Heilpflanze des Monats: Weihrauch/Olibanum
(Boswellia serrata/carterii)
Keine ayurvedische Pflanze wurde so genau untersucht, wie Weihrauch oder Olibanum. Die Pflanze gehört zur Familie der Balsambaumgewächse und ist ein mittelgroßer Strauch. Die kleinen, gefiederten und lederartigen Blätter scheiden ein glänzendes, gelbliches bis rötliches Harz aus. Aus den kleinen, grünlichen oder weißrötlichen Blüten entwickeln sich zur Reifezeit Steinfrüchte. Der Weihrauchstrauch ist in Ägypten, Südarabien, Nubien, Somalia und Indien beheimatet.
Das Harz des Weihrauchbaumes - zu 50 Prozent aus Boswellinsäure bestehend - erlangt seit neuestem große Bedeutung in der Rheumabehandlung. Der so genannte Arachidonsäurestoffwechsel ist einer der wesentlichsten Faktoren in der Entstehung und Ausprägung von Rheuma, jedoch nur bei übermäßigem Verzehr von tierischen Fetten. Mit der Boswellinsäure steht nun erstmals ein Therapeutikum zur Verfügung mit hohem Wirkungsgrad bei sinnvollen Dosierungen und geringen Nebenwirkungen. Auch die bei anderen Antirheumatika festgestellten typischen Nebenwirkungen wie die Entstehung von Magengeschwüren sind unter Verwendung von Weihrauch bisher nicht berichtet worden. Zwischenzeitlich liegen auch die Ergebnisse einiger klinischer Studien am Patienten vor. In einer deutschen Studie konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass bei 81 Patienten (39 mit Boswellia, 42 mit Placebo) in der Boswellia-Gruppe sowohl objektive als auch subjektive Parameter nach sechs und zwölf Wochen deutlich besser waren: niedrigere Entzündungsneigung, weniger starke Gelenkschwellungen und -schmerzen, verbesserte Morgensteifigkeit und Allgemeinbefinden
Im Chemielabor der Technischen Universität München ist mit dem Weihrauch noch viel mehr geplant. Der orientale Stoff wird mit Hilfe moderner Wissenschaft auf seine Qualität als Medikament untersucht. Dabei wurde von der deutschen Forschergruppe bisher Einmaliges geleistet: Erstmals wird der Weihrauch vollständig analysiert - er ist ein komplexes Gemisch aus mehr als 80 chemischen Verbindungen. Und so findet sich im Harz eine Substanz, die außergewöhnlich gut gegen chronische Entzündungen aller Art wirkt - die Boswelliasäure blockiert ganz gezielt die Leukotriensynthese. In Folge gehen die Entzündungen zurück.
Das Harz des Weihrauches mit seiner desinfizierenden Wirkung wird heute nur noch selten zur Herstellung von Pflastern, Pasten, Salben, Pomaden, Pudern und Balsamen genutzt. In Alkohol gelöst, wurde früher der Weihrauch bei Verschleimung der Atemwege, Magenbeschwerden und Katarrhen eingesetzt. In Kombination mit Myrrhe wurde es bei Überfunktion der Schilddrüse und Herzklopfen empfohlen. Zäpfchen sollen bei Entzündungen der Eierstöcke und der Eileiter sowie bei Vaginalabszessen helfen.
Dem Harz des indischen Weihrauchbaumes wird eine schmerzstillende und beruhigende Wirkung nachgewiesen. In Tablettenform ist Weihrauch einfach einzunehmen.
Ein Kilogramm Harz bringt jetzt 80 Gramm des neu entdeckten Wirkstoffs gegen chronische Entzündungen. Unter den Forschern macht sich Optimismus breit. Sie halten die Boswelliasäure für ein Medikament der Zukunft. Neuere Untersuchungen, unter anderem vom Mannheimer Klinikum, zeigten Erfolge bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Morbus Crohn, Bauchkrämpfen und Durchfällen, aber auch bei Nesselsucht, Schuppenflechte, Tumoren, Gehirnödemen, Asthma und Hepatitis.