Hocheffektive Therapie für Non-Hodgkin-Lymphome
Exulzeriertes Hautlymphom vor Therapie | |
Exulzeriertes Hautlymphom 4 Wochen nach BMR | |
Exulzeriertes Hautlymphom 8 Wochen nach BMR | |
Auf der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen und Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie wurden erstmals im Oktober 2002 in München neue vielversprechende Ergebnisse in der Non-Hodgkin-Lymphom-Therapie mit dem Zytostatikum Bendamustin vorgestellt.
Die Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) stellen mit rund 11.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland die häufigste Form der Lymphome dar. Es handelt sich dabei um bösartige Neubildungen des lymphatischen Gewebes. Etwa drei Prozent aller bösartigen Gewebeneu-bildungen sind Non-Hodgkin-Lymphome. Die Erkrankungsraten in Deutschland und anderen EU-Ländern sind in den letzten 20 Jahren erheblich gestiegen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei ca. 60 bis 65 Jahren. So ist der Anstieg des Auftretens von NHL auch auf die Zunahme des Bevölkerungsanteils über 65 Jahre von ca. 5 Millionen vor 60 Jahren auf etwa 13 Millionen heute zurück-zuführen. Dieser Anteil der über 65-jährigen wird laut statistischem Bundesamt in den kommenden 50 Jahren noch weiter steigen.
Die vier Säulen der NHL-Therapie bestehen heute aus der Strahlentherapie, der Chemotherapie, der Immuntherapie und der Radioimmuntherapie. Vor allem für jüngere Patienten stellt die Stammzellentherapie eine Option dar; daneben gehört die konventionelle Chemotherapie nach wie vor zu den wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten. Zunehmend wird dabei heute eine Immuntherapie mit bewährten Zytostatika kombiniert.
Der Wirkstoff Bendamustin ist ein in Deutschland bereits bewährtes Zytostatikum. Es wirkt gezielt auf die Zellen ein, aus denen 90 % der Lymphome entstehen. Außer für die Therapie der NHL ist Bendamustin auch bei Morbus Hodgkin, chronischer lymphatischer Leukämie, multiplem Myelom sowie Mammakarzinom in Deutschland zugelassen. In einer Studie wurde die beim Multiplen Myelom (MM) übliche Standardbehandlung mit Melphalan/Prednison mit der Kombination von Bendamustin/Prednison verglichen. Nach einer Nachbeobachtungszeit von ca. vier Jahren sprechen die Ergebnisse deutlich für Bendamustin-Kombination. Sie erzielte eine höhere Rate kompletter Remissionen und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der Patienten.
Sowohl Laboruntersuchungen wie klinische Erfahrungen haben gezeigt, dass Bendamustin einen besonderen Wirkmechanismus hat. So kann es beispielsweise auch nach einer Vortherapie mit Alkylanzien, nach der sich oft eine Resistenz gegen Alkylanzien im allgemeinen entwickelt, noch erfolgreich eingesetzt werden. Die Behandlung mit Bendamustin ist sehr gut verträglich und ambulant durchführbar. Bei etwa 75 bis 85 % der NHL-Patienten werden mit Bendamustin lang anhaltende Remissionen erreicht. Es stellt daher laut Expertenmeinung neben Antikörpern und Stammzelltransplantation eine wichtige Säule der Lymphome-Therapie dar.
In Laborversuchen wurde bereits der synergetische Effekt von Bendamustin mit dem Antikörper Rituximab auf NHL- und chronisch lymphatische Leukämie-Zellen belegt. Auf dieser Basis wurde von einer Arbeitsgruppe an der Frankfurter Universität eine klinische Studie mit der Kombination von Bendamustin und Rituximab bei NHL-Patienten begonnen. Dabei wird Rituximab zunächst eine Woche lang alleine gegeben, bevor die Kombination mit Bendamustin erfolgt. Durch diese zeitliche Abfolge von Immun- und Chemotherapie soll der Effekt von dem Wirkstoff Rituximab, das für die Chemotherapie sensibel macht, optimal genutzt werden.
Die Kombinationstherapie der Wirkstoffe Rituximab und Bendamustin wird danach vier mal in vierwöchigem Abstand wiederholt. Abschließend erfolgt eine alleinige Rituximab-Gabe. Über vierzig Patienten haben bereits an der Studie teilgenommen. Mit der Kombination von Bendamustin und Rituximab konnte bei 25 von 26 bisher auswertbaren Patienten eine Remission erreicht werden. Dies entspricht einer Gesamt-Ansprechrate von 96 %. Auch die Rate der kompletten Remissionen ist mit 65 % sehr hoch. Alle Patienten konnten sicher ambulant behandelt werden.
Ein weiteres und sehr effektives Behandlungskonzept für Lymphome stellt die Kombination der Wirkstoffe Bendamustin, Mitoxantron und Rituximab (BMR-Kombinationstherapie) dar. Etwa drei Viertel der Patienten erreichten bereits nach ein bis zwei Behandlungszyklen eine Remission. Das Gesamtansprechen auf die BMR-Therapie lag bei 96 %, davon waren 45 % komplette Remissionen. Die mittlere Remissionsdauer war dabei mit über 22 Monaten ausgesprochen lang. Die BMR-Kombinationstherapie ist gut verträglich, sehr schnell wirksam und hoch effektiv. Sie eignet sich hervorragend für die ambulante Durchführung und kann auch bei älteren und stark vorbehandelten Personen eingesetzt werden.