Phytinsäure im Darm die Bildung freier Radikale verhindern.
In Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird der Ernährung als Risikofaktor mit einem Anteil von 30 bis 40 Prozent eine überdurchschnittlich große Bedeutung zugestanden. Sie eröffnet jedem Menschen die Möglichkeit, sein Krebsrisiko deutlich zu verringern. Ein Beispiel: Asiatinnen erkranken fünfmal seltener an Brustkrebs als Amerikanerinnen oder Europäerinnen. Das haben sie einer Ernährung zu verdanken, die charakteristisch ist für die Länder Asiens: wenig Fett, viele Ballaststoffe und ein hoher Anteil an Sojaprodukten wie etwa Tofu. In Soja stecken hormonähnliche Mikronährstoffe (so genannte Phytoöstrogene), die chemisch ähnlich aufgebaut sind wie die Östrogene (weibliche Sexualhormone). Phytoöstrogene beeinflussen Stoffwechsel und Wirkung der natürlichen Östrogene, sodass sich ein Brustkrebsrisiko vermindert. Auch in westlichen Studien wurde schon bestätigt, dass ein Zusammenhang zwischen regelmäßigem Verzehr von Obst und Gemüse und einem verminderten Krebsrisiko besteht.
Misteln gegen Krebs - Mythos oder Therapie?
Die Mistel galt über Jahrtausende als Zaubermittel gegen eine Vielzahl von Krankheiten. Heute verschreiben viele Ärzte und Heilpraktiker Mistelpräparate bei Krebserkrankungen, allerdings übernehmen die meisten Krankenkassen nicht mehr die Kosten einer ärztlich verordneten Misteltherapie.
Die wichtigsten Mistel-Wirkstoffe sind die Mistel-Lektine. Studien mit Lektin-Präparaten ergaben, dass die Misteltherapie die Lebenszeit von Krebspatienten verlängert und die subjektive Lebensqualität erhöht. Sie stärken die körpereigene Abwehr, was während der schwächenden Chemo- oder Strahlentherapie sehr sinnvoll ist. Daneben verlangsamen oder stoppen Mistel-Lektine das Krebswachstum und sie beugen der Bildung von Metastasen und Rezidiven vor. Andererseits regen Mistel-Lektine die Bildung körpereigener Endorphine an. Endorphine sind "Glückshormone", sie verbessern allgemein die Stimmungslage und lindern Schmerzen. Dadurch sind weniger Schmerzmittel nötig. Außerdem verbessern sich Appetit und Schlaf und damit natürlich das Allgemeinbefinden.
In der Regel beginnt die Misteltherapie nach der Operation. Die Mistelpräparate werden normalerweise unter die Oberhaut gespritzt. Die Behandlung dauert, je nach Zustand des Patienten und dessen Rückfallgefahr, einige Monate bis mehrere Jahre. Die Dosierung ist individuell verschieden. Eine Misteltherapie ist nur als begleitende Therapie bei der Krebsbehandlung empfehlenswert.
Smart Drugs
Neue Hoffnung auf Heilung machen intelligente Medikamente, sogenannte "Smart Drugs". Der Erfolg einer Radio-Jod-Therapie bei Schilddrüsenkarzinomen beruht auf der Eigenschaft dieser Karzinome, Jod zu speichern. Diese Eigenschaft soll auch auf andere Tumorarten übertragen werden. Dazu sollen Gene in die Zelle eingeschleust werden. Der Schlüssel zum Erfolg sind winzig kleine "Jodpumpen" der Schilddrüsenzellen, die das Jod ins Zellinnere befördern. Allerdings soll nicht die fertige Jodpumpe in die Zelle verbracht werden, sondern nur die Erbinformation. Dies geschieht mit Hilfe von gentechnisch veränderten Viren. Viren sind "scharf" auf sich teilende Zellen. Und genau das tun Krebszellen besonders häufig. Deshalb schleusen die Viren das fremde Gen vor allem in den Tumor ein. Viren wollen natürlicherweise ihre eigene Erbinformation in fremde Zellen "schmuggeln". Doch diese nehmen die Wissenschaftler heraus und ersetzen sie durch ein neues Gen, das Gen für die Jodpumpe. Diese Pumpe schleust das radioaktive Jod in die Krebszellen hinein. Das Jod soll sich in der Krebszelle anreichern und die Zelle durch die Strahlung abtöten. Bei krebskranken Ratten war die Übertragung des Gens schon erfolgreich. Allerdings bedarf es noch viel Grundlagenforschung, bis Krebspatienten von diesen Methoden profitieren können. Das radioaktive Jod wird zwar in den Tumor hineingepumpt, verlässt ihn aber leider nach einer gewissen Zeit wieder.
Wärmetherapie (Hyperthermie)
Eine weitere Therapie mit winzigen Eisenpartikeln, die mit Hilfe eines elektromagnetischen Feldes von außen erhitzt werden, verspricht Möglichkeiten im Kampf gegen Hirntumoren. In Zukunft wollen Mediziner einen solchen Tumor mit Hitze angreifen. Damit gesundes Hirngewebe nicht zerstört wird, werden Nanoteilchen in den Tumor eingeschleust. Diese werden durch ein Magnetfeld angeregt und erwärmen sich.
Nun müssen nur noch Krebszellen mit solchen Nanoteilchen beladen werden. Diese Teilchen sind von einer nahrhaften Hülle umgeben. Die gefräßigen Krebszellen, die für ihre schnelle Teilung einen besonders hohen Energiebedarf haben, verschlingen die Nanoteilchen daher gierig und vererben sie nach der Zellteilung weiter. Mit diesem Verfahren wird allmählich das ganze Tumorgewebe "magnetisch". Damit wird es möglich, das Gewebe kontrolliert durch ein Magnetfeld zu überhitzen. Die Krebszellen sterben ab. Im Tierversuch hat das Verfahren seine Wirksamkeit bereits gezeigt.
Da die individuelle Situation des Patienten eine wichtige Rolle und ob eine Hyperthermie-Behandlung sinnvoll sein kann, sollte mit einem erfahrenen Arzt in einer Klinik besprochen werden.
Protonen zerstören Tumorzellen
Eine weitere Krebs-Bestrahlungstherapie ist die Bestrahlung mit Protonen-Teilchen. Bei dieser Therapie werden Protonen gezielt in den Tumor gelenkt, wo sie stoppen und die Tumorzellen zerstören. Vor jeder Behandlung bestimmt der Computertomograph die exakte Position des Tumors. So wird sichergestellt, dass der Protonenstrahl während der Behandlung nur den Tumor trifft und gesundes Gewebe verschont. Derzeit sind die Geräte zur Protonentherapie noch sehr groß. Ziel ist es, das System zu verkleinern und benutzerfreundlich zu gestalten. Seit mehreren Jahren wird an dieser Behandlung geforscht, die als ausgesprochen erfolgreich gilt. In 95 Prozent der behandelten Fälle konnte das Tumorwachstum gestoppt werden. Von der Bestrahlung ist wenig zu spüren. Allerdings liegen noch keine Langzeitergebnisse vor.