Heilkraft der Osteopathie
So wächst beispielsweise ein Muskel, wenn er ständig trainiert wird, und wird schwach und verkümmert wenn er nicht mehr gebraucht wird. Gleiches gilt für alle anderen Strukturen des Körpers: ein Mehr an Funktion führt meist zu einem Mehr an Struktur und umgekehrt.
Für die Osteopathie ist dieses Prinzip der gegenseitigen Abhängigkeit von Struktur und Funktion wichtig. Denn Funktionsstörungen zeigen sich als beeinträchtigte Bewegungen einer Struktur. Indem der Osteopath die Bewegungen überprüft, kann er eine Funktionsstörung feststellen. Anschließend verhilft der Osteopath mit seinen manuellen Techniken der Struktur zu ihren ursprünglichen Bewegungen zurück. Stimmen die Bewegungen der Struktur wieder, dann kann diese erneut in vollem Umfang funktionieren.
Der Mensch als untrennbare Einheit in der Osteopathie
Alle Strukturen des menschlichen Körpers hängen direkt oder indirekt miteinander zusammen. Den Zusammenhang stellen die Faszien her, dünne Bindegewebshüllen, die jede Struktur umgeben und gemeinsam eine große Körperfaszie bilden.
In der Schulmedizin finden die meisten Faszien wenig Beachtung. Für die Osteopathie sind sie dagegen von großer Bedeutung. Denn sie verbinden auch solche Strukturen, die funktionell nichts miteinander zu tun haben. Faszien können zudem Veränderungen übertragen, wie etwa Funktionsstörungen. Dies erklärt, warum Ursachen an einer Stelle oft zu Beschwerden in ganz anderen Körperregionen führen. Funktionsstörungen können deshalb immer den gesamten Organismus betreffen.
Die Osteopathie behandelt deshalb nie einzelne Beschwerden oder Krankheiten, sondern immer den Patienten in seiner Gesamtheit. Nicht die einzelne Beschwerde ist wichtig, sondern, dass der Organismus als Ganzes einwandfrei funktioniert.
Die Selbstheilungskräfte des Körpers
Gesundheit ist kein Ziel, sondern eine Art Gleichgewicht, das der Körper halten will. Das ist nicht so einfach, denn der Organismus ist ständig inneren und äußeren Einflüssen ausgesetzt, die ihn aus diesem Gleichgewicht bringen. Solange der Körper dieses Gleichgewicht halten kann, ist der gesund. Geht dieses Gleichgewicht verloren, dann erkrankt er. Doch selbst dann gibt der Organismus nicht auf, sondern versucht, wieder gesund zu werden, also ein neues Gleichgewicht herzustellen.
Dabei helfen ihm seine Selbstheilungskräften. Diese zeigen sich auf vielfältige Weise, etwa wenn Blut gerinnt, Bakterien eine Entzündung abwehren, der Körper nach einer Viruserkrankung gegen die gleiche Erkrankung immun wird oder ein Knochen nach einem Bruch wieder zusammenwächst.
Meist entstehen Beschwerden oder Erkrankungen, weil eine Bewegungseinschränkung eine Struktur daran hindert, richtig zu funktionieren. Eine solche Funktionsstörung kann früher oder später sogar die Struktur schädigen. Daher wird ein Osteopath immer versuchen, Bewegungseinschränkungen zu lösen. Damit unterstützt er die Selbstheilungskräfte, die dann voll wirken können. Mehr kann ein Osteopath nicht tun, denn heilen kann sich der Organismus nur selbst.
Osteopathie ist keine Glaubensfrage, sondern eine auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauende Form der Medizin, mit der diagnostiziert und wirksam behandelt werden kann. Dazu benötigt der Osteopath unter anderem eine genaue Kenntnis der Anatomie und Physiologie